Landen eigene Haustiere bei euch auch mal auf dem Teller?

vom 27.04.2016, 17:41 Uhr

Ich bin damit groß geworden, dass bei meinen Großeltern durchaus die Hühner und Kaninchen irgendwann auf dem Teller gelandet sind. Wenn die Hühner ein gewisses Alter erreicht hatten und keine Eier mehr gelegt haben, dass sind sie geschlachtet worden. Auch die Kaninchen wurden ein Zeit gehalten und gefüttert und dann irgendwann meistens geschlachtet.

Da wir ländlich gewohnt haben, war durchaus üblich so und wird auch teils heute noch so gehalten. Als Kinder waren wir dann natürlich immer traurig, wenn wir unser Herz an ein Tier gehängt haben und es dann doch irgendwann auf dem Speiseplan gelandet ist. So haben wir dann irgendwann unsere eigenen Kaninchen bekommen, die dann nicht geschlachtet wurden.

Heute könnte ich mir gar nicht vorstellen meine eignen Haustiere zu essen. Ich halte nun auch keine Hühner oder Kaninchen, aber die Überlegung Hühner zu halten, stand durchaus schon im Raum. Jedoch käme es für mich gar nicht in Frage, diese Tiere dann irgendwann zu schlachten. Bei mir würde jedes Tier an Altersschwäche sterben.

Eine Bekannte von mir kann das so gar nicht verstehen. Bei ihr landen die Hühner regelmäßig im Topf, wenn sie eben ins Alter kommen. Sie möchte nicht, dass die Hühner irgendwann leiden und dann sterben. Außerdem sieht sie es als Verwendung an, wenn man ein Tier einfach so sterben lässt. Zumindest wenn es sich dann um ein Huhn handelt, wie in ihrem Fall. Würdet ihr die eigenen Haustiere auch irgendwann schlachten und essen? Käme das für euch in Frage oder seit ihr auch total dagegen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich fände es ziemlich pervers, Hühner zu halten und zu betüddeln, und dann die Verwandtschaft, die unter grässlichen Bedingungen leben und sterben mussten, auf dem Teller zu haben. Für mich ist das purer Egoismus und reine Bequemlichkeit. Welche Tiere hatten denn ein besseres Leben als die eigenen.

Die eigenen Tiere dann an Altersschwäche sterben zu lassen ist Heuchelei hoch drei. Wenn man Fleisch isst, dann ist es ziemlich lächerlich, die eigenen Befindlichkeiten als Tierliebe zu verkaufen. Dann sollte man wohl besser Vegetarier werden. Ein simples Rechenbeispiel zeigt, wie weltfremd das für einen Fleischesser ist.

Das normale Huhn wird 8 bis 14 Jahre alt. Nehmen wir 10 Jahre an. Rein statistisch verzehren wir in Deutschland pro Kopf 288 Eier pro Jahr. Nach zwei Jahren bricht die Legeleistung stark ein, das gilt für Massenproduktion und Haushuhn.

Von den Jahren mit Huhn werden also 8 Jahre wieder Eier gekauft. Das verschleißt für einen schon 4 Legehennen unter gruseligen Bedingungen und macht zusätzlich rund 4 geschredderte Küken. Jetzt werden noch 12 Kilo Huhn gegessen.

Eine Hühnerbrust von Discounter wiegt etwa 400 Gramm und ist das meistverkaufte Teil. Nehmen wir 8 Kilo Brust an und den Rest andere Teile, dann sind das 20 Masthühner pro Nase und Jahr. In 10 Jahren verbraucht man so 208 Hühner, denen es richtig beschissen gegangen ist.

Das wird nicht besser, wenn die eigenen paar Hühner glücklich sind. Die wären genauso glücklich, wenn sie im Topf landen würden. Da würde man auch gleich das gesamte Tier essen und bewusster genießen. Damit würden dann tatsächlich weniger Tiere leiden.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Unsere Hühner werden auch irgendwann an Altersschwäche sterben. Verschwendung ist es in meinem Fall nicht, weil ich mir stattdessen keine fremden, schon geschlachteten Hühner kaufe, sondern als Vegetarier ja ganz darauf verzichte. Ansonsten kann ich das Argument schon nachvollziehen.

Wobei man dann auch seine Katzen essen könnte. Dann könnte man auch auf den Kauf von vier Kilo Schweinefleisch verzichten. Außerdem sollte man keine Kinder bekommen, weil die ja auch nur wieder Fleisch essen. Also das könnte man wirklich extrem ausweiten. Ich verstehe schon, dass die Haltung von Tieren mit Emotionen verknüpft ist, die man fremden Tieren nicht entgegenbringt.

Die wären genauso glücklich, wenn sie im Topf landen würden.

Das stimmt nun definitiv nicht. Hühner sind nicht glücklich, wenn sie im Topf landen. Auch wenn sie glücklich gelebt haben, bedeutet das ihren Tod. Auch ist nicht gesagt, dass man als Hühnerhalter sein Geflügelfleisch aus der übelsten Massenzucht kauft. Man kann sie ja auch beim Nachbarn kaufen, der es eben hinbekommt, seine Hühner zu schlachten. Diese Gegenüberstellungen finde ich immer so schwarz-weiß.

Dass Tiere leiden müssen, wenn man sie alt werden lässt, sehe ich überhaupt nicht ein. Das ist ja gar nicht gesagt. Gut, wenn es eine Krankheit hat, die mit Schmerzen einhergeht. Aber das alt werden an sich ist ja wohl nicht schmerzhaft. Meine Kaninchen sind auch bis zum Tag vor ihrem Tod rumgehoppelt. Warum hätte ich sie also sieben Jahre vorher schlachten sollen, um ihnen Schmerzen zu ersparen?

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Hühner haben keine Vorstellung davon, dass sie viele glückliche Jahre verpassen, wenn sie im Topf landen. Sie können nicht unglücklich darüber sein. Genauso können sie nicht glücklich darüber sein, dass das Leben in der Massentierhaltung bald vorbei ist. Aber sie wissen, ob sie jetzt glücklich und zufrieden sind. Oder gehst du davon aus, dass tote Hühner ihren Tod bedauern?

Was wäre, wenn du jetzt plötzlich stirbst, Bienenkönigin? Du bekommst es gar nicht mit. Du erschreckst gerade noch vor dem Bus und dann ist es schon vorbei. Wärest du dann unglücklich? Natürlich nicht, denn du wärest tot. Warum soll es Tieren anders gehen?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Was wäre, wenn du jetzt plötzlich stirbst, Bienenkönigin? Du bekommst es gar nicht mit. Du erschreckst gerade noch vor dem Bus und dann ist es schon vorbei. Wärest du dann unglücklich? Natürlich nicht, denn du wärest tot. Warum soll es Tieren anders gehen?

Dennoch beendet man ihr Leben zu einem verfrühten Zeitpunkt. Ich wäre auch glücklicher, wenn ich merke, dass ich die 80 geschafft habe und offensichtlich nicht mit 35 vom Bus überfahren wurde. Klar kann das ein Huhn nicht einschätzen und nicht mal eins und eins zusammenzählen. Aber Fakt ist, dass es noch ein paar Jahre glücklich hätte sein können und dass man ihm das nimmt, wenn man es in jungen Jahren schlachtet.

Wenn man so rangeht, ist es auch nicht schlimm, dass Frau Goebbels ihren Kindern Gift gegeben hat. Sie haben es eh nicht mitbekommen und können darüber nicht mehr unglücklich sein.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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