Nur so viele Kinder bekommen, wie man allein erziehen kann?

vom 15.05.2016, 08:41 Uhr

Eine Bekannte von mir kommt aus Südamerika und ist dort als Kind in Armut groß geworden. Die Eltern haben heute deutlich mehr Geld, denken aber natürlich immer noch sehr pragmatisch. Neulich hat meine Bekannte nun verkündet, dass sie in drei Jahren mit ihrem Mann ein Kind haben möchte. Dann ist sie 38 und länger möchte sie auch nicht warten.

Freude kam bei ihren Eltern aber nicht auf. Stattdessen meinte die Mutter, dass sie nur so viele und nur dann Kinder bekommen solle, wenn sie diese selbst versorgen kann. Auf den Mann könnte man nicht zählen, da dieser die Frau möglicherweise verlässt oder eventuell auch bei einem Unfall oder so stirbt. Deswegen wäre man als Frau mit Kindern immer auf sich alleine gestellt.

Ich finde diese Ansicht sehr gut und viele Frauen in Deutschland machen das leider anders. Deswegen leben viele Alleinerziehende in Armut. Es wäre gut, wenn Frauen hier in Deutschland auch einsehen würden, dass sie sich nicht auf einen Mann verlassen können und das Kind eventuell selbst durchfüttern müssen. Wie denkt ihr darüber? Habt ihr euch bei eurem Kind Gedanken darüber gemacht, wie es wäre, wenn euer Mann nicht mehr da ist?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das finde ich auch. Ich denke, man tut gut daran, vorsichtig zu agieren und sich nicht darauf zu verlassen, dass der Partner bei einem bleibt. Beziehungen können immer kaputt gehen, Männer können einen verlassen und dann steht man alleine da. Wenn man wenigstens dafür sorgt, dass man auch alleine durch das Leben kommt, dann ist es wenigstens nicht ganz so schlimm.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Die erste Frage ist doch, geht es um Erziehung oder materielle Versorgung der Kinder? Möchte man seine Kinder allein erziehen können, dann benötigt man einen Versorger oder viel Vermögen, weil man die ersten sechs Jahre gar nicht und danach nur begrenzt arbeiten gehen könnte.

Bei der Versorgung sieht es anders aus. Schließlich sind an Kindern normalerweise zwei beteiligt und für die finanzielle Versorgung zuständig. Die große Witwenrente fängt da einiges auf, wenn der verstorbene Partner schon eine Weile gearbeitet hat.

Außerdem ist für junge Eltern eine Risikolebensversicherung nicht dumm. Denn die Betreuung von Kindern kostet Zeit oder Geld. Das gilt auch dann, wenn die Frau Hausfrau ist und verstirbt. Der Vater wird durch die nötige Betreuung Gehalt verlieren. Wer nicht Großverdiener ist, wird in jeder Konstellation ins Schleudern geraten.

Natürlich ist es sinnvoll, sich nicht komplett auf den anderen zu verlassen. Aber mit Kindern ist es in vielen Jobs nahezu unmöglich, genug zu verdienen. Da muss man andere Vorsorge treffen. Stirbt der Partner dagegen nicht sondern trennt sich, dann ist er weiter für seinen Nachwuchs verantwortlich.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Für mich ist es nicht verwunderlich, dass Alleinerziehende öfters in Armut leben als Familien bzw. wenn der Partner noch da ist. Gerade bei kleinen Kindern muss die Betreuung bezahlt werden, damit man arbeiten gehen kann. Ist der Partner nicht verstorben, dann muss weiterhin Unterhalt gezahlt werden. Dieser ist in den meisten Fällen jedoch deutlich geringer und fängt das finanzielle kaum ab, denn entweder muss davon die Krippe bezahlt werden oder zusätzlich da zu die Arbeitszeit reduziert werden was auch weniger Einkommen bedeutet.

Es muss aber auch nicht sein, dass der Vater stirbt. Es kann genauso die Mutter sterben und der Vater dann alleinerziehend sein. Natürlich sollte man sich darüber Gedanken machen und auch entsprechend absichern. Ich habe mir in der Schwangerschaft darüber bereits Gedanken gemacht und der Fall ist bei mir eingetreten, dass ich mich vom Kindsvater getrennt habe und seither Alleinerziehend bin. In eine Armut bin ich deswegen nicht gefallen, denn ich habe entsprechend finanziell vorgesorgt. Wir machen keine großen Sprünge und es manchmal schon eng, aber als Armut würde ich das nicht bezeichnen.

Was heißt schon alleine durchfüttern. Hier in Deutschland geht es allen noch gut durch das soziale Netz. Keinen Job, dann gibt es Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe. Auch wenn das nicht viel ist, davon kann man leben. In anderen Ländern bekommt man nichts, rein gar nichts wenn man nicht arbeiten geht. Dort ist es viel mehr ein Problem, den Nachwuchs "durchfüttern" wenn man alleine ist. Hier ist es simpel, selbst wenn der Partner keinen Unterhalt zahlen möchte, bekommt man das vorgeschossen, dazu Wohngeld, Erstattung der Betreuungskosten usw. Wenn man kein Luxusleben erwartet und auch eigene Abstriche in Kauf nimmt, bekommt man seinen Nachwuchs hier in Deutschland immer durchgefüttert.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Vielleicht sollte man das Thema alleinerziehend und wenig Geld ein wenig größer betrachten. Denn auch wenn zwei Personen an der Zeugung beteiligt waren, ist es in diesem Land noch ein langer Weg, wirklich die Pflichten des nichterziehenden Elternteils einzufordern. Von daher sehe ich hier den größten Handlungsbedarf beim Staat, dass Kinder von alleinerziehenden Elternteilen nicht so schnell als Arm gelten in der Statistik.

Verstirbt ein Partner, ist es innerhalb kurzer Zeit geregelt, dass man für das Kind die Halbwaisenrente bekommt. Von Witwenrente will ich gar nicht reden, da die ja an eine Ehe gekoppelt ist. Aber wenn Eltern sich trennen, muss man als erziehender Elternteil einen sehr langen Atem haben, wenn der andere Elternteil sich versucht vor der Zahlungspflicht zu drücken.

Allerdings kann man auch nicht so pauschal sagen, dass man nur so viele Kinder bekommen mag, wie man versorgen kann. Mein Ex-Mann hat auch immer getönt, dass er sich nur ein Kind leisten könne. Dann gab es aber nun mal Zwillinge, was man bei der natürlichen Zeugung nicht beeinflussen kann. Demzufolge kann man diese Aussage eben auch nur bedingt umsetzen, weil man eine Mehrlingsschwangerschaft nicht ausschließen kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Wenn man immer alles so gut planen könnte. Ich meine, man kann sich ja vornehmen nur ein Kind zu bekommen, aber was ist wenn es dann eben mehrere Kinder auf ein Mal werden? Was macht man dann? Abtreiben, weil man es so nicht geplant hat sicherlich nicht.

Wenn man so möchte habe ich mich vorher zumindest mit einer Hochzeit ein bisschen abgesichert, aber ich weiß, dass mein Mann auch zu mir und meinem Kind stehen würde, wenn wir uns trennen würden. Er liebt den Kleinen und selbst wenn es zwischen uns nicht mehr laufen würde, würde er für ihn zahlen. Dessen bin ich mir absolut sicher und deswegen werde ich auch noch ein zweites Kind bekommen, wenn es wieder geht.

Eine Garantie hat man nie für eine Beziehung, aber ich denke, dass man auch nicht immer komplett für alle Kinder alleine aufkommen muss. Wir leben in Deutschland und natürlich wäre es gut, wenn sich jeder selber finanziert, aber gerade mit kleinen Kindern ist das nicht immer möglich und hier greift im Notfall eben der Staat, weswegen man sich eigentlich nicht sorgen muss. Man muss sich dann eben sehr einschränken, aber die Kinder müssen nicht hungern.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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