Lernen mit Unfallerlebnissen umzugehen

vom 04.04.2010, 21:35 Uhr

Ich bin seit kurzem bei der Freiwilligen Feuerwehr in unserem Ort. Mein erster Einsatz war ein Küchenbrand der durch ein Geschirrtuch ausgelöst wurde. Mein zweiter Einsatz war ein Unfall war jedoch ein tödlicher Verkehrsunfall, ich musste mich lange mit dem Erlebten quälen. Ein Mopedfahrer wurde von einem Kleinlastwagen erfasst und getötet.

In meiner Grundausbildung der Feuerwehr wurde unter dem Punkt Brandschutz B auch das richtige Verhalten am Unfallort Sofortmaßnahme etc. unterrichtet. Ich muss jedoch von mir behaupten, ich glaube, dass ich gar nicht helfen hätte können. Die Bilder waren so schrecklich, kann man lernen damit umzugehen? Wenn ja wie ist das möglich?

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Zuletzt geändert von Gio am 03.09.2014, 11:28, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Da du erst seit kurzer Zeit bei der freiwilligen Feuerwehr bist, ist es für dich naturgemäß besonders schwer, mit tödlichen Unfällen umzugehen. Ob in der Kurzausbildung darüber gesprochen wurde, kann ich nicht wissen.

Bei der Berufsfeuerwehr gibt es auch psychologisch geschulte Mitarbeiter, die Angehörigen bei einem Unfall mit Todesfolge zur Seite stehen und ihnen helfen, solch ein furchtbares Ereignis zu verarbeiten. Bestimmt werden diese Mitarbeiter auch Neulingen, denen es ähnlich geht wie den Angehörigen helfen. Du solltest dich nicht scheuen, die beruflichen Kollegen anzusprechen und dir helfen zu lassen. Ich bin der Meinung, dass niemand allein gelassen werden muss.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Bei mir war es damals so, dass uns Feuerwehrlern ein Team der psychologischen Notfallseelsorge zur Seite stand und nach besonders tragischen Unfällen auch zu uns auf die Wache gerufen wurde. Zudem wurden wir auf einen Lehrgang geschickt, bei dem uns psychologischen Maßnahmen an Unfallorten auch näher gebracht wurden und wir mussten nach jedem größeren Einsatz miteinander reden, damit sich nichts "festsetzt".

Ich denke, dass es in jedem Landkreis irgendwo auch ein solches Notfallseelsorge-Team gibt. Vielleicht erkundigt ihr euch mal intern und vielleicht kommt so eine Zusammenarbeit zustande. Ich weiß, dass die deutschen Feuerwehren oft ganz gerne ihr eigenes Süppchen kochen, aber gerade in der psychologischen Vor- und Nachsorge solltet ihr euch informieren und vielleicht bieten diese Teams euch auch Unterstützung an und halten auch mal eine Schulung bei euch.

Ich knabbere auch noch an meinen ersten Einsätzen, ich werde aber nicht darüber reden, weil es sehr heftig war. Ohne meine Mutter wäre ich übrigens daran kaputtgegangen. Zudem stehst du noch am Anfang, deshalb hole dir auf jeden Fall Unterstützung. Ich habe in fünfzehn Jahren einige Menschen zerbrechen gesehen und weiß um die Wichtigkeit. Man kann natürlich lernen damit umzugehen, aber das dauert seine Zeit und je mehr Erfahrung du bekommst, umso besser bewältigst du es automatisch irgendwie. Aber deine ersten Einsätze, gerade die Tödlichen oder wenn Kinder im Spiel sind, wirst du nie vergessen.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12599 » Talkpoints: 0,42 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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