Wie direkt redet ihr mit eurem Chef oder Vorgesetzten?
Viele Arbeitnehmer haben großen Respekt vor ihrem Chef bzw. vor dem jeweiligen Vorgesetzten. Das ist auch gut so. Allerdings ist zu viel Respekt auch nicht unbedingt das Beste. Im Gespräch mit dem eigenen Chef/Vorgesetzten kann man seine Interessen und Bedürfnisse häufig nicht durchsetzen, wenn man vor Respekt erstarrt. Außerdem wollen viele Personen mit Führungsverantwortung gar nicht unbedingt, dass die Mitarbeiter zu zurückhaltend sind.
Deswegen frage ich mich, wie direkt ihr mit eurem Chef bzw. Vorgesetzten sprecht? Seid ihr sehr direkt und sprecht knallhart an, was ihr wollt und was euch stört oder haltet ihr euch sehr zurück? Ich habe in meinem beruflichen Alltag beide Varianten erlebt. Sicherlich haben beide Varianten Vor- und Nachteile.
Obwohl meine Firma mittlerweile aufgrund der Mitarbeiterzahl und der ausgeprägten Unternehmensstrukturen viel von ihrem Start-up-Charme eingebüßt hat, sind die Hierarchien bei uns eher flach geblieben. Das bedeutet, dass der Draht zu unseren direkten Vorgesetzten ein ziemlich guter ist und sie jederzeit ein offenes Ohr für uns haben. Dazu gehört natürlich auch, dass wir uns duzen und Probleme ohne Zurückhaltung ansprechen können.
Teilweise wurde die Herangehensweise der Entscheidungsträger auch schon offen (bei einem Meeting vor versammelter Mannschaft) kritisiert. Natürlich zeigen wir trotzdem ein gewisses Maß an Respekt gegenüber unseren Vorgesetzten, ich bin allerdings selbst oft derjenige, der gerne mal stichelt oder einen sarkastischen Kommentar abgibt, der dann auf beinahe freundschaftliche Art pariert wird.
Ich finde das sehr gut so, weil durch Zurückhaltung und/oder Schüchternheit wirklich gute Ideen oder hilfreiche Kritik schnell untergehen können, sofern man sich nicht traut, diese offen zu äußern. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass es für Führungspersonen schwieriger ist, bei diesem Stil ernst genommen zu werden. Mein Vorgesetzter schafft das allerdings super und findet die Balance.
Wenn ich unserem CEO morgens im Fahrstuhl begegnen würde, würde ich mich aber natürlich noch ein wenig anders verhalten.
Meine Chefin ist glücklicherweise sehr offen für Vorschläge und Kritik und gibt sich wirklich alle Mühe, dafür zu sorgen, dass nicht nur der Laden läuft, sondern die Mitarbeiter auch im Großen und Ganzen gerne in die Arbeit kommen. Ich bin auch wirklich froh, dass ich keinen cholerischen alten Brüllsack oder ein rückgratloses Muttchen am Start habe, sondern eine Vorgesetze, mit deren Führungsstil ich mich recht gut identifizieren kann.
Im Gespräch habe ich den Grundsatz: Direkt in der Sache, höflich im Ton. Auf Kommandoton und Vorhaltungen reagiert nämlich niemand positiv, schon gar nicht Chefinnen und Chefs aller Art. Deswegen formuliere ich meine Anliegen durchaus unmissverständlich, stelle sie aber dennoch als Vorschlag oder Nachfrage dar und natürlich nicht als Forderung.
Meine Chefin ist nämlich auch nicht die Dümmste und versteht auch, dass ich mich generell nur an sie wende, wenn ich ein wichtiges Anliegen oder Problem habe. Da muss ich sie nicht erst verbal vors Schienbein treten oder plump-vertraulich so tun, als wären wir beste Freundinnen.
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