Buchhandel: Homosexuelle Literatur gesondert aufstellen
Ich bin hier in Berlin regelmäßig in Buchläden unterwegs, und auch, wenn ich im Urlaub bin, gehe ich vor Ort gerne mal in den Buchhandel. Ich kann also behaupten, schon viele verschiedene Bücherläden von Innen gesehen zu haben.
Dabei ist mir aufgefallen, dass größere Läden, wenn sie überhaupt Romane mit homosexuellen Protagonisten anbieten, diese oftmals in ein eigenes Regal stellen. Das ist dann auch mit "Schwul und lesbisch" oder "Homosexuelle Literatur" beschriftet. Bei den anderen Regalen, die alle nach Genres sortiert sind, beispielsweise nach Krimis, Horror, Liebesromanen, historischen Romanen, und so weiter, dürfte man wohl nur heterosexuelle Geschichten finden. Alle homosexuellen sind in das "Schwul und Lesbisch"-Regal einsortiert. Was meint Ihr, ist das sinnvoll? Ich bin mir da nicht so sicher.
Einerseits ist es natürlich nett, dass man, wenn man explizit homosexuelle Literatur sucht, diese dann auch gleich in einem Regal gesammelt findet. Andererseits kommt es mir irgendwie aber auch seltsam vor, dass man dadurch ja bei den anderen Regalen nur Hetero-Geschichten finden dürfte, und nie eine Geschichte über einen schwulen oder lesbischen Protagonisten.
Irgendwie wirkt das auf mich auch etwas ausschließend, so nach dem Motto "Wer homosexuelle Inhalte will, soll in einem Extra-Regal schauen". Als wenn es doch bei einem Roman nicht eigentlich egal wäre, ob die Hauptfigur heterosexuell, lesbisch oder schwul ist. Für mich ist das jedenfalls kein wichtiges Kriterium, ob ein Buch mir gefällt, oder nicht, ist von ganz anderen Dingen abhängig.
Ein Extra-Regal für Sachbücher über homosexuelle oder quere Themen könnte ich ja noch nachvollziehen. Aber was Romane oder andere fiktive Inhalte betrifft, bin ich unsicher, ob man die wirklich gesondert hinstellen muss.
Bei erotischer Literatur kann ich schon verstehen, wenn man da extra darauf hinweist, ob die Protagonisten hetero- oder homosexuell sind. Aber bei allen anderen Genres wie Krimis, Horror, historische Romane etc. finde ich das total nebensächlich und überflüssig. Bei einem Krimi steht ja auch nicht die Sexualität des Detektivs im Vordergrund, sondern die Aufklärung von irgendwelchen kriminellen Machenschaften. Die Sexualität steht für mich nur in erotischen Romanen im Vordergrund, sonst überhaupt nicht. Von daher kann ich eine solche Einteilung auch nur bedingt nachvollziehen.
Ein kleiner Aufkleber würde doch auch reichen. Ich finde solche Einordnungen schon wirklich beleidigend. Es liest sich dann immer als wäre es etwas besonderes oder hast du schon ein Schild mit heterosexuell gefunden? Schwul oder lesbisch zu sein ist ganz normal und mit solchen Sachen zeigen wir uns nicht tolerant sondern sortieren diese Menschen, diese Bücher aus "normaler" Literatur. Ich meine, wenn es um Erotik geht, kann man ja durchaus oben dran schreiben Erotik und das mit kleinen Schildern dann unterteilen, aber sonst würde ich diese Literatur nicht anders einordnen oder markieren.
Ich würde sagen, es kommt da sehr darauf an, in welches Genre so ein Buch mit homosexuellen Charakteren denn genau einzuordnen ist. Ist es ein Liebesroman oder gar etwas mit detaillieren erotischen Inhalten, dann finde ich es schon okay, wenn man sowas getrennt anbietet, denn sowas kauft wohl wirklich nur derjenige, der sich wirklich gezielt dafür interessiert. Eine Beleidigung oder Diskriminierung sehe ich darin überhaupt nicht, denn es ist nun mal so, dass solche Bücher nur eine bestimmte Zielgruppe ansprechen und denen macht man es doch damit sogar einfacher, ihr Buch zu finden.
Steht in der Geschichte aber etwas anderes im Vordergrund und die homosexuelle Beziehung des Protagonisten ist nur Nebensache, dann finde ich, dass man das ohne weiteres auch ins Regal mit den anderen Büchern des entsprechenden Genres stellen könnte. Mancher heterosexueller und wenig toleranter Leser würde sich zwar vielleicht auch davon gestört fühlen, aber das ist dann irgendwo sein Problem.
Finde ich echt nicht gut! Vor allem da so manch homosexueller Jugendlicher sich da vielleicht nicht hintraut, weil er Angst hat vor den anderen. Man sollte Bücher besser zu den jeweiligen Sachgebieten stellen, egal ob es sich um Liebesgeschichten oder Krimis handelt. Also zusammen mit den Büchern die heterosexuelle Inhalte haben.
Ich sehe das wie Jessy_86 und finde, dass es immer darauf ankommt, um was für ein Buch es sich dabei handelt. Handelt es sich um erotische Literatur, finde ich es gut, wenn diese Bücher dann gesondert aufgestellt werden. Ist eine Frau auf der Suche nach einem erotische Roman über ein heterosexuelles Paar, hat sie es leichter, wenn da die Bücher mit homosexuellen Paaren direkt "aussortiert" sind, genauso wie es umgekehrt eben auch der Fall ist. Das macht es einfacher.
Bei Fantasy-Romanen steht die Sexualität ja aber nicht im Vordergrund, so dass ich es nicht verstehe, warum man homosexuelle Literatur da gesondert aufstellen muss. Klar gibt es in vielen Büchern immer mal sexuelle Handlungen, auch wenn es sich um Fantasy-Bücher oder dergleichen handelt, aber das überwiegt doch in der Regel nicht, wobei es ja auch nicht primär darum geht. Von daher fände ich es da wieder merkwürdig, solche Bücher gesondert aufzustellen.
Das hat schon einen leichten Touch von "Frau Meier, stellen sie das Geschreibsel bitte in die Schmuddelecke". Wobei ich noch ausdrücklich betonen möchte, dass das nicht meine persönliche Meinung ist, dass solche Romane in eine Schmuddelecke gehören würden.
In großen Städten habe ich allerdings auch Schwierigkeiten mir vorzustellen, dass das aus irgend einer Form von Rücksicht vor dem heterosexuellen Leser geschieht. Möglicherweise ist dort auch die Nachfrage nach homosexuell konzipierten Büchern so hoch, dass es sich lohnt, solche Bücher doppelt in der Auslage zu haben und extra anzupreisen, damit sie sich noch mehr verkaufen? Vielleicht ist das ja schon der wahre Grund, und dann wäre das eher nachvollziehbar, als die Variante mit der Schmuddelecke.
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