Durch Mensaangebot auf Ernährung in Gesellschaft schließen?
Ein Bekannter von mir kommt aus dem Iran. Er ist erst wenige Monate in Deutschland und studiert hier daher auch erst seit kurzem. Er ist noch dabei, sich in diesem Land einzuleben und zurechtzufinden, wobei es ihm aber sehr gut hier gefällt.
Vor kurzem sprach er mich auf die Ernährungsweise der Deutschen an. Er hatte wohl den Eindruck gewonnen, dass ein sehr großer Teil der Bevölkerung sich ausschließlich vegetarisch ernähren würde. Ich war erstmal verdutzt und wollte natürlich wissen, wie er darauf kommt. Er meinte, dass das Mensaangebot ja auch sehr vegetarisch und auch vegan ausgebaut wäre und dass er eben sehr viele Studenten mit vegetarischem Essen sehen würde.
Ich finde jedoch nicht, dass das zwangsläufig ein Bild auf die Gesellschaft wirft und ich habe ihm auch gesagt, dass es doch eher mit dem Geld zusammenhängen könnte. Ich kenne auch Studenten, die kaufen sich immer das vegetarische Essen in der Mensa, weil das günstiger ist und sie sparen müssen.
Bei uns in der Mensa kostet das vegetarische Essen nämlich knapp einen Euro weniger und das rechnet sich natürlich hoch. Andere Studenten, die ich kenne, essen zwar auch gerne Fleisch, allerdings nur, wenn sie wissen wo das Fleisch herkommt und ob das Tier auch glücklich war.
Findet ihr, dass man durch das Nahrungsangebot in Mensen und Kantinen auf die Ernährung der jeweiligen Gesellschaft schließen kann? Oder ist das kompletter Humbug?
Nein, vom Mensaangebot kann man keineswegs auf die gesamte Gesellschaft schließen. Zum einen wird die Speisekarte dort doch von ein paar Menschen gemacht, nach deren Vorstellung, was die Studenten denn gerne essen würden. Die können auch total daneben liegen. So gibt es sicherlich Mensen, die den Trend Vegetarisch noch gar nicht umgesetzt haben.
Zum anderen muss auch die Mensaleitung wirtschaftlich agieren. Also selbst wenn sich die Deutschen gerne von Kaviar und Muscheln ernähren, könnte sich das eine Mensa nicht leisten. Ebenso wenig wie die Studenten, da sie eben zu einer gesellschaftlichen Gruppe gehören, die finanziell nicht sonderlich gut da steht.
Zudem gehören die Studenten einer gebildeten Gruppe an, die darin auch gar nicht den Durchschnittsdeutschen vertritt. Je gebildeter, desto mehr Wert wird auf gesunde Ernährung gelegt. Desto mehr werden politische oder moralische Aspekte in die Ernährung übernommen. Ich bezweifel, dass es in einer Mensa einer Fabrik mit 90% Angestellten im Billiglohnsektor ebenso viel vegetarische Gerichte gibt. Weil sie dort einfach nicht gegessen werden würden.
Wobei man da auch anführen könnte, dass Studenten keine körperlich anstrengenden Aufgaben haben, sondern eher Nahrung für´s Gehirn brauchen. Auch daher könnte das Angebot in Mensen von Fabriken fleischlastiger und damit gehaltvoller sein.
Kurzum: ich denke, dass gerade in Mensen von Universitäten nur eine ganz bestimmte, klar abgegrenzte Gruppe bedient wird, die sich durch verschiedene Aspekte auszeichnet. Und damit spiegelt sie mitnichten die gesamte deutsche Bevölkerung wieder.
Ich finde auch dass, das Mensaessen kein Spiegelbild der Gesellschaft, sondern eher der Catererkalkulation ist. Die Studenten die ich kenne, legen mehr Wert auf abwechslungsreiches und kostengünstiges Essen und dass die sich beim Fleischangebot über "glückliche Tiere" Gedanken machen, ist mir in der Art eigentlich nicht aufgefallen.
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