Sind Cliffhanger überholte Stilmittel oder zeitlos spannend?

vom 16.04.2016, 17:48 Uhr

Kürzlich ging ja auf Fox die sechste Staffel von "The Walking Dead" zu Ende. Ohne hier etwas zu verraten, ist es vermutlich kein großes Geheimnis, wenn ich schreibe, dass auch diese Folge wieder mit einem Cliffhanger endete, so wie es gefühlt in einem Drittel der abgelaufenen Folgen dieser Staffel der Fall war und meines Wissens nach auch in manchen finalen Folgen der Vergangenheit.

Für mich sind die leider in manchen Serien immer noch so beliebten Cliffhanger mittlerweile ein billiges und aus der Mode gekommenes Stilmittel, die eine an sich gute Show doch gar nicht nötig hat. Auf mich wirkt das immer von den Machern etwas verzweifelt, als müsste man die Zuschauer noch mit einem der ältesten und simpelsten aller Tricks bei der Stange halten und würde dafür zu jedem Mittel greifen.

Aber ganz ehrlich, wer guckt eine Serie, die er nicht mehr richtig mag, nur wegen der fehlenden Auflösung am Ende der Staffel auch eine nächste Saison noch weiter? Meiner Meinung nach funktioniert das ohnehin nicht. Und eine Sendung, die ich so oder so mag und schätze, gucke ich weiter, auch ganz ohne ein großes Fragezeichen in den letzten Minuten.

Mögt ihr Cliffhanger noch? Haltet ihr es für ein überlebtes oder doch eher für ein zeitloses Stilmittel, um Spannung zu schüren? Wart ihr schon einmal richtig sauer über ein offenes Ende? Fühlt ihr euch durch einen Cliffhanger animiert weiterzugucken?

» Verbena » Beiträge: 4940 » Talkpoints: 1,49 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich gucke ohnehin nicht gerne Serien im TV. Da aber Cliffhanger auch in Bücher oder Fortsetzungsromanen oder solchen Heftserien ein beliebtes und klassisches Mittel sind, um Spannung zu erzeugen, habe ich trotzdem viel damit zu tun. Letztlich finde ich es auch nicht so erheblich, in welchem Medium eine Geschichte erzählt und mit einem offenen, Spannung erzeugenden Ende vorübergehend gelassen wird.

Letztlich funktioniert das Skripten von Fernsehserien nicht viel anders als bei gedruckten Geschichten. Die Techniken sind heute eigentlich noch die selben wie vor 2000 Jahren, auch wenn die erzählten Geschichten anders sind als damals. Einfach, weil die Menschen um die es geht sich verändert haben. Die Techniken, mit denen Spannung, Witz und Romantik erzeugt wird, sind erschreckend wenig verändert. Das liegt eben daran, dass die Informationsverarbeitung der Menschen sich seit damals kaum geändert hat und was damals als Technik funktionierte funktioniert auch heute noch.

Wenn Zuschauer oder Leser mit den Figuren einer Geschichte vertraut geworden sind, dann wollen sie natürlich wissen, wie es mit ihnen weiter geht. Die Charaktere der Figuren sind nun mal das, was eine Geschichte hauptsächlich anziehend macht. Wenn ich alle die Typen da gar nicht leiden kann, werde ich auch nicht verfolgen wollen, was sich in ihrem Leben so ereignet. Wenn ich sie persönlich ansprechend finde oder faszinierend (man muss sie nicht alle mögen) dann zieht einen das in die Geschichte rein und fesselt einen.

Ich würde also sagen, es ist immer noch zeitgemäß und legitim. Es sollte aber nicht überstrapaziert werden und man sollte sich als Drehbuchschreiber nicht hauptsächlich darauf verlassen, dass der Cliffhanger wirkt. Sonst wirkt eine Serie schnell wie eine verfilmte Serie von Groschenromanen, wo dieses Stilmittel auch gerne und ausgiebig eingesetzt werden. Es macht also meiner Meinung nach die richtige Mischung den guten Geschmack und ab und an mal ein Cliffhanger darf auch gerne mal sein.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich kenne Cliffhanger ebenfalls aus zahlreichen Serien, aber auch aus jeder Menge Bücher. Ich muss sagen, dass ich noch nie den Gedanken hatte, dass Cliffhanger ein überholtes Stilmittel sind. Ich finde auch nicht, dass es sich hierbei um einen verzweifelten Versuch handelt, die Leute dazu zu bringen, noch weitere Bücher zu lesen oder weitere Folgen einer Serie zu schauen. Für mich hat das wenig damit zu tun, dass man Leute dazu bringen will, eine Serie weiter zu schauen.

Für mich sind Cliffhanger einfach ein Mittel, um die Serie noch spannender zu gestalten, als sie ohnehin schon ist und um Schockmomenten eine noch bessere Wirkung zuzutun. Wenn man Zeit hat, um über Schockmomente intensiv nachzudenken, dann prägt sich eine Serie noch mehr ein und wird dadurch noch spannender. Immerhin hat man so selbst die Gelegenheit, sich zu überlegen, wie die Serie wohl weiter geht.

Für mich sind Cliffhanger nie langweilig und überholt, ich finde sie sogar wirklich gut. Ich mag es, wenn ich eben selbst die Gelegenheit bekomme, zu spekulieren, wie ein Buch oder eine Serie wohl weiter geht. Mit einem Cliffhanger entfalten Schockkomente eben ihre volle Wirkung und sind noch eindrucksvoller, was ja alles andere als schlecht ist.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Mag ja sein, dass Cliffhanger in der Regel ein kluges Stilmittel sind, um eine Serie, ein Buch oder was auch immer noch spannender und interessanter zu gestalten. Aber für mich persönlich ist es eher so, dass ich diesem Stilmittel schon inflationär begegne und daher nervt mich diese Form von Stilmittel, sie langweilt mich und ich würde gerne darauf verzichten. Inflationär verliert eben alles an Wert, egal worum es geht. Daher finde ich, dass sich die (Film)Macher oder Autoren mal langsam etwas neues einfallen lassen sollten. Mich schreckt so etwas auf die Dauer eher ab, egal wie sehr ich die einzelnen Figuren mit der Zeit mag.

» Capri » Beiträge: 658 » Talkpoints: 8,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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