Eltern ehrlich sagen, dass Kind nicht sehr begabt ist?
Ich gebe derzeit einigen Studenten Nachhilfe und nun auch einem 13 jährigen Jungen aus meiner Nachbarschaft. Die Eltern können nicht viel für die Nachhilfe bezahlen, es ist ihnen aber wichtig, dass sich das Kind in der Schule verbessert. Mit der Nachhilfe sind die Noten nun auch gestiegen. Die Eltern sind nun aber auch auf mich zugegangen und haben mich gefragt, ob der Sohn denn auf das Gymnasium wechseln könnte. Sie hätten gerne, dass er später studiert.
Ich wusste nicht so recht was ich sagen sollte. Der Sohn ist nicht besonders begabt, auch wenn er fleißig ist. Er lernt viele Dinge auswendig, die andere Schüler nicht lernen müssen, da sie die Logik dahinter verstehen. Er lernt sehr langsam und man muss viele Dinge mehrfach erklären. Für ein Studium eignet er sich daher meiner Meinung nach nicht.
Könnt ihr Eltern eines solchen Kindes ganz offen sagen, dass das Kind nicht begabt genug ist, um später ein Studium zu absolvieren? Oder würdet ihr den Eltern Hoffnung machen und es darauf ankommen lassen? Was wenn die Eltern das Kind später zum Studieren zwingen, obwohl es das nicht möchte?
Ich denke das man den Eltern ehrlich sagen sollte das der Junge nicht fähig ist ein Gymnasium zu besuchen. Auch aus Rücksicht dem Jungen gegenüber, denn sollte er aufgrund seiner Leistung nicht im Gymnasium bleiben können und wieder auf eine Real- oder Gesamtschule gehen müssen dann wäre das sowohl ein sehr unschönes Erlebnis für den Jungen aber auch seine Mitschüler würden wahrscheinlich für ihn unangenehm darauf reagieren.
Gerade wenn die Eltern fragen ob ihr Kind fähig ist das Gymnasium zu besuchen dann haben sie zwar die Hoffnung, dass das der Fall ist aber sie sind sich nicht sicher. Wenn man ihnen dann noch etwas Falsches sagt was die Hoffnung erhöht dann ist die Erkenntnis noch viel niederschmetternder als wenn man die Hoffnung nicht auch noch unnötig erhöht hätte.
Den Eltern beziehungsweise dem Kind falsche Hoffnungen zu machen halte ich auch unter dem Aspekt schwierig das stolze Eltern sich ungerne von den Lehrern des Gymnasiums belehren lassen, erst recht wenn sie von einer anderen Person versichert bekommen haben das ihr Kind fähig ist ein Gymnasium zu besuchen.
Mir stellt sich eher die Frage, ob du als Nachhilfe die Qualifikation aufweist, den Eltern darzulegen, dass der Junge nicht für das Gymnasium geeignet ist. Hast du auch schon mit dem Jungen geredet, ob er sich vielleicht überfordert fühlt? Das wäre die erste Anlaufstelle, wenn ich eine solche Empfehlung aussprechen müsste.
Vielleicht liegen einfach die Interessen des Jungen anders, aber das bedeutet noch lange nicht, dass er für ein Studium ungeeignet ist. Er ist erst dreizehn Jahre alt, da kann sich noch Einiges ändern. An deiner Stelle würde ich neutral bleiben und den Eltern nur sagen, dass der Junge ein paar Schwächen aufweist, aber nicht grundsätzlich für ein Studium ungeeignet ist.
Schließlich gibt es auch Studiengänge, die man nach einer Berufsausbildung absolvieren kann, also dieser Weg steht dem Jungen auf jeden Fall noch offen. Vorrangig ist aber das, was der Junge möchte. Vielleicht kann man ihn zu diesem Gespräch hinzuholen und nachfragen, welche Vorstellungen er hat.
Es müssen ja nicht die präzisen Vorstellungen sein, während der Pubertät ändern sich die Berufswünsche ja auch manchmal noch, aber ich denke, dass die Eltern zumindest die Richtung wissen sollten, in welche der Junge gehen möchte.
Dass ihr Sohn nicht eindeutig geeignet für´s Gymnasium ist, ist den Eltern ja offensichtlich klar. Es bestehen Zweifel. Daher könnte man doch eine Alternative anbieten. Man muss nicht sofort auf´s Gymnasium, um später zu studieren. Er kann doch erst den Realschulabschluss machen und dann auf ein Gymnasium wechseln.
So würde er nicht ständig unter Druck stehen. Wenn er auf´s Gymnasium geht, schafft er es vielleicht sogar mit viel Lernen und viel Glück. Aber froh wird er dabei nicht. Es wird viel Streit geben und viele Enttäuschungen. Auf der Realschule stünde er nicht jedes Schuljahr auf der Kippe, er hätte Erfolgserlebnisse, würde die Schule nicht wie die Pest hassen und könnte sich mit seinen Eltern über Wichtigeres streiten.
Nach der 10. Klasse kann er dann selber entscheiden, ob er weiter auf´s Abitur zuarbeiten will. Man würde auch deutlicher sehen, ob er dazu geeignet ist. Er hätte vielleicht schon genauere Vorstellungen, was er mal werden will und wenn dazu ein Studium nötig ist, motiviert das ungemein.
Also meiner Meinung nach besteht keine Eile. Mit dieser Alternative würde man sehr viel Druck ablassen, sowohl von den Eltern als auch von dem Jungen. Aber dennoch ist ihm der Weg zur Universität nicht verstellt. Die meisten Eltern wissen nichts von dieser Alternative. Schulberater erwähnen das selten und sind selber auch schlecht darüber informiert.
Damit könnte man sich als Nachhilfelehrer aber aus dieser kniffligen Situation befreien. Man bleibt ehrlich und dennoch ist die Nachricht nicht so niederschmetternd.
Ich denke, dass die Eltern gefragt haben um eine ehrliche Antwort zu bekommen. Wobei ich durchaus verstehen kann dass eine ehrliche Antwort hier schwierig ist. Das Kind kann aber durchaus auch das Abitur schaffen, indem es eben genug lernt. Das ist dann härter, aber es ist machbar und bei manchen Kindern dauert es auch einfach ein bisschen länger bis das logische Denkvermögen besser wird.
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