Ist der "Nazireflex" bei Politikern weit verbreitet?
Wie ihr sicherlich mitbekommen habt, war der Empfang für Heiko Maas in Zwickau alles andere, als lustig. Er wurde ausgepfiffen, ausgebuht, Plakate wurden erhoben und sicherlich gab es den einen oder anderen Chaoten. Das möchte ich in keinem Sinne schön reden, weil die gibt es bekanntlich überall.
Floskeln wie "Hau ab" oder auch "Verpiss dich" waren darunter. Es waren, so sah ich im TV und in Zeitungsausschnitte auch viele ältere Damen dort, einige jüngere Menschen und eben die altbekannten dunkel gekleideten und Sonnenbrille tragenden Herren, die natürlich eher dem Radau frönten.
Mehrere Zeitungsberichte sowie Herr Mass selber haben offenbar verlauten lassen, dass es rechts gesinnte Störenfriede waren. Andere Medien sind da etwas vorsichtiger und schreiben unter Vorbehalt "rechter Mob" usw. Sehr erstaunlich war das jetzt nicht, aber ich finde es wieder einmal interessant, wie schnell zur "Nazikeule" gegriffen wird.
Im Grunde war das wieder Mal ein Zeichen dafür, dass jeder der "Hau ab" ruft, der auf Plakaten etwas "böses" gegen der Meinung der Staates schreibt, sofort als Nazi deklariert wird. Dieser Nazireflex, so nenne ich es jetzt einmal, scheint unter Politikern weit verbreitet zu sein. Immer sind Störenfriede Nazis oder wenn es um andere Themen geht "Linke".
Ich frage mich allerdings, ob ein Politiker sich selber zuhört. Ist es wirklich so einfach, wütende SPD-Mitglieder, die enttäuscht von ihrer Partei sind, wütende Anwohner ( womöglich mit schlechten Erfahrungen in manchen Themengebieten der Politik) immer wieder als "Nazis" zu titulieren?
Kann man das wirklich heutzutage so bringen, dass alles was nicht in meinem Horn bläst, wenn ich ein politisches Sprachrohr wäre, dass dem immer direkt dem rechten Stempel aufgedrückt wird? Ich empfinde das ein wenig zu einfach und banal, als das man sich die Leute nur einmal genauer anschaut.
Deswegen frage ich mich einfach, ob dieser "Nazireflex" ständig schon in der Politik vorhanden ist ohne zu differenzieren. Ich rede nicht von vermummten Störenfrieden, die es rechts und links gibt. Ich rede vom Bürger, der nicht feige ist und sein Gesicht zeigt, der sogar mal "hau ab" ruft, aber die Konversation nicht scheuen würde, um es zu erklären. Diese Bürger ständig als "Nazi" zu titulieren kann doch wirklich nicht das Allheilargument sein, aber offenbar ist es seit über einem Jahr das gängige Heilmittel der Politik.
Wie seht ihr das? Sind Politiker wirklich bei jeder aktuellen Kritik ständig voreilig in der Frage, welcher Personendunstkreis dafür verantwortlich ist? Findet ihr es gut oder findet ihr es schlecht, dass so gesprochen wird?
Ich finde es nach wie vor sehr einfach, einfach den Nazi als Totschlagargument hervor zu holen. Im Moment gibt es anscheinend Bürger, die mit der Politik in Deutschland nicht einverstanden sind. Und das sind nicht gerade wenig. Nun müsste die Politik diese Bürger abholen, mit ihnen in Dialog treten, verdeutlichen, dass man Probleme ernst nimmt und daran arbeiten möchte.
Das geschieht aber anscheinend gegenwärtig in unserer Parteienlandschaft nur unzureichend. Die etablierten Parteien ziehen aber lieber ihren bequemen Stiefel durch. Andere Parteien werden so natürlich interessant, weil sie dem Bürger das sagen, was er hören will und die Masse leider so blöd ist, nicht tiefer zu blicken.
Das ist jetzt nicht besonders helle von diesen Bürgern, aber die Nazikeule führt eher zur Polarisierung und ist genauso blöd, wie alle Moslems als radikale Islamisten abzustempeln.
Ich glaube nicht, dass man wirklich ernsthaft alle Muslime in einen Topf werden darf. Allerdings hat der Fall Böhmermann doch gezeigt, welchen Einfluss die türkische Minderheit in diesem Land hat. Außerdem wurde bisher kaum darauf geachtet, was diverse Imame aus dem arabischen Raum oder der Türkei hier alles so abgelassen haben.
Die Rufe gegen Maas finde ich allerdings nicht so toll. Ich will auch nicht gerade, dass der Mob auf der Straße entscheidet, was in Deutschland gemacht werden soll. Solche Bilder sind für mich eher abschreckend und ich glaube auch nicht, dass enttäuschte SPD-Mitglieder oder Bürger so einen Schwachsinn veranstalten. So etwas geht eindeutig einen Schritt zu weit.
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