Veräppelt fühlen, wenn man für einfache Sachen gelobt wird?

vom 20.04.2016, 22:23 Uhr

Ab und zu kommt es vor, dass ich für sehr einfache und für mich völlig selbstverständliche Sachen gelobt werde. Wenn ich beispielsweise Spaghetti mit Tomatensauce koche und mein Freund meint, dass es besonders gut schmeckt, frage ich mich manchmal eher, ob er das ironisch meint und ob ich das Essen versalzen habe oder ob ihm sonst irgendetwas nicht passt. Oder auch dann, wenn ich auf die Schnelle und ohne viel nachzudenken irgendetwas Einfaches mache, dafür dann aber gelobt werde, kommt mir das auch oft Spanisch vor. Ich weiß nicht warum, aber oft denke ich, dass man dann die Person das Gegenteil meint.

Bei Stern TV sollte eine Person aus dem Publikum nun auch einfach nur eine Autotür öffnen, wobei der Moderator dann meinte, dass die Person das wirklich gut gemacht hat, woraufhin applaudiert wurde. Da musste ich auch etwas grinsen, weil ich mir bei diesem Lob auch etwas blöd vorkommen würde. Fühlt ihr euch auch manchmal etwas veräppelt, wenn ihr für ganz einfache und für euch selbstverständliche Sachen gelobt werdet?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Na die Frage ist ja auch, wer festlegt, was einfache Sachen sind. Eine Tomatensoße schmackhaft zuzubereiten kann ja auch nicht jeder. Nicht umsonst finden Produkte wie Miracoli reißenden Absatz, oder? Also nur weil du es leicht findest, ist es nicht etwas, was nicht ein Lob verdient.

Eine Tür von einem Auto für Lob zu schließen ist natürlich albern. Aber das würde ich auch nicht vergleichen. Das eine wird zu Showzwecken gemacht. Dein Freund meint es wahrscheinlich wirklich ernst. Und freu dich doch, dass er mag was du kochst. Wenn er jedes Mal meckern würde, dass es bei seiner Mama besser schmeckt, glaube mir, das würde dich noch mehr nerven.

Und apropos seine Mama. Weißt du wie gut seine Eltern kochen können? Vielleicht sind sie ja in der Küche keine Leuchten und er ist einfach mal schon von einfachen selbst gemachten Gerichten begeistert, weil er weiß, dass es auch anders geht und das alles nicht selbstverständlich ist.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Veräppelt fühle ich mich eigentlich nicht direkt, wenn ich für etwas sehr einfaches gelobt werde. Aber ich rede es dann herunter und sage eben, dass es doch nur eine Kleinigkeit war oder das Essen eben nur zusammen geschüttet werden musste.

Allerdings habe ich generell ein Problem damit, mal ein Lob oder Kompliment anzunehmen. Ich weiß schon, dass mein Gegenüber es ernst meint, wenn er mich auch für eine Kleinigkeit lobt.Wenn ich die Person jedoch nicht so gut kennen würde, die mich wegen einer eigentlichen Lappalie lobt, dann würde mich wohl auch fragen, ob die Person das nun wirklich so meint.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Dass man im Fernsehen für jeden Piep vom Moderator gelobt und vom Publikum beklatscht wird, ist doch nachvollziehbar finde ich. Das hat dann aber nichts damit zu tun, dass man die Sachen wirklich gut gemacht hat, sondern eher damit, dass man das Publikum auch animieren und alle im Fernsehen generell bei Laune halten muss. So einen Miesepeter will man vor der Kamera nicht sehen, daher muss man die Menschen bei Laune halten, das gehört zum Job dazu. Ich würde mich da nicht veräppelt fühlen, das hat ja damit nichts zu tun wie ich finde.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kann das Gefühl schon verstehen, aber was für einen selber einfach ist, ist es für den anderen eben nicht immer und so denke ich schon, dass das Lob auch durchaus ernst gemeint sein kann. Darum würde ich mich auch nicht unbedingt veräppelt fühlen, aber eben auch direkt sagen, dass das doch nichts schwieriges war und das Lob für mich auch nicht nötig. Das Beispiel mit dem Fernsehen finde ich auch schwierig zu beurteilen, weil der Applaus sicher auch dafür war, dass sich der Zuschauer überhaupt auf die Bühne getraut hat.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Die Sache mit dem Fernsehen ist für mich durch die Umstände auch ein Sonderfall. Aber ich habe auch schon Leute für Sachen gelobt, die für diejenigen vielleicht total selbstverständlich zu sein scheinen. Zum Beispiel finde ich es toll, wenn jemand mit gefühlt drei Handgriffen ein Zimmer zum Glänzen bringen kann, während ich mich dafür gefühlt immer anstrengen muss.

Da kann das Gegenüber auch erstaunt sein, weil es für die andere Person denkbar banal ist. Den umgekehrten Fall kenne ich auch, da sind die Gründe dann identisch. Wenn einem etwas so leicht fällt, dass man schon gar nicht mehr darüber nachdenken muss und es für selbstverständlich hält, ist man überrascht über ein Lob.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Veräppelt fühle ich mich nicht direkt, wenn ich für einfache Sachen gelobt werde, ich gehe aber trotzdem automatisch davon aus, dass die Person es nicht ernst meinen kann oder dass sie wahrscheinlich keine Ahnung hat, wovon sie redet. Ich habe meistens das Gefühl, dass im Lob eine Prise Ironie mitschwingt, weswegen ich es dann auch nicht richtig ernst nehme kann. Ich nehme Lob nur gerne an, wenn ich selber etwas geschafft habe, was schwierig war und worauf ich stolz bin. Dann bin ich auch froh, wenn es von anderen gesehen und gewürdigt wird.

» BubbleGum » Beiträge: 139 » Talkpoints: 1,36 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Früher hatte ich auch meine Schwierigkeiten mit Lob und habe mich schnell veräppelt gefühlt oder das Bedürfnis gehabt, meine Leistung herunter zu spielen oder mich zu rechtfertigen. Aber nach einigem Üben bin ich mittlerweile fast soweit, Lob anzunehmen und mich daran zu erfreuen, ohne es groß zu hinterfragen, zumindest wenn es von vertrauenswürdigen, netten Menschen kommt.

Es mag also beispielsweise schon sein, dass das von mir gekochte Essen absolut simpel war, aber immerhin habe ich dafür gesorgt, dass eine warme Mahlzeit auf dem Tisch steht! Ohne mich würde sie nicht da stehen, also ist ein Lob durchaus gerechtfertigt, auch wenn ich darauf nicht angewiesen bin. Außerdem kann man auch die simpelste Tätigkeit gut und sorgfältig machen, aber auch versauen, weswegen auch dann ein Lob angebracht ist, wenn man "nur" die Wäsche zusammen gelegt hat, diese jedoch sauber Kante auf Kante!

Simpel ist zudem ein weiter Begriff. Manche Leute können nicht kochen, andere nicht lesen, wieder andere nicht Auto fahren. Eigentlich wäre es ja auch lächerlich, wenn man eine erwachsene Person dafür lobt, dass sie 15 km Landstraße ohne Unfälle und Katastrophen hinter sich gebracht hat, aber ich tue mir mit dem Autofahren nach wie vor so schwer, dass es für mich eine Leistung ist, und lasse mich auch gerne dafür loben.

» Gerbera » Beiträge: 11317 » Talkpoints: 49,13 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich kenne das Gefühl auch, aber ich versuche das Kompliment oder das Lob nicht mehr herunterzuspielen, sondern ich versuche es eher zu akzeptieren, auch wenn ich es nicht ganz ernst nehmen kann und mir auch ein wenig veräppelt vorkomme. Manchmal frage ich mich dann aber schon, ob die Leute denken, dass ich eine gewisse Sache nicht hinbekommen würde und sie mich überrascht loben, aber irgendwie kann ich das nicht wirklich glauben.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Gerberas Sichtweise ist ganz richtig. Das Lob für etwas einfaches oder selbstverständliches ist einfach ein Zeichen der Wertschätzung. Mir persönlich ist sehr wichtig, dass Menschen, die ich schätze, wissen, dass ich deren Arbeit nicht als Selbstverständlichkeit ansehe. Umgekehrt möchte ich auch Wertschätzung erfahren.

Natürlich ist es keine große Sache, eben die Hunde rauszulassen, das Baby ins Bett zu bringen oder schnell eine einfache Mahlzeit zu zaubern. Das ist keine große Kunst und es muss erledigt werden. Trotzdem ist es einfach nett, wenn der andere das für seinen Partner oder seine Partnerin erledigt.

Ein einfaches Beispiel ist ein Ritual in meiner Ehe. Länger als dieses Jahrtausend alt ist, macht mein Mann mir jeden Tag das Frühstück. Jeden Tag bekomme ich morgens einen Kaffee, meine Tabletten und eine Schale Haferflocken, Müsli oder Cornflakes. Wenn er vor mir aus dem Haus ist, finde ich meine Tabletten, mein Frühstück, meine Tasse unter der Kaffeemaschine und einen kleinen Zettel.

Selbstverständlich könnte ich diese wenigen Handgriffe selbst erledigen. Und natürlich besiegt mein Mann da nicht den Krebs oder den Hunger in der Welt. Aber mir zeigt diese kleine Geste enorm viel. Wie lange würde er das noch tun, wenn ich mein Frühstück von ihm als Selbstverständlichkeit ansehen würde? Ein einfaches "Danke", ein Lächeln, kleine Kommentare wie, dass diese Tasse meine Rettung ist, oder es sehr gut schmeckt, zeigen dann eben meine Wertschätzung.

» cooper75 » Beiträge: 13379 » Talkpoints: 509,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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