Mit Kaiserschnitt dem Kind was gutes tun?

vom 06.10.2015, 00:40 Uhr

Eine Bekannte von mir ist derzeit schwanger und wird im Frühjahr entbinden. Sie hat sich noch nicht entschieden, ob sie einen Kaiserschnitt oder eine normale Geburt möchte, tendiert aber zum Kaiserschnitt. Sie betont dabei auch immer, dass das für das Kind besser und stressfreier ist. Es kommt immer wieder vor, dass Frauen bei der Geburt nicht ausreichend betreut werden und deswegen die Kinder dann behindert zur Welt kommen.

Dabei ist ein Kaiserschnitt ansonsten nicht gut für das Kind. Zwar kommt es dann gesund zur Welt, aber es kann Nachteile haben. Solche Kinder sind oftmals anfälliger für bestimmte Krankheiten und Allergien und das Immunsystem entwickelt sich langsamer.

Findet ihr auch, dass ein Kaiserschnitt gut für das Kind ist? Oder ist es in erster Linie nur bequem für die Frau und man nutzt das Argument quasi als Ausrede?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Dass Gebärende schlecht betreut werden und die Kinder deshalb behindert werden, halte ich nicht für ein real existierendes Phänomen. Ich weiß nicht, wo du deine Informationen her hast. Vielleicht gibt es vereinzelt solche Fälle, dürften aber die absolute Ausnahme sein. Die natürliche Geburt ist natürlich mit Stress für Mutter und Kind verbunden. Aber die Natur hat es so eingerichtet, dass beiden eigentlich nichts passieren sollte. Deswegen brauchen die meisten Frauen auch keine intensive Betreuung während der Geburt.

Eine natürliche Geburt dauert meistens Stunden. In dieser Zeit werden verschiedene Hormone ausgeschüttet, die für die Mutter Kind Bindung von wichtiger Bedeutung sind. Außerdem kann sich auch so das Kind auf die Geburt einstellen. Ein Kaiserschnitt ist keinesfalls gemütlicher. Natürlich muss man die Schmerzen einer normalen Geburt nicht ertragen, dafür wird der Bauch aufgeschnitten und das Kind heraus genommen. Für mich hört sich das nicht nach entspannter Lösung an, sondern nach der absoluten Notlösung, wenn es sonst nicht klappt. Man kann sein Kind nicht sofort in den Armen halten, muss länger im Krankenhaus bleiben und hat viel länger Schmerzen nach der Geburt.

Meiner Meinung nach, tut man dem Kind gar keinen Gefallen, wenn man es einfach aus dem Bauch schneidet. Es gibt sogar Untersuchungen die zeigen, das diese Kinder öfter Probleme haben im späteren leben. Und viele Berichte von Müttern, die extreme Schwierigkeiten hatten den Umstand eines Kaiserschnitts zu verarbeiteten. Mit der Hilflosigkeit, dem fehlenden Körperkontakt und der noch nicht genügend aufgebauten Beziehung.

Benutzeravatar

» PinkPirate » Beiträge: 646 » Talkpoints: 2,35 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde, dass das jede Frau selber entscheiden muss. Ich hatte einen Wunschkaiserschnitt und bin damit auch sehr zufrieden. Mein Sohn kam gesund und ohne Probleme zur Welt, hatte keine Anpassungsschwierigkeiten oder was man sonst noch so hört, was Kaiserschnittkinder haben sollen. Ich denke daher, dass es auch vollkommen in Ordnung ist, wenn man das so für sich entscheidet.

Für das Kind und die Mutter besteht bei einem Kaiserschnitt immer ein höheres Risiko als bei einer normalen Geburt. Immerhin ist es ja auch eine Operation und da kann eben auch deutlich mehr schief gehen. Ich sehe es aber so, dass man seinem Kind auch nichts Gutes tut, wenn man total verkrampft ist, weil man Angst vor der natürlichen Geburt hat und es dann durchaus besser sein kann, wenn man einen Kaiserschnitt macht.

Bequemer ist es sicherlich auch nur bedingt. Immerhin hat die Frau dann eine Narbe und eine Wunde, die erst mal heilen muss. Auch das ging bei mir super. Am ersten Tag konnte ich stehen, mich bewegen und danach bin ich wieder gelaufen und habe mich um den Kleinen gekümmert. Das ist aber nicht bei allen Frauen so und deswegen denke ich nicht, dass das pauschal eine bequeme Variante ist.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich denke nicht, dass es ein realistisches Risiko für eine so schlechte Betreuung während einer natürlichen Geburt gibt, dass deswegen das Kind mit einer Behinderung auf die Welt kommt! Also diese "Theorie" hätte ich auch noch nie gehört und ich halte sie nur für eine "Ausrede", dass sie sich für einen Kaiserschnitt entscheidet. Wobei ich gleich betonen möchte, dass das wirklich jeder für sich entscheiden muss und auch wenn ich mich definitiv nicht für einen Wunschkaiserschnitt entscheiden würde, dann ist das natürlich in Ordnung, wenn das andere Mütter als den richtigen Weg sehen.

Passieren kann immer was. Man kann während einer natürlichen Geburt schlecht betreut werden, und man kann auch bei einem Kaiserschnitt sehr schlecht betreut werden und auch da kann sehr viel passieren. Risiken, schlechte Behandlung und Co, gibt es bei beiden Varianten und bei beiden Varianten kann es natürlich auch genauso gut komplikationsfrei ablaufen.

Für mich stand von Anfang an fest, dass ich definitiv keinen Wunschkaiserschnitt haben möchte. Wenn es nicht anders geht, dann geht es eben nicht anders. Ich denke schon, dass eine natürliche Geburt sowohl für die Mutter als auch für das Kind die insgesamt stressfreiere Methode ist. Schmerzen gibt es dort und da, sie sind meiner Meinung nach nur zeitlich verschoben. Bei der natürlichen Geburt eben während der Geburt, beim Kaiserschnitt in erster Linie danach.

Aber es geht in diesem Thread vor allem um das Kind, welche Variante für das Kind besser wäre. Bei einer natürlichen Geburt entscheidet in der Regel das Kind, wann es für eine Geburt bereit ist und wann es los geht. Bei einem Kaiserschnitt ist das natürlich nicht der Fall. Da entscheiden andere über den Geburtstermin. Alleine dieser Fakt zeigt mir, dass es für das Kind nicht stressfrei sein kann. Ja, es muss sich nicht durch den Geburtskanal zwängen und ja, das erspart auf den ersten Blick Stress. Aber bei einem Kaiserschnitt wird das Baby einfach von jetzt auf gleich von der Mutter zunächst einmal getrennt, was definitiv alles andere als stressfrei sein kann!

Und so heftig die Geburtsschmerzen auch waren, das Bonding danach waren die intensivsten Momente die ich je in meinem Leben erlebt habe. Und genau das würde ich auch bei einem Kaiserschnitt auf Dauer unendlich vermissen, vor allem jetzt, wo ich weiß, wie intensiv so ein Bonding sein kann. Und da halte ich es für äußerst wichtig, dass das Baby gleich direkt nach der Geburt bei der Mama ist und nicht erst, wenn die Mama von der Operation fertig ist.

Seine "Bauchhöhle" zu verlassen, ist doch sicher alles andere als fein für ein Baby. Was liegt da näher, als danach wenigstens direkt gleich bei Mama zu sein. Mein Sohn ist noch mit Nabelschnur auf mir gelegen und wurde nicht gleich weggetragen. Die allerersten Untersuchungen fanden direkt auf meinem Bauch statt und selbst als mein Dammriss versorgt wurde, lag mein Sohn auf meinem Bauch. Das Rundherum war mir auch alles vollkommen egal. Die Welt hätte rund um mich meinetwegen untergehen können, mir wäre das zu diesem Zeitpunkt egal gewesen. Mein Sohn war direkt bei mir und das waren unbeschreibliche Momente.

Ich denke, dass es dem Kind da ähnlich geht. Vor allem die direkten Stunden danach sind so denke ich auch für das Kind um ein vielfaches stressfreier als bei einem Kaiserschnitt.

Benutzeravatar

» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Es gibt keinen Wunschkaiserschnitt in Deutschland, das ganze wird zumindest auf dem Papier immer als medizinische Indikation dargestellt, da die Krankenkassen keinen Wunschkaiserschnitt bezahlen. Entsprechend steht dort dann meistens psychiatrisch drauf, wenn eine Frau wegen der Ängste vor der Geburt einen Kaiserschnitt wünscht. Bestehen andere Faktoren dann werden diese entsprechend vermerkt.

Jemand der damit noch hausieren geht, dass er einen angeblichen Wunschkaiserschnitt hatte, sollte damit also aufpassen. Bekommen die Krankenkassen das mit, dann ist zunächst das Krankenhaus dran wegen Abrechnungsbetrug und im zweiten Fall auch noch der Versicherte wegen der Beihilfe und da er davon gewusst hatte. Somit kann die Rechnung dann schnell wieder auf einen zurückfallen und die Kosten für einen Kaiserschnitt liegen bei mehreren tausend Euros.

Aber ich bin nicht der Meinung, dass eine spontane Geburt weniger Risiken birgt als eine Geburt per Kaiserschnitt. Es wird darüber einfach nur weniger aufgeklärt, denn stellt man die einzelnen Punkte gegenüber, dann bestehen für Mutter und Kind während der normalen Geburt auch deutliche Risiken die bei einem Kaiserschnitt einfach entfallen.

Oder wurdet ihr im Vorfeld darüber aufgeklärt, dass eine spontane Geburt ebenfalls das Risiko für die Mutter hat hinterher eine Inkontinenz zu behalten, genauso das Risiko für die Risse unter der Geburt die hinterher noch zu weiteren Problemen führen. Nicht zu vergessen die stärkeren Nachblutungen wenn im Vorfeld jeder Arzt und jede Hebamme meinten ständig tasten zu müssen oder auch den gesamten Bereich über den Kopf zu schieben, wenn dieser schon leicht zu sehen ist.

Die meisten sind leider der Meinung, dass sie der Mutter damit etwas gutes tun und hoffen sich dadurch auch eine Beschleunigung der Geburt. Das ist eine Unart in der Geburtshilfe die meistens auch für die Risse oder Schnitte verantwortlich sind, da der Kopf mehrmals unter der Geburt vor und zurück geht und sich so in der Haut "verhakt". Wenn der Kopf soweit ist, dass er durch geht und draußen bleibt dann ist das so aber diese zusätzlichen Manipulationen unterdessen sind eines der häufigsten Probleme die hinterher zu Komplikationen führen.

Infektionen sind bei einer normalen Geburt auch nicht geringer zudem noch die Risiken für das Kind mit der Nabelschnur um den Hals mit Sauerstoffmangel, Geburtsstillstände ausgelöst durch den Stress für die Mutter wenn z.B. zu viel um sie herum gewusselt wird. In diesem Fall ist eine anständige Betreuung einfach das wichtigste, aber es wird immer darauf verwiesen das Frauen ihre Kinder auch immer so bekommen können. Natürlich haben sie das, aber eben unter komplett anderen Bedingungen. Dort hat man es einfach passieren lassen, es hat nicht ständig jemand nachgeschaut, rumgebohrt oder auch am Kind gezogen.

Hygiene ist auch so ein Fall. Es ist zwar bekannt, dass die Handhygiene wichtig ist gerade wenn man in einem solchen Beruf arbeitet doch kommt es immer wieder zu Infektionen daraus, weil sich das Personal einfach nicht die Hände wäscht oder auch keine Handschuhe trägt. Handschuhe tragen alleine senkt zwar das Risiko, mit einer Handwäsche jedoch um einiges mehr. Und ich habe es auch schon gesehen, dass Ärzte in der Geburtshilfe von einem in den anderen Kreisssaal gegangen sind, ohne sich dazwischen die Hände zu waschen oder die Handschuhe zu wechseln. Somit werden auch noch die Keime von einer Mutter auf die nächste übertragen. Darauf angesprochen kam nur ein Schulterzucken.

Im OP Bereich geht es strenger zu, dort ist eine chirurgische Wäsche notwendig und wird auch so gemacht, da es einfach so eingebläut worden ist. Wie diese im Detail abzulaufen hat ist dort bekannt und wird auch penibel eingehalten, da dort einfach das Bewusstsein für die Keime ein anderes ist als auf einer normalen Station. Natürlich kann es auch dort wegen Mangelnder Hygiene durch die Geräte zu Infektionen kommen wenn diese nicht entsprechend sterilisiert worden sind, aber diese Fälle sind deutlich geringer als durch die Übertragung per Hand.

Auch was immer gesagt wird mit dem Bonding. Das Bonding ist eine rein anerzogenen und durch die Gesellschaft gewünscht. Eine Mutter hat immer eine Bindung zu ihrem Kind, egal ob diese per Kaiserschnitt oder als spontane Geburt entbunden hat. Ich finde es im Gegenteil fürchterlich und widerlich, wenn man direkt dieses nasse, klebrige etwas auf den Bauch geworfen bekommt nach der Entbindung. Unabhängig von der Art der Entbindung, bei einem Kaiserschnitt mit PDA hätte ich wirklich besseres vor als mir dann ein mehrere Kilogramm schweres etwas auf den Bauch werfen zu lassen.

Bei einer spontanen Geburt hat man die Schmerzen davor, bei einem Kaiserschnitt danach. So meinte es jedenfalls meine Frauenärztin aber das stimmt so auch nicht. Als ich entbunden habe per Kaiserschnitt, stand ich ein paar Stunden später bereits wieder und brauchte wenige Tage später nur noch im Bedarfsfall nach großer Anstrengung Schmerzmittel. Auf der gleichen Station lagen auch die Frauen die spontan entbunden haben und sich auch nach mehreren Tagen kaum bewegen konnten vor Schmerzen. Somit kann man das auch nicht pauschalisieren, der einen geht es hinterher richtig gut, der anderen eben nicht.

Ich hatte einen geplanten Kaiserschnitt aufgrund mehrerer medizinischer Indikationen. Der Termin wurde jedoch auch nur einen Tag vor dem errechneten Geburtstermin gelegt, da es ohnehin an diesem Tag eingeleitet worden wäre wegen diverser Diagnosen. Beim täglichen CTG zu dem ich musste, waren dann die Herztöne zwar ausreichend das ich mir keine Sorgen gemacht hätte, aber die Ärztin ist direkt in Panik verfallen und wollte das Kind direkt holen. Hat sie dann auch direkt in die Wege geleitet auch wenn ich das ganze sehr entspannt gesehen habe und für unnötig gehalten habe, denn die drei Tage hätte man ebenfalls noch abwarten können da das CTG auch früher bereits öfters so gewesen ist. Auch das sehe ich als ein großes Problem, jemand der nicht im Fach ist lässt sich durch solche Panikmache selbst schnell beeinflussen und dann funktioniert einfach nichts mehr.

Ich bereue es auch nicht das ich mich während des Kaiserschnittes für einen Vollnarkose entschieden habe. Negative Erfahrungen mit PDA haben mich in erster Linie dazu gebracht aber ich wollte auch nicht dieses nasse, schrumpelige etwas auf mich drauf geworfen bekommen. Somit habe ich mein Kind erst 1,5 Stunden nach der Geburt gesehen, er war trocken gemacht, angezogen und auch die erste Begegnung war so schön, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Für mich macht das keinen Unterschied ob das Kind nun erst eine Stunde später bei der Mutter ist, solange sich vorher jemand darum kümmert. In meinem Fall hatte das das Klinikpersonal und der Vater des Kindes gemacht.

Beim Kaiserschnitt besteht natürlich die Gefahr einer Blockade der Halswirbelsäule beim Kind, die man hinterher aber auch gut behandeln kann. Diese Komplikation ist zwar ein wenig häufiger als bei spontanen Entbindungen, aber auch dort kommt es vor durch das ziehen am Kopf der Geburtshelfer. In den anschließenden Therapien bei einem Osteopathen dazu hat es sich hier die Waage gehalten.

Ich habe selbst schon mehrere Geburten im Rettungswachen durchgeführt, bei keiner kam es zu einem Dammriss oder einem Geburtsstillstand da einfach nicht Manipuliert worden ist und entsprechende Betreuung geleistet wurde an der Stelle, an der es sein musste. Zudem habe ich auch sämtliche unnötige Kollegen raus geworfen damit mehr Platz ist und das ganze auch entspannter für die Mutter. In der Klinik ist solch eine individuelle Betreuung meistens nicht möglich, schon gar nicht wenn mehrere Frauen zeitgleich entbinden verschwinden die Hebammen immer wieder und schauen nur kurz vorbei. Da kann ich schon verstehen, dass einige Mütter sich unter der Geburt alleine gelassen und nicht gut betreut fühlen.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


@Sorae: Ja, ich wurde auch sehr ausführlich auf die Risiken einer natürlichen Geburt hingewiesen! Ja, mir waren Risiko wie Inkontinenz und Co sehr bewusst und klar! Risiken gibt es dort und da... und ich wurde auch sehr gut bezüglich der Risiken der natürlichen Geburt vorbereitet! Ich denke, dass dies auch keine Seltenheit ist!

Einen Dammriss (leichten Grades) hatte ich übrigens nicht wegen einer Fehlbehandlung der Hebamme, sondern weil ich eine Blitzgeburt hatte. Bis zur Geburt meines Sohnes war ich nur 30 Minuten im Kreisssaal. Ein Dammriss ist also nicht immer eine Fehlbehandlung, weil es Hebammen zu eilig oder was auch immer haben. Und auch hier gibt es bei der Kaiserschnitt-Variante genügend Risiken wie Entzündungen der Narbe und so weiter und so fort.

Wenn es jemand ekelig finden sollte, sein eigenes Kind "blutverschmiert" klebrig und "klatschnass" auf den Bauch "geworfen" zu bekommen :shock: der hat noch immer die Möglichkeit darauf zu verzichten. Es muss ja nicht sein. Mehr gehe ich darauf nicht mehr ein.

Und es geht ja in erster Linie um die Frage, wie es das Kind empfindet. Und ich glaube nicht, dass ein Kind es so negativ empfindet klatschnass auf den Bauch der Mutter "geworfen" zu werden.

Benutzeravatar

» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich denke schon, dass ich hier schreiben kann, das ich einen Wunschkaiserschnitt hatte, denn so war es ja auch. In meinem Mutterpass steht ja auch dass ich den Wunsch danach hatte. Natürlich muss der Arzt dann einen Grund angeben, aber der ist ja auch gegeben. Wenn ich mir also etwas wünsche, weil ich Angst vor dem anderen Prozess habe, ist das ein Wunsch, der aber durchaus auch einen medizinisch relevanten Hintergrund hat.

Der Krankenkasse ist ja auch bewusst, dass man es sich gewünscht hat, wenn da da steht, dass ich Angst hätte. Da wird es also keinen Ärger geben, von keiner Seite, weil man keine Frau zu einer Art von Geburt zwingen kann.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ramones hat geschrieben:Ich denke schon, dass ich hier schreiben kann, das ich einen Wunschkaiserschnitt hatte, denn so war es ja auch. In meinem Mutterpass steht ja auch dass ich den Wunsch danach hatte. Natürlich muss der Arzt dann einen Grund angeben, aber der ist ja auch gegeben. Wenn ich mir also etwas wünsche, weil ich Angst vor dem anderen Prozess habe, ist das ein Wunsch, der aber durchaus auch einen medizinisch relevanten Hintergrund hat.

Der Krankenkasse ist ja auch bewusst, dass man es sich gewünscht hat, wenn da da steht, dass ich Angst hätte. Da wird es also keinen Ärger geben, von keiner Seite, weil man keine Frau zu einer Art von Geburt zwingen kann.

Das du den Wusch danach hattest, dass muss vermerkt werden im Mutterpass aber die Krankenkasse bekommt deinen Mutterpass nicht zu sehen. Selbst wenn dieser angefordert wird, kannst du es als Mutter verweigern da es unter die ärztliche Schweigepflicht fällt und auch entsprechend kannst du dir Bescheinigungen dafür vom Arzt ausstellen lassen.

Der Wunschkaiserschnitt wird wie eine Schönheitsoperation gewertet, entsprechend muss der Arzt dem Wunsch auch nicht nachkommen wenn keine medizinische Indikation vorliegt. Die "Angst" vor der Geburt und den Schmerzen alleine reicht dafür nicht aus damit eine Indikation besteht, da es sich um keinen dauernden Zustand handelt sondern ein zeitlich befristetes Ereignis. Zudem es gegen die Schmerzen andere Mittel gibt die kostengünstiger sind und entsprechend von der Krankenkasse ohne Probleme übernommen werden.

Indikationen wären Fehllage vom Kind, Erkrankungen bei der Mutter wie Querschnittslähmungen usw. Alles andere ist alleine auf Kulanz vom Arzt aber er müsste darauf hinweisen, dass die Kosten selbst zu tragen sind abzüglich der Differenz die für eine spontane Geburt bezahlt werden würden. Die Ärzte stimmen dem ganzen zu, denn sie könnten im Falle einer Schädigung von Mutter oder Kind hinterher dafür persönlich belangt werden da sie vorher von den Ängsten wussten. Nimmt die Mutter das Kind danach nicht an, oder es kommt zu Komplikationen unter der spontanen Geburt obwohl sich die Mutter einen Kaiserschnitt gewünscht hat, ist der Arzt dafür selbst heranzuziehen und nicht die Versicherung oder das Krankenhaus.

Wegen dieser Grauzone und der eigenen Haftung stimmen die Ärzte dem zu und schreiben entsprechende Diagnosen auf die Abrechnung wie "Sectio psychiatrisch sonstige". Sehr gerne gewählter Punkt für die Abrechnungen mit der Krankenkasse. Krankenkassen sind nicht dumm und fragen hin und wieder auch nach ob das so seine Richtigkeit hatte, die Ärzte dazu müssen keine Auskunft geben wegen der Schweigepflicht es sei denn, man hat diese selbst davon entbunden. Macht man meistens direkt mit den Aufnahmepapieren im Krankenhaus, damit hinterher ein Arztbrief an den Hausarzt bzw. Frauenarzt geschickt werden darf.

Hat man das nicht, dann kann man auch entsprechend zum medizinischen Dienst der Krankenkasse vorgeladen werden und dort wird der Mutterpass wie vorherige Befunde dann eingesehen. Hast du dann keinen Befund auf den du die Angst beziehen kannst wie z.B. vorherige Fehlgeburten, Probleme unter voran gegangenen Geburten oder auch andere Leiden die die spontane Geburt negativ beeinflussen können, dann sieht es für dich sowie auch für den Arzt schlecht aus da es sich um Abrechnungsbetrug handelt. Jedes Jahr werden so etwa 15.000 Fälle aufgedeckt, vom Kaiserschnitt bis zu anderen Leistungen, die Zahl ist ansteigend da verstärkt dagegen vorgegangen wird.

Mit viel Pech ist man dann selbst dabei und kommt es hinterher raus das keine Indikation aus dem Katalog bestand sondern es nur aus "Angst" ohne Vorgeschichte dazu gekommen ist, kann man nachträglich auch zur Kasse gebeten werden zusätzlich zu einer Strafanzeige wegen Betruges. Ärger gibt es obendrein für einen sowie für den Arzt. Noch ist es selten, da die Krankenkassen in anderen Dingen mit nachforschen beschäftigt sind und zu wenig Personal dafür vorhanden ist. Je häufiger das ganze vorkommt, desto schneller und mehr Fälle werden dann jedoch auch überprüft.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^