Vor Vermieter Umzugswunsch rechtfertigen müssen?
Meine Freundin A fand vor einigen Tagen im Internet ein sehr attraktives Wohnungsangebot, das sie neugierig gemacht hat. Da ihr einige Informationen fehlten, kontaktierte sie die Vermieterin um diese Fragen klären zu können. Die Vermieterin meldete sich heute sogar telefonisch und wollte sehr kurzfristig einen Besichtigungstermin vereinbaren.
Die Vermieterin konfrontierte A dann mit der Frage, warum A ausgerechnet in diesen Ort ziehen möchte, der 150km von As Wohnort entfernt ist. A hatte das Gefühl sich die ganze Zeit rechtfertigen zu müssen, warum sie einen Umzug in Erwägung zieht und warum sie ausgerechnet dort leben möchte.
Wart ihr schon mit der Situation konfrontiert, euch vor einem Vermieter rechtfertigen zu müssen, warum ihr ausgerechnet in dessen Ort ziehen wollt? Was haltet ihr von der Reaktion der Vermieterin? Ist das normal? Eigentlich kann es einem Vermieter doch egal sein, warum man umziehen möchte, solange solvente Mieter ins Haus kommen, oder sehe ich das falsch?
Ich kann schon verstehen, dass es einen Vermieter interessiert, warum man in seinen Ort ziehen möchte. Immerhin kann er mit dieser Informationen vielleicht seine Werbung für weitere Wohnungen anpassen. Man kann daraus beispielsweise ableiten, dass es mehr Jobangebote gibt oder die Landschaft sehr reizvoll ist.
Vielleicht hat sich der Vermieter aus der Information auch erhofft, erahnen zu können, wie lange der Mieter wohl in der Wohnung bleiben wird. Es macht ja einen Unterschied, ob der Mieter ein unbefristetes Jobangebot dort hat oder aber seinen 90jährigen Vater pflegen muss. Auch könnte man es einfach als Neugier oder Small Talk abtun. Aber in all diesen Fällen sollte es mit einer kurzen Antwort erledigt sein und dann muss bestimmt kein Verhör folgen.
Wieso sollte es einem Vermieter egal sein wen er sich ins Haus holt nur weil Geld vorhanden ist? Geld alleine ist eben nicht mehr alles, man möchte damit herausfinden ob derjenige ein geregeltes Leben hat oder ob dieser einfach nur aus Spaß in die neue Stadt ziehen möchte. Entsprechend kann man sich daraus auch einiges ableiten wie derjenige sich verhält und ggf. auch zu anderen Nachbarn steht.
Sagt man also, dass es jetzt nur zu Problemen mit dem Vermieter kommt und man die Nachbarn nicht leiden könne und man deswegen eine neue Wohnung in einer neuen Stadt sucht, dann ist das für den Vermieter ein Hinweis darauf das der potentielle Mieter nicht anpassungsfähig ist und es vermutlich zu weiterem Ärger kommt.
Sagt der potentielle Mieter jedoch, dass er wegen einem neuen Job in die Stadt kommt dann wird dort auch weiter nachgefragt werden. Denn die wenigsten Vermieter wollen jemanden der sehr Sprunghaft ist und alles halbe Jahr einen neuen Job annimmt und dann wieder auszieht.
Die meisten sind doch an langfristigeren Mietverträgen interessiert, deswegen wird bei kleinen Wohnungen auch gerne nach Beziehungen und Familienplanung nachgefragt. Darauf muss man nicht eine Antwort geben oder kann auch zur Notlüge greifen, denn das geht einen Vermieter nichts an. Aber einfach keine Antwort zu geben anstatt sich aus dieser Situation zu "retten" macht für den Vermieter kein gutes Bild und entsprechend braucht man sich über die Ablehnung dann auch nicht wundern.
Jemand der in die Stadt kommt um Familienangehörige zu pflegen macht meistens einen guten Eindruck, denn damit wird Verantwortungsbewusstsein signalisiert und auch soziales Engagement. Man kann auch hier zu einer Notlüge greifen, allerdings sollte man es einfach nicht übertreiben. Sonst wird die Geschichte unglaubwürdig und das durchschauen auch Vermieter.
Mir ist das auch schon passiert, dass Makler nachgefragt haben und es hat mich ehrlich gesagt auch kein bisschen gestört. Wobei das sicherlich auch auf die Art der Fragen, die Art wie gefragt wird und ähnliches ankommt. Ausgefragt kam ich mir nie vor.
Hier wurden Wohnungen bis zur Änderung der Maklerkosten hauptsächlich durch Makler angeboten. Ich habe maximal zweimal direkt mit dem Vermieter zu tun gehabt. Ich weiß, dass ich auf den ersten Blick keine Wunschmieterin bin. Deshalb sind Auskünfte durchaus nötig.
Auf den ersten Blick beziehe ich Sozialleistungen. Das ist meistens eh die erste Frage. Wobei mein Grundeinkommen eine Rente ist, die auf Lebenszeit bewilligt ist. Ein sichereres Einkommen gibt es nicht. Und ich könnte im Zweifelsfalls die Miete durch die Rente abdecken. Ich hätte die Maklerkosten durchaus tragen können. Ok einen Teil von den Maklerkosten hätten meine jetzigen Vermieter getragen.
Nun wohne ich seit über zwanzig Jahren im selben Haus. Da fragt man sich natürlich durchaus, warum ich ausziehen möchte. Die Frage habe ich öfters gehört und habe dazu auch Auskunft gegeben. Die Frage, warum ich Rente beziehe, wurde mir allerdings nie gestellt. Was mich immer noch verwundert. Aber ich bin da froh drum, denn mir würde keine "gute" Antwort einfallen. Hier würde ich wahrscheinlich auf aus gesundheitlichen Gründen ausweichen. Also möglichst allgemein.
Die Makler, die mich kennen gelernt haben, sagten mir, dass sie kein Problem mit meinen Sozialleistungen hätten. Ich würde sehr ehrlich und zuverlässig wirken. Ok das wäre auch etwas was meine jetzigen Vermieter, egal wie sie zu mir stehen, ebenfalls so beantworten würden. Vielleicht wirkte meine Offenheit, was die Gründe eines Umzugs betreffen, auch vertrauenserweckend?
Ich denke, ein Vermieter, der potentielle Mieter hat, die demnächst erst an den Wohnort ziehen, sieht sich die Bewerber durchaus auch noch mal anders an. Ziehen die Mieter eventuell bald wieder aus? Welche Beweggründe gibt es für einen Umzug so weit vom letzten Wohnort entfernt und so weiter. Hier vor Ort wird teilweise auch nur an Studenten vermietet, womit der Vermieter gleich weiß, die Mieter ziehen in absehbarer Zeit wieder aus.
Ich kann das Interesse der Vermieterin in gewisser Hinsicht natürlich nachvollziehen. Eigentlich ist man ja auch daran interessiert, nicht nur an zahlungsfähige und zahlungswillige Menschen zu vermieten, sondern man möchte ja auch lieber hören, dass jemand langfristig einzieht. Immerhin ist das ja auch alles mit Papierkram verbunden.
Ich denke der feine Unterschied liegt dann in der Art der Nachfrage. Nachzufragen an sich finde ich da halt noch legitim, das Ganze dann in ein Verhör zu verwandelt und regelrecht zu bohren, halte ich für kontraproduktiv und übertrieben.
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