Warum spricht man vom "Arzt", wenn man Mediziner meint?
Ich blättere sehr gerne in alten Zeitschriften und Archiven, die teilweise im 19. Jahrhundert publiziert worden sind. Bei einigen Zeitschriften fiel mir auf, dass die Begriffe "Medicinalbeamter" und "Physikus" sehr weit verbreitet waren. Mittlerweile sagt man aber beides nicht mehr so wirklich und spricht von Ärzten oder Doktoren. Ich hätte es für logischer gefunden, wenn man grundsätzlich von Medizinern sprechen würde und nicht von Ärzten.
Mir ist bewusst, dass sich Sprache sehr verändern kann und sich der Wortschatz und die Ausdrucksweise sowie die Rechtschreibung im Laufe der Zeit stark verändern kann. Aber warum spricht man mittlerweile nur noch von Ärzten und warum wurden der Begriff Physikus aus dem Wortschatz verbannt? Ein Arzt beschäftigt sich mit der physischen Hülle des Menschen, daher wäre der Begriff Physikus meiner Ansicht nach schon passend, man sagt ja auch Psychologen zu Menschen, die sich mit der menschlichen Psyche befassen.
Warum sollte man nicht von einem Arzt sprechen? Es ist nach erfolgreich abgeschlossenem Medizinstudium und erfolgter Zulassung die offizielle Berufsbezeichnung. Das ist doch ein schönes Wort aus dem Alt- und Mittelhochdeutsch.
Ein Physikus war zwar auch ein Arzt, aber dabei handelte es sich um den offiziellen Arzt einer Stadt oder eines Kreises. Der Physikus ist sozusagen der mittelalterliche Vorgänger des heutigen Amtsarztes. Schon im 16. Jahrhundert gab es speziell ausgebildete Ärzte im Dienst der Gemeinschaft. Das trugen die Bezeichnungen, die du heute vermisst. Die anderen waren auch damals Ärzte und Bader.
Die Bader waren keine Ärzte, sie hatten den Job, den heute Chirurgen und Zahnärzte übernehmen. Das war ein Nebeneinkommen zu Bädern und Prostitution. Ein Arzt oder Physikus hätte solch niederen Arbeiten wie Zähne ziehen, Knochenbrüche richten oder Star stechen nicht übernommen.
Du sprichst ja auch im allgemeinen von Rechtsanwälten und nicht von Juristen oder von Apothekern und nicht von Pharmazeuten. Warum sollte man also nicht Arzt sagen? Doktor ist eigentlich bei vielen Berufsgruppen angesagt, die einen Doktortitel haben. Rechtsanwälte sind auch oft Doktoren. Aber Arzt ist eben ein Allgemeinbegriff, wie Rechtsanwalt oder Apotheker.
Eigentlich ist Arzt ganz und gar kein Allgemeinbegriff, auch wenn das umgangssprachlich so gesehen wird. Mit dem erfolgreich abgeschlossenen Medizinstudium wird man zum Mediziner. Erst mit dem nächsten Schritt, der Approbation wird man Arzt.
Genauso ist es mit dem Juristen. Nach dem abgeschlossenen Studium ist die Bezeichnung Jurist erreicht, Rechtsanwalt wird der Jurist erst durch die staatliche Zulassung. Diese Unterschiede werden im Alltag eben nur nicht beachtet.
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