Würdet ihr eine Initiative "Recht auf Rausch" unterstützen?

vom 28.04.2016, 22:05 Uhr

Bei den ganzen Debatten um die Entkriminalisierung von Drogen, hört man ja immer wieder mal den Slogan vom "Recht auf Rausch". Sogar einige deutsche Strafrechtler plädieren ja mittlerweile schon für die Einstellung einer strafrechtlichen Verfolgung von Drogenkonsumenten.

Ich persönlich finde ja solch eine Kehrtwende eigentlich nicht gut und würde solch eine Initiative bestimmt auch nicht unterstützen. Wie sieht denn eure diesbezügliche Meinung aus? Würdet ihr ein "Recht auf Rausch" sofort unterschreiben oder hättet ihr da auch so eure Vorbehalte? Wo würdet ihr denn die Vorteile und Nachteile bei solch einer angedachten Gesetzesnovelle sehen?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich würde keine Drogen nehmen und habe das auch noch nie getan. Denn ich hätte Angst, dass das dann irgendwelche Nebenwirkungen hat. Aber andererseits würde mich schon mal interessieren, wie es ist, wenn man bekifft ist und ich glaube, wenn ich mal alt bin und es nicht mehr so darauf ankommt, werde ich das mal ausprobieren.

Es ist für mich schon nachvollziehbar, dass manche ein Bedürfnis danach haben, mal etwas Außergewöhnliches zu erleben oder sich mal wegzuschießen. Vielleicht hatte man viel Stress oder man will einfach mal entspannen, was auch immer. Daher kann ich es nachvollziehen, dass manche kiffen. Und ich habe auch einige Menschen kennengelernt, die regelmäßig kiffen und die lebten eigentlich ansonsten normal und hatten ein geregeltes Leben, sie haben sich nur ab und an ein Tütchen reingezogen. Verurteilen kann ich das nicht.

Bei härteren Drogen hätte ich allerdings Bedenken, denn diese machen ja auch im Gehirn einiges kaputt und da fände ich es ganz gut, dass man Menschen davor bewahrt, sich selbst zu zerstören und das auch strafrechtlich sanktioniert. Ich würde also das Recht auf Rausch in Bezug auf Cannabis unterstützen, aber nicht bei harten Drogen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Talkmaster am 29.04.2016, 10:38, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Ich bin in dieser Hinsicht mit mir selber uneins. Persönlich interessiere ich mich nicht für Drogen aller Art und habe auch nicht das Gefühl, etwas zu verpassen oder ein eingeschränktes Leben zu führen, nur weil ich noch nie "high" war. Mir kann es also eigentlich egal sein, ob Drogenkonsum strafrechtlich verfolgt wird oder nicht, aber natürlich ist es eine interessante gesellschaftliche Frage. Aktiv unterstützen würde ich anderer Leute "Recht auf Rausch" dennoch nicht, da mir die gesundheitlichen Folgen doch mehr als suspekt sind.

Einerseits sind manche "Drogen" gesellschaftlich so weit verbreitet, dass man sich als Nicht-Konsument praktisch rechtfertigen muss, wenn man kein Feierabend-Bierchen mag oder bei Feiern aller Art freiwillig nüchtern bleibt. Auch der Nikotin-Konsum galt bis vor ganz kurzer Zeit als legitime Beschäftigung, derer man ungestört fast überall nachgehen konnte. Dabei handelt es sich bei den "Volksdrogen" Alkohol und Nikotin eindeutig um Rauschgift, deren anhaltender und regelmäßiger Konsum nicht weniger fürchterliche Folgen für die Gesundheit haben kann als der illegaler Substanzen, deren Konsum nach wie vor unter Strafe gestellt ist, obwohl man sich oder andere auch nicht mehr gefährdet als durch Rauchen und Saufen.

Ebenso ist ja mittlerweile vollkommen klar, dass Suchtkranken nicht dadurch geholfen wird, dass man sie strafrechtlich verfolgt. Alkoholismus oder Nikotinsucht gelten schon seit Langem als Krankheiten, die behandelt werden müssen, aber der Konsum von anderen Suchtstoffen wird nach wie vor als Delinquenz oder Charakterschwäche ausgelegt, derer man durch Strafen beikommen kann? In meinen Augen ist diese Unterscheidung willkürlich und unlogisch und macht es den Betroffenen und Angehörigen schwer, Hilfe zu suchen oder sich aus dem entsprechenden "Milieu" zu lösen.

Andererseits kann man natürlich auch argumentieren, dass die Hemmschwelle gerade bei den Jungen und Abenteuerlustigen ins Bodenlose sinkt, wenn man für Drogenkonsum nicht mehr riskiert, in den Knast zu wandern oder ähnliche empfindliche Strafen zu kassieren, und dass es vielleicht sogar schick und gesellschaftsfähig werden könnte, seine Freizeit zugedröhnt auf der Parkbank zuzubringen oder unter anderen Substanzen 60 Stunden legal durcharbeiten zu können, etwa als Manager oder sonstiger Wichtigtuer.

Aber in dieser Hinsicht bin ich eher der Meinung, dass der Drogenkonsum wahrscheinlich nicht groß zunehmen würde. Die Legalität von Alkohol und Nikotin, oder auch der verbreitetete Missbrauch von Medikamenten stürzen bekanntermaßen sehr viele Leute ins Unglück, aber damit kommt die Gesellschaft schon seit Generationen problemlos klar. Und wer auf andere Stoffe Zugriff haben möchte, hat jetzt auch schon kein großes Problem damit, solange er seine Aktivitäten geheim hält.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich würde es nicht unterstützen und ich sehe es auch aus einer anderen Richtung. Natürlich wer momentan das ganze schon "erleben" möchte, der muss sich die Sachen entsprechend dafür besorgen und das geht auch ohne weiteres wenn man weiß wo und man auch bereit ist den Preis dafür zu bezahlen.

Würde das ganze legal werden und man könnte es in jedem Geschäft legal erwerben, dann würde meiner Meinung nach auch die Anzahl der Konsumenten ansteigen. Auch bei einfachen Dingen wie Cannabis wäre das der Fall. Was daraus dann aber auch folgt, die wenigsten würden sich daran auch halten hinterher auf das Auto zu verzichten oder eben nicht mehr am Straßenverkehr teilzunehmen, da es ja legal wäre. Somit hätte man nicht nur die Fahrer die unter Alkohol fahren, sondern zusätzlich noch eine breite Masse an Drogenkonsumenten. Erwischen kann man dabei nicht alle, aber ich würde demnach auch eher folgern das natürlich mehr Unfälle daraus resultieren.

Was sich dadurch aber reduzieren lassen könnte wäre die Zahl der Drogentoten die eben das gepanschte Zeug momentan noch kaufen und man dort eigentlich nicht genau weiß, ob das ganze rein ist oder mit diversen Mittelchen gestreckt wurde und vor allem weiß man nicht mit was genau. Das würde dann entfallen, weil entsprechend auch eine Kennzeichnung erfolgen müsste wenn das ganze im Geschäft legal erworben werden könnte.

Problem was ich ebenfalls noch sehe, sind Kinder und Jugendliche. Wir alle wissen eigentlich, dass beides erst ab 18 Jahren ausgegeben werden darf. Doch ist es kein Problem auch jünger bereits an diese Dinge zu kommen. Entsprechend würde wohl auch die Zahl der Minderjährigen Konsumenten ansteigen, wenn man wirklich über ein Ladengeschäft daran kommen kann.

Hingegen gehe ich sogar einen Schritt weiter und würde auch dafür sein, dass Minderjährige die entsprechend Nikotin und Alkohol konsumieren entsprechend dafür auch bestraft werden können. Denn es ist nicht abzusehen welche Folgekosten durch den frühen Konsum entstehen für anschließende Therapien, Entzüge etc. Jugendliche und Kinder sind in ihrer Erfahrung noch nicht so weit, dass sie das ganze wirklich abschätzen könnten und entsprechend deswegen gibt es ja die Grenze mit der Volljährigkeit, auch wenn mit 18 immer noch genug Leute dumm und naiv sind und das ganze nicht Einschätzen können. Entsprechend sollten die Kosten für weitere Behandlungen und Therapien die allgemein durch Drogen, egal ob legal oder illegal, von jedem selbst getragen werden müssen anstatt von der Allgemeinheit.

Ich gehe inzwischen soweit, dass wenn ich zu einem entsprechenden Notfall mit dem Rettungswagen gerufen werde bei dem sich jemand voll gesoffen hat und entsprechend nicht mehr weiß was er tut, eine private Rechnung schreibe für den Einsatz. Dann kann sich die Person selbst damit auseinandersetzen und das ganze entweder aus eigener Tasche bezahlen oder versuchen das über die Krankenkasse erstattet zu bekommen. Denn auch die Hemmschwelle sinkt in dieser Hinsicht und blockiert Rettungsmittel, Intensivstationen und verursacht einiges an Kosten im Gesundheitssystem.

Ich würde das ganze entsprechend nicht befürworten. Es gibt dabei nur die Ausnahme für mich, dass wenn jemand wirklich schwer krank ist und entsprechend sein Leiden und Schmerzen nur mit Cannabis lindern kann, da die entsprechenden Ersatzmedikamente nicht greifen dieser das ganze legal erwerben und auch anbauen kann. Zudem finde ich es auch ein Unding, dass die Kosten dafür von den Krankenkassen nicht übernommen werden hingegen für die Ersatzpräparate die lediglich auf der Basis beruhen schon. Diesen Aspekt sollte man einmal bedenken und überdenken, denn aus Spaß oder wegen der Erfahrung wollen diese Leute das ganze gar nicht haben, sondern eben um hinterher wieder ein Leben zu haben.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich sehe diese ganzen "Legalisierung von Cannabis" und "Recht auf Rausch" Debatten äußerst fraglich. Hinzu kommt, dass ich mich offenbar fragen muss, ob manch ein Politiker in Deutschland sich selber reden hört? Dort wird des Öfteren damit argumentiert, dass wenn etwas legal im Handel erwerblich ist, dass man Dealer usw. aus den Verkehr zieht! Ich muss da immer schmunzeln.

Ich habe mal mitgeteilt, in welchen beruflichen Bereich ich durch Umwege tätig bin und teilweise war. Prostitution war das Hauptthema. Dort sind Drogen allgegenwärtig und kein Pappenstiel. Leute werden gefügig gemacht, um entsprechend viele Freier zu bewirten und vieles mehr. Das wäre durch eine Legalisierung durchaus noch einfacher, was mir direkt missfällt.

Hinzu kommt das Argument, dass Schwarzhändler = Dealer aus den Verkehr gezogen werden. Das ist völliger Quatsch. Jedem ist doch bewusst, dass Drogen legal in Apotheken wie Cannabis & Co teuer ausfallen werden, als das Billigzeug vom Dealer. Somit wird der Ansturm von den ohnehin bereits Abhängigen, die kaum Kohle haben, weiter dort stattfinden, wo der Rausch preiswert bleibt. Wenige Ausnahmen würde es geben, so erlesene Kundschaft, welche die Kohle hat, die dann die Apotheke nutzen würden oder spezielle Shops.

Ein weiteres Problem ist, dass mit Sicherheit eine Erfassung der Daten erfolgt, wer Drogen kauft. So ist eine neue Art der Suchtüberwachung gegeben, was Kontrolle bedeutet und sich die wenigsten "Junkies" darauf einlassen würden, weil viele nicht entdeckt werden wollen! Es geht doch wohl niemand davon aus, dass man in Zukunft dann in die Shops geht oder in die Apotheke und sagt "1 Gramm Haschisch" bitte, bezahlt und weg. Die wollen schon wissen, wer es kauft - da bin ich mir sicher!

Darüber hinaus herrscht in Deutschland eine Doppelmoral. Auf der einen Seite stets verteufeln, dass immer mehr Menschen drogenabhängig sind und mehr Jugendliche kiffen, aber dann von Legalisierung oder Recht auf Rausch reden? Sinn?

Es ist jetzt in mehreren Studien in puncto Kiffen herausgekommen, dass das Herz darunter leiden kann. Viele junge Menschen hatten eher einen Herzinfarkt und das ist sicherlich keine Basis, um etwas zu legalisieren. Von Heroin, Crystal Meth, Ecstasy, Kokain & Co ganz zu schweigen.

Je einfacher jemand an Drogen kommt, desto eher wird es genutzt. Wer es nun legalisiert oder eine Plattform dafür bietet, der wird einen weiteren Hype der Drogen übermitteln. Damit gibt man gerade den naiven Jugendlichen das Gefühl, "ach wenn es legal ist - dann ist es nicht schlimm". Völlig falsches Signal.

Viele meiner ehemaligen Freunde waren Kiffer oder sind es noch. Ihr Leben ist eine einzige Relaxbasis. Arbeiten? Die sind froh, wenn sie sich noch alleine die Schuhe zubinden können, weil sie träge, schläfrig und dauergechillt sind. Sorry, dass nenne ich keine Grundlage, die man wirklich wollen kann.

Sicherlich geht es ein Stück weit darum, dass Recht auf Rausch so zu definieren, dass man nicht jedem ins "Kiffen" & Co reden möchte, aber der Staat soll doch jetzt nicht auf die bewährte Kacke hauen. Zigaretten werden mit widerwärtigen Bildern beklebt, weil immer mehr Raucher sterben und krank werden. Gleichzeitig verdient der Staat Unmengen an Steuern, aber trotzdem wäre es ihm lieb, wenn die Leute aufhören. Usw.

Ich sage klar, dass ein Recht auf Rausch das falsche Signal ist und nicht gegeben werden darf. Das hat nichts mit Bevormundung zu tun, sondern mit Schutz vor Drogen und die Gefahren, die nicht bei allen Drogen sicher einzugrenzen sind.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Die Drogen und die dazugehörige Kriminalität ist aber da, dagegen kann man tatsächlich wenig tun. Denn Menschen nehmen alle möglichen Substanzen, um Spaß zu haben und Leiden zu lindern. Es wird immer Käufer und Verkäufer geben.

Ein Modell ähnlich dem niederländischen wäre gar nicht so dumm. Kleine Kiffer bleiben weitgehend unbehelligt, die Beamten können sich um die großen Fische kümmern. Und die Coffee Shops drüben werden nun nicht gerade extrem gestürmt, wenn man nur die Inländer betrachtet.

So schreiben sich Beamte und Staatsanwaltschaft die Finger wund für nichts und wieder nichts. Sauberes Heroin mit definierter Stärke hätte auch immense Vorteile. Das würde einige Tote pro Jahr verhindern. Gleichzeitig nähme die Kriminalität in diesem Bereich ab.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich verstehe nicht wirklich, warum so viel über das Thema diskutiert werden muss. Die Prohibition in den USA war doch ein Paradebeispiel dafür, dass ein Verbot von Rauschmitteln - in dem Fall Alkohol - nicht nur nicht funktioniert hat sondern auch die Kriminalität gefördert hat.

Bei Drogen sieht man genau das gleiche Schema. Die Leute, die Drogen konsumieren wollen, kommen irgendwie immer an ihren Stoff, und riskieren unter Umständen ihr Leben, weil das Zeug gepanscht ist. Und die kriminellen Strukturen blühen auch und der Staat kommt nicht dagegen an.

Ich bin deshalb auf jeden Fall für eine Legalisierung von Drogen unter den entsprechenden Rahmenbedingungen. Das würde eine ganze Reihe von Problemen lösen und den Staat entlasten, auch finanziell, denn eine Steuer wie bei Tabak und Alkohol wäre dann sicher angebracht.

Und nebenbei bemerkt - die Zahl der Konsumenten von Marihuana ist in den US-Staaten, die es legalisiert haben, nicht wesentlich gestiegen. Viele sagen, dass sie es mal ausprobiert haben nach der Legalisierung, aber keine regelmäßigen Konsumenten geworden sind. Das wird bei uns wahrscheinlich genauso sein.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Hier werden die Dinge einfach zu viel schön geredet. Wer die Todesfälle durch Alkohol und Rauchen sieht, kann auch nicht gerade glücklich sein. Nur ist dies eben ein seit Jahrhunderten akzeptiertes Verhalten. Dagegen haben die wesentlich stärkeren und verbotenen Drogen teilweise noch extremere Nebenwirkungen. Da wären die Psychosen oder die Überdosen, die eben oft auch Absicht sind. Außerdem tun die Leute mit illegalen Drogen wesentlich schneller dinge, die sie sonst nicht so tun würden. Meiner Ansicht nach sollte man den Unsinn verbieten.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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