Als Mann auf Entweder-oder-Frage von Frau nicht antworten?
Kürzlich las ich in einem Buch den folgenden Rat für Männer, wenn ihnen eine Frau eine Entweder-Oder-Frage bezüglich einer persönlichen Einschätzung stellt: So soll der Mann nicht direkt antworten, sondern erstmal die Gegenfrage stellen, was die Frau denn darüber eigentlich denkt, denn insgeheim wisse diese die Antwort für sich ohnehin schon und möchte sich nur bei ihm rückversichern.
Das solle laut dieses Buchs garantieren, dass die Frau sich freut, weil sie gar keine echte Meinung wollte, sondern nur Bestätigung. Hätte der Mann ihr die Antwort vorgegeben, hätte er sie allenfalls verunsichert bzw. hätte sie ohnehin gemacht, was sie denkt. Mit diesem Rat sei laut Autoren ein harmonischer und angenehmer Gesprächsverlauf garantiert und alle sind glücklich.
Ich war bei diesem Rat wirklich platt. Würde ich meinen Freund fragen, ob er beispielhaft die blaue oder die schwarze Jeans an mir besser fände und er würde die Frage einfach umdrehen, würde ich wohl denken, dass er sich nicht traut, mir seine Meinung zu sagen. Das würde meine Meinung von einem anderen Menschen nicht soviel besser machen und mich auch ein wenig wundern.
Was denkt ihr über den Rat? Kommt es wirklich vor, dass Frauen keine echte Antwort, sondern nur Bestätigung wollen? Hat Frau sich tatsächlich insgeheim ohnehin schon für eine Variante entschieden und will nur Rückversicherung? Empfindet ihr diese Empfehlung sexistisch oder als augenzwinkernd alltäglich und realistisch?
Ich finde nicht, dass das vom Geschlecht, sondern eher vom Charakter abhängig ist. So kenne ich auch einige wenige Männer, die immer nur bestätigt werden wollen und es so gar nicht haben können, wenn man sie kritisiert. Wenn die also fragen, ob sie in der blauen oder in der schwarzen Hose besser aussehen, dann muss man ihnen sagen, dass sie immer gut aussehen, sogar im Kartoffelsack. Das wollen die hören, aber das sind wie gesagt Ausnahmen und ich glaube nicht, dass das vom Geschlecht abhängig ist.
So möchte ich schon die Wahrheit hören, denn ich stelle solche Fragen wie in dem Hosenbeispiel nur, wenn ich mir unsicher bin. Da bringt es mir nichts, wenn man mir das sagt, was ich angeblich hören will. Man kann doch auch fragen, was ich hören möchte und dann sage ich das einfach.
Was hat die Kommunikation unter Partnern oder Freunden gleich noch mal mit der An- oder Abwesenheit eines Penis zu tun? Nicht jeder denkt mit den Geschlechtsteilen. Außerdem halte ich derart pauschale Verallgemeinerungen überhaupt für nicht haltbar, da man immer Gegenbeweise und -argumente anführen kann. Wenn man von gewissen Eigenheiten beim Klogang und der Fortpflanzung absieht, ist es doch eigentlich immer Blödsinn, alle Männer oder Frauen über einen Kamm zu scheren?
Ich beispielsweise bin eine Frau, die sich durchaus eine eigene Meinung bilden kann und - man halte sich fest - eine Frage stellt, weil sie eine ehrliche Antwort will, und keine "Rückversicherung" oder "Bestätigung" meiner Meinung, weil ich als schwaches Persönchen ja so leicht zu verunsichern bin. Natürlich muss man nicht immer eine Grundsatzdiskussion vom Zaun brechen, wenn sich die Frage stellt, ob das rote oder das orangefarbene Top besser zur Hose passt, aber wenn ein Partner immer mit seiner Meinung hinter dem Berg hält und sich mit Gegenfragen vor klaren Aussagen drücken zu müssen meint, liegt in der Beziehung schon Einiges im Argen.
Verbena hat geschrieben:Kürzlich las ich in einem Buch den Rat für Männer...
Ach, ich glaube, ich habe eine Ahnung, welches Buch du gelesen hast. Ich finde den Ratschlag auch (eher) bescheuert - und sehr pauschal. Nicht jede Frau ist (immerfort und nur) auf Bestätigung ihrer bereits gefassten Meinung aus! Tendenziell finde ich's aber nicht problematisch, Männern und Frauen unterschiedliche Ratschläge zu geben.
Gerbera hat geschrieben:Was hat die Kommunikation unter Partnern oder Freunden gleich noch mal mit der An- oder Abwesenheit eines Penis zu tun?
Naja, wenn man glaubt, dass sich die geschlechtliche Unterscheidung nur auf die Beschaffenheit der Genitalien beschränkt, hat die partnerschaftliche Kommunikation tatsächlich nichts mit dem Geschlecht zu tun. Ich glaube aber, dass es tiefere (auch seelische) Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt.
In einem Buch für Männer ("Spielprinzip" von Giacomo Materna - falls das hier jemand kennt) habe ich gerade gelesen, dass ein Großteil der Probleme bei der Partnerwahl und -findung eben darauf basiert, dass (stillschweigend) davon ausgegangen wird, es gebe keinen tieferen, fundamentaleren Unterschied zwischen den Geschlechtern.
Wenn man akzeptiert, dass die Mann-Frau-Unterschiede über die äußeren Merkmale hinausgehen, hat man's bei der Partnersuche sehr viel einfacher. Und dann sind gesonderte Männer- und Frauen-Ratgeber auch sinnvoll und gerechtfertigt!
Ich weiß nicht, ob man da so auf die Geschlechterfrage schielen sollte. Wer kauft sich solche Bücher? Leute bei denen in der Kommunikation häufiger mal Anlaufschwierigkeiten auftreten. Und wenn man häufiger mal Missverständnisse hat, weil die Partner aneinander vorbei reden, ist es immer eine Idee zu versuchen, den Partner zu verstehen. Ich vermute, ohne das Buch gelesen zu haben, dass er eigentlich nur komisch formuliert hat, aber im Kern schon etwas wichtiges trifft.
Warum stellt man eine entweder oder Frage? Dafür gibt es viele Gründe. Bleiben wir mal bei der schwarzen und der Blauen Hose als Beispiel. Frau A fragt das, weil sie sich nicht sicher ist, ob sie mit ihrer Figur so einen Schnitt tragen kann. Frau B fragt das, weil ihr eigentlich beide Hosen gefallen, sie sich aber rückversichern will, dass es der Mann OK findet, wenn sie beide kauft, obwohl sie schon zwanzig passende Hosen im Schrank hat. Frau C fragt das, weil sie nur eine Hose kaufen will und sich echt nicht entscheiden kann. Frau D fragt die Frage, weil sie von ihrem Partner hören will, dass er sie immer noch schön findet, egal, was sie anhat und so weiter. Frau E findet die Hosen vielleicht nicht wirklich überzeugend, die ihr Partner ihr hingelegt hat und will vorsichtig abschätzen, ob er sich verletzt fühlt, wenn sie seine Auswahl nicht schön findet.
Wenn man jetzt Frau A sagt, kauf dir beide Hosen, bei dem Preis ist das ja nicht schlimm, dann interpretiert sie das möglicherweise so, dass ihr die Hosen nicht stehen, aber dass das bei dem Preis egal ist. Frau B wäre mit der Antwort aber selig.
Wenn man Frau D aber in dem Fall sagen würde, dass einem die Hosen beide nicht gefallen, könnte sie das möglicherweise als Kritik an ihrem Aussehen auffassen, obwohl der Partner das nicht wörtlich gesagt hat. Aber auch Frau würde das vielleicht nicht toll finden, weil ihr ja beide Hosen gefallen. Frau E aber wäre total erleichtert, dass beide einer Meinung sind.
Von daher ist es schon immer eine gute Idee herauszufinden, warum jemand eine Frage stellt, weil Fragen meist noch eine nicht so ganz offensichtliche Bedeutungsebene in sich tragen. Man muss dem Partner ja deshalb nicht zu Munde reden oder sich so billig um eine eigene Meinung stehlen. Aber man kann passgenauer Antworten.
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