Ist Monogamie das Resultat staatlicher Manipulation?

vom 13.04.2016, 08:15 Uhr

Ich bin auch in anderen Foren aktiv und habe vor kurzem eine sehr interessante Diskussion gelesen. Dort hatte in User die Theorie geäußert, dass Monogamie nichts anderes als das Resultat von staatlicher Manipulation wäre. Denn durch die Monogamie wäre es "friedlich" in der Gesellschaft.

Wenn jeder Mann mehrere Frauen an seiner Seite hätte, gäbe es immer Männer, die so gar keine Frau an ihrer Seite haben könnten und das würde dazu führen, dass diese Junggesellen rebellieren würden und es zu Unruhen im Land kommen würde. Familienväter würden nämlich grundsätzlich nicht rebellieren wollen und setzen eben andere Prioritäten als Junggesellen.

Ich sehe das ein bisschen anders. Mag sein, dass Ehepaare gewisse Vorteile vom Staat genießen, was Steuern angeht und dergleichen. Aber ich denke nicht, dass das ganze vom Staat so gewollt ist und der Staat die Einwohner dahin gehend manipuliert.

Ich glaube stattdessen, dass diese monogame Tradition christlich geprägt ist und das eher einen kulturellen Hintergrund hat. Im Islam sind bis zu vier Ehefrauen ja auch normal, weil das deren Kultur ist. Wie seht ihr das? Ist Monogamie für euch das Resultat staatlicher Manipulation?

» Capri » Beiträge: 658 » Talkpoints: 8,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Was haben die Christen mit der gesellschaftlichen Verbreitung der Monogamie zu tun? Die Einehe war bereits in der Antike das Ideal der Römer. Das Christentum gab es noch gar nicht. Außerdem ging das Christentum aus dem Judentum hervor und einige jüdische Strömungen haben die Vielehe bis vor 1.000 Jahren noch gehabt.

Allerdings waren die Römer nicht staatlich manipuliert, die Eheschließung war eine private Geschichte im eigenen Haus. Es gab weder eine private Zeremonie, noch hatten Götter oder Tempel etwas damit zu tun. Die Einehe dient einfach der Besitzstandswahrung und der Versorgung der Töchter.

Wer eine Frau sicher hat, der weiß, wer der Vater der Kinder ist. Damit ist klar, wer Besitz, Land und Machtpositionen erbt. Das verhindert Auseinandersetzungen und dient als Vorsorge für die anderen Mitglieder der Familie. Man weiß, wer für wen verantwortlich ist und für den Lebensunterhalt sorgen muss.

Das ist nichts anderes als bei der Mehrehe. An die stellt der Islam beispielsweise auch hohe Anforderungen. Der Mann muss sich die Frauen leisten können. Außerdem soll es nur so sein, wenn es einen Überschuss unversorgter Frauen gibt, die ansonsten ohne Schutz in Armut leben würden.

» cooper75 » Beiträge: 13430 » Talkpoints: 519,61 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Das hört sich für mich sehr nach Stammtischniveau an, was du da zitierst. In der Wissenschaft ist eine Hypothese genau dann widerlegt, wenn man ein Gegenbeispiel findet, das das Gegenteil der Hypothese zeigt.

Wenn dem so wäre, dann wäre in islamischen Ländern schon immer und dauerhaft Rebellion durch allein stehende Männer. Wenn dem so wäre, hätte man dort schon seit langer Zeit die Vielehe per Gesetz abgeschafft. Also scheint es auch Vorteile zu geben.

Die Theorie hinkt auch aus reinen Zahlengründen. In einem Geburtsjahrgang werden auch immer eine gewisse Zahl mehr Mädchen als Jungen geboren. Selbst wenn man vereinfachend annehmen würde, dass jeder Mensch daran interessiert ist, einen Partner zu heiraten, wären dann bei der Einehe immer Frauen übrig. Also würde auch das nicht funktionieren.

Nun ist es aber nicht so, dass jeder Mensch sich automatisch nach ehelicher Bindung sehnt. Außerdem ist auch nicht jeder Mensch heterosexuell. Selbst wenn man eine Gesellschaft annimmt, die Homosexualität so weit tabuisiert, dass man sie nicht öffentlich leben will, heißt das ja nicht, dass diese Leute zur Tarnung heterosexuell heiraten. Einige werden auch einfach alleinstehend bleiben wollen. Aber es ist ja auch nicht alleine eine Frage der sexuellen Orientierung, ob man eine Beziehung haben will. Ich kenne genug Menschen, die als Single weitaus glücklicher sind, als mit einem Menschen an ihrer Seite. Auch das sabotiert wieder so eine einfach Milchmädchenrechnung.

Ich denke eher, dass da rein buchhalterische Interessen mittlerweile eher eine Rolle spielen, warum viele Staaten die Einehe als offizielles Modell anerkennen. Denn die Vielehe lässt sich nur verwalten, wenn es nur einem Geschlecht erlaubt ist, mehrere Partner zu heiraten. Und das würde heute oft schon wieder als Diskriminierung angesehen werden. Ein Beispiel. Herr A ist mit Frau B und C und D verheiratet. Frau B aber ist damit nicht glücklich und heiratet noch Herrn Y. Bei welchem Ehegatten soll Frau B jetzt zum Beispiel familienversichert werden, wenn sie für die Kindererziehung zu Hause bleibt, bei A oder Y? Müsste Frau B jetzt für jede Ehe eine separate Steuererklärung abgeben? Das wird alles reichlich kompliziert, oder?

Und wenn man noch weiter überlegt, kommen noch mehr Fragen auf. Stellen wir uns vor, Frau B will wieder in den Job zurück und hat jetzt ein Kind von Herrn A, das 5 Jahre ist und eines von Herrn Y, das 3 Jahre alt ist. Jetzt soll es in den Kindergarten gehen und dort sollen die Elternbeiträge errechnet werden. Welches Einkommen nimmt man denn denn jetzt als Grundlage? Für jedes Kind einen anderen? Für beide den Durchschnitt? Es sind ja keine Trennungseltern, wo man das finanziell sauber aufdröseln könnte, sondern zusammenhängende Familien. Ist das fair lösbar?

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^