Mit älteren Kindern über Affären reden? Normal oder komisch?

Sagen wir mal das Kind ist schon ein bisschen älter, also ein Teenager oder junger Erwachsener, der schon ausgezogen ist. Nun nehmen wir mal an, dass ein Elternteil eine Affäre hat und sich einfach mal aussprechen möchte. Sollte man das mit dem Kind machen? Sollte man das Kind um Rat fragen, was man zu tun hat oder wie man sich entscheiden soll?

Ich habe das mal so mitbekommen bei einem Kumpel und war sehr bestürzt, wie man so egoistisch handeln kann. Immerhin verletzt es den jungen Menschen ja, wenn ein Elternteil dann plötzlich eine Affäre hat und den Vater oder die Mutter betrügt. Zudem entsteht ja auch ein Gewissenskonflikt.

So etwas finde ich offen gesagt ziemlich daneben. Es ist egal wie alt mein Kind ist, ich würde trotzdem nicht mit ihm über mein Liebesleben im Schlafzimmer reden. Ich finde das gehört sich nicht.

Wenn das Kind aufgeklärt werden muss, finde ich es schon in Ordnung, wenn man dessen Fragen beantwortet, aber eher allgemein formuliert. Mich persönlich interessiert nicht, mit wem meine Eltern wo schlafen und welche Stellung sie benutzen oder wie verhütet wird. Es gibt eine Grenze zwischen Kind und Eltern, egal wie alt das Kind ist, die man nicht überschreiten sollte. Über Affären zu sprechen finde ich da total daneben.

Wenn man als Elternteil trotzdem über seine Affäre sprechen möchte, dann soll man das gefälligst mit dem besten Freund oder einer Freundin tun, aber das Kind da raushalten. So wird doch die unbeschwerte Kindheit total versaut.

Es ist schon ein großer Unterschied, ob jemand Teenager oder junger Erwachsener ist, und in welcher Form das Gespräch geschieht. Wenn das Kind die Situation anspricht, dann sollte man als Elter der Frage nicht ausweichen oder sie abwürgen.

Und natürlich darf man auch den Kindern gegenüber Themen ansprechen, die einem auf dem Herzen liegen. Es kann beispielsweise sein, dass ein Elternteil eine solche Beziehung geführt hat, und sich jetzt dem Kind gegenüber aussprechen möchte.

Dabei wird man natürlich graphische oder sehr intime Details auslassen, aber das würde man ja auch den besten Freunden gegenüber tun. Und man sollte seine Kinder auch nicht nach Ratschlägen in Beziehungs- und Lebensentscheidungen fragen.

Ich würde meine Reaktion, beziehungsweise Beurteilung eines solchen Gespräches, auch vollständig davon abhängig machen, wie die entsprechenden Begleitumstände aussehen. Wenn mein Vater mir heute beispielsweise anvertrauen würde, dass er vor 30 oder 40 Jahren mal eine Affäre hatte und meine Mutter betrogen hat, dann würde ich das logischerweise nicht gerade prickelnd finden. Da es aber schon fast ein halbes Jahrhundert her wäre und mich letztendlich auch nichts angeht, würde ich es der Mutter aber auch nicht sagen und würde mich stattdessen freuen, dass mein Vater mir doch scheinbar sehr vertraut, indem er mir das sagt.

Wenn ich nun allerdings erst 15 oder 16 Jahre alt wäre, würde meine Reaktion ganz sicher nicht so besonnen und ruhig ausfallen. Vermutlich wäre ich außerordentlich wütend auf die Person, die die Affäre hatte und würde möglicherweise sogar verlangen, dass sie innerhalb der Familie, beziehungsweise eben gegenüber dem Betrogenen, offen gelegt wird. Wenn ich jetzt genauer darüber nachdenke wüsste ich wahrscheinlich gar nicht, wie ich mit dieser Situation überhaupt umgehen sollte.

Auf jeden Fall würde es das Verhältnis zu der Person, die die Affäre gehabt hat, mehr oder weniger nachhaltig stören. Deshalb finde ich auch, dass man dies mit seinem Kind nicht besprechen sollte - egal, wie gut das Verhältnis zwischen Elternteil und Kind bisher vielleicht gewesen war. Die meisten Kinder können in einem jugendlichen Alter vermutlich nicht richtig damit umgehen und selbst einigen Erwachsenen dürfte es nicht leicht fallen damit umzugehen, wenn ihnen ein Elternteil eine solche Affäre offenbart. Als normal würde ich ein solches Gespräch also ganz gewiss nicht bezeichnen.

Ich finde das auch nicht gut, wenn ein Elternteil das so macht. Auch wenn das Kind schon älter oder vielleicht schon erwachsen ist, finde ich es nicht in Ordnung, wenn dann ein Elternteil dem Kind erzählt, dass es eine Affäre hat und was da weiter zu tun ist. Gerade dann, wenn das andere Elternteil es noch nicht wissen darf, dann weiß das Kind doch auch nicht, wie es dem Elternteil noch in die Augen sehen soll. Ich finde, dass das sehr komisch ist, wenn man so etwas mit dem Kind beredet.

Ich finde das irgendwie schon sehr merkwürdig und auch unschön. Auch wenn das Kind schon erwachsen ist und man als Eltern ein freundschaftliches Verhältnis mit ihm hat, finde ich das irgendwie eigenartig. Man will als Kind ja auch nicht unbedingt so intime Geständnisse von den Eltern wissen. Wenn sie einen neuen, festen Partner haben, nachdem sie sich getrennt haben, ist das ja etwas anderes und das sollten die Kinder natürlich erfahren. Aber über Affären muss man nun nicht unbedingt sprechen, wie ich finde.

Ich denke auch nicht, dass das ein Thema ist welches man mit seinen Kinder besprechen muss oder denen das hinterher großartig noch erklären wenn es schon viele Jahre her ist und entsprechend keine Konsequenzen folgen. Etwas anderes ist es natürlich wenn man eine Affäre hatte und aus diesem Grund die Beziehung zur Mutter in die Brüche gegangen ist und man sich deswegen getrennt hat.

Natürlich wird das Kind irgendwann den Grund wissen wollen wieso die Trennung stattgefunden hat, und dann kann man auch offen dazu stehen. Wie man das ganze allerdings formuliert hängt vom Alter des Kindes ab, einem 6 jährigen muss man sicherlich nicht alles erzählen wie jemand der erst mit 20 danach fragt.

Ich selbst wusste das mein Vater über mehrere Jahre Affären hatte. Das wusste ich sogar noch vor meiner Mutter, die das ganze nur vermutet hatte. Ich war einfach weiter, da ich regelmäßig in seinen E-Mails gestöbert und im Rechner gestöbert habe. Als meine Mutter das einmal mitbekommen hat, ist für sie die Welt zusammengebrochen. Gesagt habe ich es ihr nie, dass ich es bereits Jahre vorher wusste.

Was soll es schon ändern? Mein Vater hätte damit nicht aufgehört, meine Mutter hätte es irgendwann doch erfahren und ich wäre noch der Depp gewesen weil ich nichts gesagt habe. Hätte ich etwas gesagt und mit meinem Vater das Gespräch gesucht, dann wäre ich nur wieder verprügelt worden weil es mich nichts angeht. Somit habe ich es auf sich beruhen lassen.

Letztes Jahr kam mein Vater dann an um sich auszusprechen über seine Fehler. Dabei hat er mich 8 Stunden lang vollgetextet was er alles falsch gemacht hat, das meine Mutter auch alles falsch gemacht hat und es ihm so leid täte. Auch seine Affären fing er dann an im Detail zu beschreiben. Darauf konnte ich ehrlich verzichten und ich habe zwar nett genickt und alles, aber geistig total abgeschalten. Das sind Details die gehen nur ihn etwas an, ich erzähle ihm auch nicht wie der Sex mit meinem Partner im Bett ist.

Dieses Gespräch über seine Affären hätte er nicht mit mir, sondern mit meiner Mutter führen müssen. Das hat er bis heute allerdings noch nicht gemacht, stattdessen wissen alle seine Kinder über sein Liebesleben Bescheid bzw. über das Liebesleben unserer beiden Elternteile. Brauche ich ehrlich gesagt nicht und das werde ich meinen Kindern auch nie auf die Nase binden.