Werden Vegetarier in der Suppenküche nicht berücksichtigt?
In der Zeitung habe ich neulich einen sehr lobenden Artikel über eine Suppenküche in meiner Stadt gelesen. Die Suppenküche besteht schon seit sehr langer Zeit und es werden in der Regel abgelaufene Produkte verkocht, die man vom Supermarkt und Discounter bekommt. Es gibt aber auch in nahezu jedem Gericht Fleisch, so dass Vegetarier auf der Strecke bleiben.
Für diese gibt es dann weniger attraktive Alternativen wie etwa einfach nur ein Käsebrot, Äpfel und solche Dinge. Es wird nicht das gleiche Gericht ohne Fleisch gekocht, da dies einfach zu aufwendig ist und die Vegetarier immer in der Minderheit sind. Auch wollen viele Vegetarier das Fleisch nicht aus dem Gericht heraussammeln, da es schon ausreicht, dass es mitgekocht wurde.
Findet ihr das Suppenküchen Vegetarier diskriminieren? Oder muss man letztendlich damit leben, wenn man Bedürftig ist und dann gewissermaßen noch Sonderwünsche hat? Wie seht ihr das?
Und das hat auch in dem Artikel dringestanden, dass diese Suppenküche fast ausschließlich abgelaufene Lebensmittel verarbeitet? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, denn das wäre doch hochgradig gefährlich und mit Sicherheit auch gar nicht zulässig.
Aber ansonsten empfinde ich es jetzt nicht unbedingt als Diskriminierung, denn was soll denn so eine Suppenküche noch alles leisten? Mehrere Wahlmenüs und möglichst noch verschiedene Desserts? Und selbst wenn Käsebrote und Äpfel kostenlos ausgeteilt werden, was ist denn da jetzt schon wieder schlimmes dabei?
Man sollte sich anpassen und nehmen was man kriegt. Wenn man dann noch Ansprüche stellt, kann das doch nur schief gehen. Was kommt als nächstes? Wird dann noch ein 5 Gänge Menü erwartet oder was?
Gerade die Suppenküchen leben doch von freiwilligen ehrenamtlichen Helfern und die Nahrungsmittel können auch nicht endlos neu gekauft werden. Ich finde, irgendwo muss man Abstriche machen und wenn man zu hohe Ansprüche hat, muss man eben woanders hingehen. Es bleibt auch gar nichts anderes übrig, als sich an der Statistik zu orientieren.
Es gibt statistisch betrachtet die meisten Fleischesser, soll man jetzt für jede Minderheit kochen? Dann kommen die Veganer und stellen Ansprüche, jemand anderes möchte ohne Kohlenhydrate essen wegen einer Diät und die Schlange nimmt kein Ende.
Diabetiker oder Menschen mit salzarmer Kost wegen Nierenproblemen werden auch nicht berücksichtigt, weil es nicht geht. Wer das Tagesgericht nicht mag, der hat auch Pech gehabt. Wer soll das denn leisten?
Der Unkostenbeitrag deckt nicht die Kosten. Die Freiwilligen sammeln Spenden, organisieren die Abholung der Lebensmittel und tun immer neue Unternehmen auf, die bereit sind zu spenden. Sie bereiten die Mahlzeiten zu, geben das Essen aus, spülen, putzen, haben ein offenes Ohr und vermitteln weitere Hilfen. Was sollen die noch leisten?
Man kann ja nun mal nur das machen, was da ist und auf andere Gruppen wird ja auch keine Rücksicht genommen. Wenn man dann etwas anderes haben will, muss man eben schauen dass man das günstig oder gratis bekommt. Solche Möglichkeiten gibt es ja auch durchaus, wenn das Essen dann auch nicht warm ist. Es ist ja auch schwierig die Nährstoffe zu bekommen, die man braucht, wenn man sich auf der Straße lebend vegetarisch ernährt. Mit ein bisschen Einkommen kann man dann ja auch zur Tafel gehen und sich selber Lebensmittel geben lassen.
Ich finde es sogar eher befremdlich, dass in einer Suppenküche anscheinend täglich Fleisch angeboten wird. Dass abgelaufene Produkte verwendet werden, glaube ich sowieso nicht und führe es auf unkritisches Querlesen zurück. Wer weiß, wieviele Fakten hier sonst noch untergegangen sind.
Jedenfalls ist es in meinen Augen sowieso sinnvoller und ökonomischer, vegetarische Gerichte anzubieten, wenn es vor allem darum geht, möglichst vielen Menschen für möglichst wenig Geld eine warme Mahlzeit zu bescheren. Und das ist ja eigentlich das Prinzip einer Suppenküche, oder lebe ich schon wieder auf dem falschen Planeten?
Fleisch ist teuer in der Herstellung, weil man die Viecher ja mit mehr Aufwand großziehen, transportieren, töten, zerlegen und weiterverarbeiten muss als, sagen wir, Linsen oder Kohlköpfe. Und vegetarisch heißt ja auch nicht, dass man die armen Leute mit einem kleinen gemischten Salat abspeisen muss. Es gibt genug nahrhafte, simple und gesunde Rezepte, bei denen das Protein beispielsweise aus Hülsenfrüchten stammt.
Und allzu billiges Fleisch grenzt meiner Meinung nach sowieso an Schlachtabfälle, die ich gerade einkommensschwachen Mitbürgern gar nicht vorsetzen wollen würde. Nur weil man wenig Geld hat, ist man deswegen ja nicht der Müllschlucker der Nation und muss für jeden übrig gebliebenen Dreck dankbar sein. Glücklicherweise funktionieren zumindest die Tafeln in meiner Umgebung auf durchaus menschenwürdige Art und Weise. Suppenküchen kann ich nicht beurteilen, die sind hier wohl nicht so verbreitet.
Andererseits kann ich natürlich auch verstehen, dass die Betreiber und Helfer dieser Suppenküche auch die Spenden und Lebensmittel verwerten und anbieten müssen, die sie bekommen, weil sonst die Spendenbereitschaft sicher schnell nachlässt. Auf keinen Fall sollten Gerüchte entstehen, dass hier übergroße Ansprüche gestellt werden. Aber ich bleibe dabei: Wenn diese Suppenküche nicht im Hinterhof einer Großmetzgerei untergebracht ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass es dort täglich Fleisch gibt, weil es einfach unökonomisch ist.
Und ich erkläre es gerne noch mal: Essen wird nicht dadurch vegetarisch, dass man die gröberen Fleischbrocken herausfischt. Für Vegetarier ist das keine Option, aber im Großen und Ganzen sind Käsebrote und Obst natürlich auch sehr viel besser als gar nichts, vielleicht sogar besser als billiges, übrig gebliebenes Fleisch von minderer Qualität.
Unsere Suppenküche hat tatsächlich meist Fleisch im Angebot. Aber es handelt sich dabei weder um frisches Fleisch, noch um Schlachtabfälle. Gulasch und Rouladen sind durchaus beliebt. Das kommt aber aus der Dose. Genauso wie die Fleischeinlage in den Eintöpfen aus der Dose oder der verschweißten Packung kommen.
Verbeulte Dosen, Dosen ohne Etikett, Dosen kurz vor Ablauf der Haltbarkeit sortieren die Märkte aus. Mancher Hersteller spendet Chargen, wo die Wurst leichte optische Mängel hat oder die Etiketten fehlerhaft sind. Die Tiere sind längst aufgezogen, transportiert und geschlachtet worden.
Warum sollte man das Essen nun entsorgen, weil man arme Menschen ohne Fleisch vermeintlich billiger satt bekommt? Die Brötchen stammen bei uns beispielsweise aus der Kantine von Mercedes. Sollen die weggeworfen werden, weil Lachs, edler Käse und französische oder italienische Salami und Serranoschinken für Menschen mit wenig Geld zu gut sind?
cooper75 hat geschrieben:Warum sollte man das Essen nun entsorgen, weil man arme Menschen ohne Fleisch vermeintlich billiger satt bekommt? Die Brötchen stammen bei uns beispielsweise aus der Kantine von Mercedes. Sollen die weggeworfen werden, weil Lachs, edler Käse und französische oder italienische Salami und Serranoschinken für Menschen mit wenig Geld zu gut sind?
Genau das meine ich ja. Ich verstehe vollkommen, dass Suppenküchen nichts wegschmeißen oder ablehnen, weil sie ja im Idealfall den zweifachen Zweck erfüllen, die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren und Menschen, die wenig Geld haben und/oder nicht selber kochen können/wollen, eine nahrhafte Mahlzeit zukommen zu lassen. Ich würde mich sauber aufregen, wenn Essen aus ideologischen Gründen weggeschmissen würde, und gönne den Gästen ihre italienische Salami wirklich von Herzen.
Aber ich bleibe immer noch dabei, dass ich mir rein aus Geldgründen nicht vorstellen kann, dass eine Suppenküche einen derartigen Fleisch-Schwerpunkt hat, dass die Vegetarier in die Röhre gucken. Schließlich bleibt ja auch genug Gemüse und so übrig. Oder wird das Grünzeug anderweitig verwendet, und Suppenküchen verwenden schwerpunktmäßig Essen aus Dosen oder Tüten? Dagegen ist in meinen Augen natürlich auch nichts einzuwenden. Vielleicht sollte ich mal vor Ort recherchieren.
Bei uns gibt es sowohl in der Küche der Tafel und auch in der Küche der Kirche pro Tag ein Gericht. Frische Ware ist selten, die geht in die Verteilung. Denn wer soll das alles schneiden und putzen? Dafür fehlen einfach die Helfer und die Gerätschaften.
Schließlich müssen in maximal zwei Stunden etwa hundert Gäste versorgt werden. Du kannst ja auch nicht vorplanen, man weiß nie, wie viele kommen. In den Einrichtungen in den Stadtteilen gibt es oft nur eine uralte Einbauküche mit einem kleinen Kühlschrank.
Was hat das mit Diskriminierung zu tun? Die Suppenküchen kochen mit den Zutaten die sie aus Spenden bekommen. Bei der einen besteht halt ein größerer Zulauf an Fleisch, bei einer anderen an Gemüse. Die Leute sind ohnehin froh etwas zu essen zu bekommen, und ich habe bei der Ausgabe noch nie erlebt das jemand gemeckert hat weil es keine Vegetarische Alternative gibt.
Ich habe mehrere Jahre in einer Suppenküche mit geholfen und wenn dort wirklich einmal ein Vegetarier dabei war und dieser mich auch gebeten hatte entsprechend mehr Beilagen auf den Teller zu packen anstatt das Stück Fleisch, dann hatte ich damit auch kein Problem. Denn andere haben sich über das Stück Fleisch das dadurch "übrig" war mehr gefreut anstatt das diese Beilagen bekommen haben. Man muss einfach nur zusehen, dass genug für alle übrig bleibt damit jeder auch ein Essen bekommt. Wenn an einem Tag mal weniger Leute kamen, dann war Nachschlag auch kein Problem, an manchen Tagen ging es einfach nicht.
Hier in der Suppenküche ist es auch eher die Ausnahme das es jeden Tag Fleisch gibt, da die Zulieferer meistens die Supermärkte sind. Früher als die Bundeswehr noch ihre Reste hier abgegeben hat, war das Angebot deutlich vielfältiger und dort konnten dann auch mehrere Gerichte ausgegeben werden, da diese bereits fertig zubereitet von deren Mittagessen angeliefert worden sind.
Seit aber ein paar Linke gemeint haben dort ebenfalls essen zu gehen und dann über das Essen zu meckern wie "ich habe nun Bauchschmerzen weil ich das Bundeswehressen gegessen habe" hat die Bundeswehr entsprechend die Lieferung eingestellt. Das Essen war im übrigen in Ordnung, denn andere haben davon keine Bauchschmerzen bekommen und es wurden entsprechend auch Proben vom Gesundheitsamt genommen. Das war ein rein politisch motivierte Aussage, die hinterher dazu geführt hat das einfach nicht mehr die Masse an Menschen bedient werden kann und auch nicht mehr die Auswahl gegeben ist.
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