Hohe Durchfallquoten im Studium ungewöhnlich oder normal?

vom 24.04.2016, 17:43 Uhr

Ich habe vor kurzem von einem Fall in Saarbrücken gehört, wo in einer Matheklausur etwa 94 Prozent aller Studenten durch die Prüfung gefallen waren und man seitdem diskutiert, ob die Klausur viel zu schwer war oder ob die Studenten einfach zu faul waren. Es handelte sich wohl um eine Vorlesung für höhere Mathematik für Informatiker.

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum ausgerechnet das so in den Medien thematisiert wird. Ich kenne durchaus Studiengänge, wo in manchen Modulen locker 95 Prozent durchgefallen sind beim ersten Versuch. Das wurde aber nie medial thematisiert. Ich habe auch schon gehört, dass manche Unis gezielt Klausuren so stellen, weil eben ausgesiebt werden soll. Es soll nicht jeder "Idiot" das Studium schaffen, sondern eben nur die Elite.

Findet ihr hohe Durchfallquoten im Studium ungewöhnlich oder normal? Könnt ihr verstehen, warum die Uni Saarbrücken medial so viel Aufmerksamkeit bekommt?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Das kommt doch sehr auf den Studiengang und die Universität an, oder. Mein zweiter Studiengang war noch mit Diplom, ich bin schließlich alt :D , da war an meiner Universität eine Durchfallquote von 90 Prozent normal. Die Durchschnittsnote der erfolgreichen Absolventen lag immer irgendwo zwischen 3,0 und 3,0 je nach Jahrgang. Prüfungen versemmelten immer 60 bis 80 Prozent, je nach Thema.

An der privaten Nachbbaruni brach kaum jemand ab, die Endnoten lagen immer über 1,5 im Schnitt. Die Superprüfung mit 94 Prozent haben angehende Mathematiklehrer in Köln hingelegt. Shit happens, dann versucht man es eben noch einmal.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich komme aus Österreich und mein Studium liegt auch schon einige Jahre zurück. Auch ich komme noch aus dem Diplom-Zeitalter. :D

Jedenfalls gab es in meinem Studium auch eine Vorlesung, wo im Schnitt 90 bis 95% der Studenten beim ersten Antritt durchgeflogen sind. Warum das macht? Keine Ahnung. Für mich war das eine reine Horrorprüfung! Noch dazu Chemie, was so und so schon nicht zu 100 Prozent mein Spezialgebiet war und ist. Für diese Prüfung habe ich wochenlang gebüffelt wie in meinem ganzen Leben noch nicht und irgendwie habe ich es dann sogar tatsächlich geschafft, gleich beim 1. Mal durch zu kommen.

Dafür bin ich bei anderen Prüfungen gerasselt, wo eigentlich kaum jemand durchfliegt. Ich habe es geschafft. :lol: Vielleicht sollen solche Durchfallquoten zu einem noch intensiverem Lernen motivieren. Bei mir hat es jedenfalls als Motivation gewirkt. Wenn ich ehrlich bin, muss ich gestehen, dass ich vermutlich nicht so intensiv gelernt hätte, wenn die Durchfallquote nicht gar so hoch beim 1. Mal gewesen wäre.

Und ich muss auch sagen, dass ich im Nachhinein zwar derartige Durchfallquoten auch für fragwürdig halte, aber dennoch finde ich es in Ordnung, dass es eben auch "schwierigere" Prüfungen gibt. Irgendwie steigert das schon auch das Niveau eines Studiums, wobei man das sicher auch ohne derart hohen Durchfallquoten irgendwie erreichen kann.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich denke das ist wirklich sehr von Universität und Studiengang abhängig. Meine Schwester zum Beispiel hat Sonderschullehramt studiert, dort hat eigentlich jeder das Studium geschafft ohne große Probleme. Ich studiere Wirtschaftswissenschaften und bei uns sieht das schon anders aus.

In manchen Klausuren gibt es bei uns wahnsinnig hohe Durchfallquoten in anderen sehr geringe. In Technischen Studiengängen ist es denke ich noch extremer. Viele Technische Studiengänge sind ja ohne Zugangsbeschränkung, also ohne NC und die Studierendenzahl wird dann durch aussortieren bei Prüfungen verringert. Da machen viele Universitäten auch kein wirkliches Geheimnis daraus.

Bei uns gab es dieses Semester zum Beispiel auch eine Klausur bei der 85 Prozent durchgefallen sind und das obwohl der Lehrstuhl sogar die Klausur um 10 Punkte angehoben hat, da kann man sich die Durchfallquote vorstellen. Und auch wenn ich die Klausur selber nicht mitgeschrieben habe, bin ich mir doch relativ sicher, dass dies nicht nur an der Faulheit der Studenten lag. Bei dem ein oder anderen sicher aber bei den meisten denke ich eher nicht.

Auch der Tutor hat noch bevor die Klausur korrigiert war gesagt, dass sie zeitlich viel zu knapp bemessen war und das geforderte Transferwissen weit über das hinausgeht was man von einem Studenten erwarten kann und die Studenten vom Dozenten absolut nicht auf den Schwierigkeitsgrad der Klausur durch entsprechende Übungsklausuren vorbereitet wurden.

Ich kenne auch Professoren die der Meinung sind, ihr Fach ist erst dann Anspruchsvoll wenn genug Studenten durchfallen. Das ist meiner Meinung zwar etwas sinnfrei, aber man kann es dem Professor ja nicht verbieten. Ich kenne allerdings durchaus Fälle wo Professoren aufgefordert wurden den Schwierigkeitsgrad der Klausur in Zukunft zu überdenken, beziehungsweise die Studenten auf den Schwierigkeitsgrad besser vorzubereiten.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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