Sich Verbündete im "Kampf" gegen zu viele Aufgaben suchen?
Meine Chefin wollte ich mal darauf ansprechen, dass ich finde, dass ich inzwischen zu viele Aufgaben bekommen habe und gerne etwas weglassen möchte. Aber sie ist da etwas schwierig. Eigentlich verstehe ich mich mit ihr gut, aber sie ist nicht so sensibel für solche Dinge, weil sie bei sich auch nicht auf Grenzen achtet und irgendwie denkt, man könne anderen immer mehr Aufgaben geben. Daher hat das Gespräch nicht so viel gebracht.
Nun haben wir nächste Woche nochmal ein Gespräch darüber, aber ich denke, da kommt nicht so viel bei heraus. Nun ist es so, dass es noch einen anderen Ansprechpartner gäbe, das wäre der Direktor. Mit dem habe ich mich auch schon einmal relativ offen darüber unterhalten, dass ich gerne mehr Urlaub hätte, was er auch so sah, denn derjenige, der im Partnerunternehmen das Gleiche wie ich macht, hat auch mehr Urlaub. Ich glaube, mit ihm kann man da besser drüber reden und er würde sich dann vermutlich auch eher dafür einsetzen, dass mein Arbeitsplan umgestellt wird.
Allerdings habe ich mit dem ansonsten gar nicht so viel zu tun. Das liegt daran, dass ich eigentlich eine Stabsstelle habe und keiner Abteilung so richtig angehöre, sondern meine Vorgesetzten sind auch gleichzeitig die oberste Leitungsebene, da ist aber nicht klar geregelt, wer exakt nun für mich zuständig ist. Auch meine Chefin, von der ich eingangs geschrieben habe, ist Teil der Leitungsebene oder des Vorstands, aber sie ist nicht im klassischen Sinne meine Vorgesetzte. Aber mit ihr hatte ich noch am meisten zu tun. Vielleicht fühlt sie sich übergangen, wenn ich mit dem Direktor rede.
Sollte ich mal mit dem Direktor reden und ihn dazu bringen, dass er darauf hinwirkt, dass ich weniger machen muss? Oder könnten sich dann andere, mit denen ich sonst mehr zu tun habe, übergangen fühlen? Manchmal habe ich es bei Anliegen auch so gemacht, dass ich dem Vorstand Zettel mit meinen Wünschen in den Postkasten gelegt habe, das hat auch immer gut geklappt. Vielleicht sollte ich es so machen?
Das ist wirklich schwierig, denn auch ich hätte bedenken, dass sich meine Vorgesetzte, mit der ich mehr zu tun habe als mit den anderen Vorgesetzten, hintergangen fühlt, wenn ich zum Direktor gehen würde. Anderseits versteht sie es wohl nicht, dass du mit den vielen Aufgaben überfordert bist und auch ein Recht auf mehr Urlaub hast und da bleibt Dir am Ende ja nichts anderes übrig, als woanders um Hilfe zu bitten.
Die Idee mit den Wünschen im Postkasten ist natürlich auch gut. Du musst schauen, welche der beiden Optionen sich für dich besser anfühlt und diese dann am besten wählen. Ich persönlich bin da ja ganz krass. Wenn ich mich in einer Arbeitsstelle nicht fair behandelt fühle, spreche ich das direkt an und wenn meine Vorgesetzten meine Wünsche gänzlich ignorieren und ich immer mehr seelischen Druck auf der Arbeit verspüre, habe ich überhaupt keine Skrupel, meinen Job dort zu kündigen und mich anderweitig zu bewerben, wo man meine Arbeit schätzt und achtet und nebenbei noch weiß, dass ich ein Mensch mit Bedürfnissen bin und auf diese eingeht. Das bedeutet nicht, dass meine Vorgesetzten immer das tun müssen, was ich verlange, aber zumindest ein Kompromiss, der für beide Seiten angenehm ist, sollte dabei heraus springen.
Ich würde an deiner Stelle schon versuchen da jemanden zu finden, der für mich eintritt. Offensichtlich sind deine Argumente bei deiner Chefin nicht gut angekommen und da muss man dann vielleicht nach Verbündeten suchen. Ich denke, dass dir der Direktor wohl mehr helfen wird und wenn er das schlau anstellt ist da auch keiner sauer auf dich. So viele andere Möglichkeiten hast du ja auch nicht.
Damit sich niemand übergangen fühlt, muss einfach der Dienstweg eingehalten werden. Das Gespräch mit deiner Vorgesetzten hattest du schon und dabei ist keine Lösung gefunden worden. Somit wäre es eigentlich ihre Pflicht sich entsprechend mit ihren Vorgesetzten zusammenzusetzen und nach einer Lösung zu suchen. Die Argumente waren aber offenbar nicht stark genug, dass sie sich darüber Gedanken macht vielleicht hast du es auch zu sehr auf dich bezogen bzw. die emotionale Ebene bezogen. Dann kann das ganze schon einmal missverstanden werden.
Sachliche Argumente bringen einen dort weiter und auch Lösungsvorschläge wären nicht verkehrt. Wenn du selbst sagst das jemand im Partnerunternehmen mehr Urlaub dafür als Ausgleich bekommt, dann kannst du damit auch nachverhandeln. Ebenfalls am Gehalt, denn wenn die Aufgaben wachsen dann sind meiner Meinung nach auch neue Gehaltsverhandlungen fällig. Diese sollte man natürlich sachlich begründen können wieso man das ganze selbst als gerechtfertigt sieht. Kann das jemand nicht, dann braucht man sich auch nicht wundern wenn dieser Abgefertigt wird und der Arbeitnehmer hinterher unzufrieden ist.
Ich würde an deiner Stelle noch den weiteren Termin abwarten ob dabei eine Lösung gefunden werden kann, die dich und die Arbeitgeberseite zufrieden stellt. Ist das nicht der Fall, dann kannst du dich auch an die nächste Instanz wenden. Ich würde dabei aber das persönliche Gespräch mit einem Termin suchen und keine "Postkarte" auf den Tisch legen lassen, dass macht in diesem Zusammenhang keinen guten Eindruck wie ich finde. Denn seine Probleme muss man offen klären und nicht über einen "Wünsch dir was Kasten", oder geht es anderen Kollegen von dir ebenfalls so? Dann würde es eher einen Sinn machen diesen Weg zu gehen als das jeder das persönliche Gespräch sucht.
Ich habe jetzt eigentlich für mich die Entscheidung getroffen, dass ich mal eine Mail schreiben werde. Ich habe zwar morgen wieder ein Gespräch mit meiner Vorgesetzten, aber ich denke, sie wird mir da vielleicht nicht so richtig Raum einräumen, um mein Anliegen zu äußern. Daher schreibe ich das per Mail, dann hat sie das bis morgen gelesen und weiß, worum es mir geht.
Jemanden im Gespräch direkt sagen, was ich will, da bin ich eben nicht so gut. Manchmal fällt mir das Entscheidende erst hinterher ein. Das kann ich auch nicht ändern, so bin ich eben. Aber die Mail halte ich wirklich für eine gute Idee.
Ich denke auch, dass deine Idee mit der Mail richtig war, denn ich kenne es sehr gut, dass einem in dem Gespräch entscheidende Argumente nicht einfallen und hinterher ärgert man sich darüber, dass man die Chance vertan hat und wieder einen neuen Termin vereinbaren muss. Dann finde ich es schon gut, dass du es schriftlich festgehalten hast und deine Vorgesetzte es vor dem Gespräch lesen konnte. Ich hoffe, du hast auf diese Weise etwas erreichen können.
Ja, es hat tatsächlich was gebracht und ich habe erreicht, was ich wollte. Aber zwischendurch gab es erstmal ein Missverständnis. Ich hatte in der Mail geschrieben, dass ich ja nun weitere Aufgaben übernommen hatte, die ich früher nicht gemacht habe, um zu begründen, dass ich ein Seminar weghaben will. Da dachte man erst, dass ich eine dieser weiteren Aufgaben wieder loswerden möchte, was gar nicht der Fall war. Aber das konnte man dann aufklären.
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