Von Vorname auf Heimatland schließen?
Ich habe vor kurzem eine Person kennengelernt, mit der ich mich auf Anhieb gut verstanden habe. Wie das so ist in solchen Situationen stellt man sich auch mit dem Vornamen vor, es gehört einfach dazu.
Auf jeden Fall habe ich einen eher ungewöhnlichen Namen, der hier nicht besonders weit verbreitet ist. Mein Gesprächspartner hatte daher gleich die Vermutung, dass ich aus dem Land komme, in dem mein Name einheimisch ist und sehr häufig vorkommt. Dabei trifft das in meinem Fall gar nicht zu und ich finde nicht, dass man da pauschale Aussagen treffen kann.
In meinem Fall war es nämlich so, dass mein Vater früher als Student ein Erasmusjahr hatte und dort jemanden getroffen hat, der meinen jetzigen Vornamen getragen hat. Ihm hat der Vorname so gut gefallen, dass ich eben auch so heiße, meine Mutter hatte glücklicherweise nichts dagegen und ich bin sehr zufrieden mit meinem Vornamen.
Mittlerweile ist es ja auch ein Trend, dass man Kinder eben nicht zwangsläufig mit "einheimischen" Namen belegt. So kenne ich auch viele Deutsche, die ihren Kindern englische oder französische Vornamen geben. Das heißt aber nicht, dass das dann automatisch Franzosen, Engländer oder Amerikaner sind.
Schließt ihr manchmal vom Vornamen auf das Heimatland? Was haltet ihr von dieser Praxis?
Wie man an deinem Beispiel sieht, kann man da wirklich ziemlich danebenliegen, wenn nur der Vorname ausländisch klingt. Ich würde das auch automatisch gar nicht annehmen, es sei denn andere Faktoren wie der Nachname oder das Aussehen sprechen noch für die Herkunft aus einem anderen Land.
Freimachen kann ich mich von solchen Überlegungen aber auch nicht, so mutmaße ich manchmal bei Leuten, die in den Siebzigern geboren wurden und einen auffällig ausländischen Namen haben, oft, dass sie im Osten des Landes geboren sind. Was tatsächlich oft gar nicht so falsch ist, denn zu der Zeit waren ausländische Vornamen dort sehr beliebt.
Man kann aber auch fulminant danebenliegen. So dachte ich einige Zeit, eine Frau aus meiner Ahnenlinie müsse aufgrund ihres Vornamens "Salome" jüdischer Abstammung gewesen sein und fand das dann total spannend. Ihr Mädchenname und der Eintrag im Kirchenbuch deuteten dann aber nicht daraufhin, vermutlich fanden die Eltern den Namen einfach nur schön.
Wenn man Hufgetrappel hört, dann denkt man eben eher an Pferde als an Zebras. Ein Siebo wird eher aus dem Norden Deutschlands stammen als aus Bayern. Lieke, Ton, Luuk und Braam leben wahrscheinlich in den Niederlanden oder wurden dort geboren.
Phoebe, Finley, Maisey und Lewis haben eher englische als deutsche Eltern. Wenn ein im Ausland verbreiteter Name nicht gerade in Deutschland Modename war, dann trifft man eben eher jemanden aus dem betreffenden Land, der so heißt.
Ich schließe nie vom Vornamen auf das Heimatland. Heutzutage kann man Namen doch überall finden und was einen gefällt nimmt man dann eben. Den Namen für unseren Sohn haben wir in einem französischen Namenbuch gefunden, wobei es nun auch kein französischer Vorname ist, aber der hätte es ja sein können und dann wäre der Kleine trotzdem ein Deutscher gewesen. Es gibt so viele schöne Namen und da muss man keinen landestypischen Vornamen mehr nehmen.
Meistens liegt man damit doch ganz richtig. Klar geben auch deutsche Eltern mittlerweile gerne ausländische Namen, aber die meisten Kevins dieser Welt werden wohl immer noch in englischsprachigen Ländern beheimatet sein. Also die Statistik gibt einem sicherlich recht.
Wobei ich gerade bei Kevin auch gar nicht mehr von einem nicht-deutschen Herkunftsland ausgehen würde. Aber es gibt ja auch sehr seltene ausländische Namen. Es kommt ja auch auf andere Faktoren an. Der Nachname, das Aussehen.
Aber ich finde es auch überhaupt nicht schlimm, wenn man nachfragt. Immerhin zeigt es Interesse, es ist persönlicher als über das Wetter zu reden und eventuell erfährt man auch etwas über den anderen. Selbst wenn der dann nicht aus dem vermuteten Land stammt, erfährt man immerhin, dass der Vater ein Erasmusjahr gemacht hat und prompt kann man fragen, was der Vater denn studiert hat. So funktionieren Gespräche.
Gerade heute morgen habe ich im Radio gehört, wie eine Frau beschrieben hat, wie sie aufgrund ihres amerikanischen Akzents von ihren deutschen Mitmenschen immer sofort auf ihr Heimatland angesprochen wird und gefragt wird, wie es sie nach Deutschland verschlagen hat. Sie fand das diskriminierend. Für mich wäre das einfach nur ein interessantes Gesprächsthema. Jemanden, der in Bayern Kölsch spricht würde ich ebenso danach fragen.
Natürlich gibt es Namen, die auf manche Länder oder Kulturen schließen lassen. Aber ich finde auch, dass man nicht mehr in der heutigen Zeit danach gehen kann. Nicht jeder Justin kommt aus Amerika. Mittlerweile bekommen ja die Kinder alle möglichen Namen und heißen schon wie Obst oder irgendwelche Städte.
Daher würde ich auch nicht direkt davon ausgehen, dass einer aus dem Land XY kommt, weil einen typischen Namen für diese Region trägt. Das kann sicher schnell zu einer peinlichen Angelegenheit werden.
Da ich selber einen Namen habe, der eigentlich nicht typisch für Deutschland ist, muss ich sagen, dass ich noch nicht auf die Idee gekommen bin, vom Vornamen auf das Heimatland zu schließen. Früher war das vielleicht noch eher möglich, aber mittlerweile ist es doch nicht mehr unüblich, dass man den Kindern auch untypischere Namen gibt, die einem eben gut gefallen. Darum muss ich sagen, dass ich nicht darauf schließen würde, dass die Person aus dem Land kommt. Höchstens würde ich mal fragen, für welches Land das ein typischer Name ist.
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