Was tun, wenn Hund der Leine gegenüber aggressiv wird?

Heute bin ich mit unseren beiden Hunden draußen gewesen. Dabei hatte ich den kleineren von beiden an seiner Leine, weil er dazu neigt wegzulaufen und ich bei dem momentanen Regenwetter so gar keine Lust darauf hatte, den Hund irgendwo aus den Wäldern zu suchen. Unser großer Hund durfte sich währenddessen frei auf dem Hof bewegen und ich blieb mit dem kleineren immer in seiner Nähe, sodass sie auch miteinander spielen und toben konnten.

Normalerweise klappt das auch ganz gut. Heute jedoch habe ich nach ungefähr zwanzig Minuten den großen Hund gerufen, weil ich rein wollte. Ich habe dann an beide Hunde das gewöhnliche Kommando zum Reingehen gerichtet.

Daraufhin wurde der kleine Hund der Leine gegenüber aggressiv. Ich habe nicht an der Leine gezogen oder dergleichen, sondern nur das Kommando zum reingehen gegeben. Der Hund hat sich daraufhin in der Leine verbissen und sie wie wild geschüttelt und an ihr gezerrt.

Mit dieser Situation war ich als erklärter Hunde-Laie absolut überfordert, wie ich eingestehen muss. Ich habe sein Verhalten dann ignoriert und ihn mit hinein in das Haus genommen. Ihn hat das aber anscheinend nicht beeindruckt, nur widerwillig kam er mit mir mit und schüttelte dabei noch immer wie besessen an der Leine.

Natürlich ist eine Ferndiagnose schwierig. Habt ihr trotzdem Ideen, was ich in einer solchen Situation machen könnte, damit der Hund wieder ruhiger wird und die Aggression gegenüber der Leine verschwindet?

Ich gucke mal in meine Glaskugel, ach nein es ist nur eine alte Schneekugel, und versuche mich an einer Ferndiagnose. Ich tippe zuerst darauf, dass der kleine Hund ein Terrier oder ein Terriermischling ist. Das Verhalten zeigen zwar auf viele andere Hunde, aber terrierartige Hündchen sind geradezu prädestiniert für das Verhalten.

Das Verbeißen in der Leine ist in 99,9 Prozent der Fälle kein aggressives Verhalten. Es tritt aus zwei verschiedenen Hauptgründen auf, die sich natürlich auch teilweise überschneiden können.

In den meisten Fällen ist es ein einfaches Spielverhalten. Das Greifen von vermeintlicher Beute, das daran Zerren und Schütteln ist ein ganz normales Verhalten für Hunde. Die Leine kann leicht zu einem attraktiven Reiz werden. Sie schlenkert so in der Nähe der Nase rum und reizt zum hineinbeißen. Dann wird sie auch noch stramm und setzt dem Hund etwas entgegen, schon ist das Spiel im Gange, das dem Menschen wenig Freude bereitet.

Der zweite Grund, warum Hunde in die Leine beißen und Zerren, ist eine einfache Übersprungshandlung. Frust, Stress oder Angst benötigen ein Ventil, die Spannung entlädt sich an der Leine.

Um das Verhalten abzustellen, wenn der Hund in der Leine hängt, ist die Ursache ziemlich egal. Der einfachste Weg ist, die Leine fallen zu lassen. Ohne den Gegenzug durch den Menschen verliert die Sache ihren Reiz und der Hund lässt los. Bei Hunden, die dann weglaufen würden, greift man vorher in das Halsband und lässt dann die Leine fallen. Achtung! Manche Hunde schnappen nach dem Loslassen der Leine nach dem Arm. In der richtigen Position kann man leicht ausweichen und der Hund erreicht einen nicht. Dann darf man auch deutlich meckern, diesen Grenzübertritt muss man nicht kommentarlos hinnehmen.

Um das Verhalten auf Dauer abzustellen, muss man schauen, warum der Hund das Verhalten zeigt. Sucht er nur eine Gelegenheit zum Zerren, reicht schon das regelmäßige Fallenlassen der Leine mit einem Abbruchkommando. Die Sache wird dann schnell langweilig und der Hund versucht es gar nicht mehr.

Handelt es sich um eine Übersprungshandlung, dann müssen die Ursachen bekämpft werden. Als Soforthilfe bietet sich ein weicher Ball, eine Beißwurst oder ein kleines Baumwolltau an. Darauf kann der Hund herumkauen und seinen Stress abbauen. Was bei einem kleinen Hund noch süß aussieht, das ist bei einem großen Hund brandgefährlich. Denn ein in die Leine verbissener Hund ist ab einer gewissen Größe kaum noch zu halten. Außerdem kann die Leine durchgebissen werden. An einer Hauptverkehrsstraße kommt das nicht gut.

Generell sollte man dann auf Dauer an der Frustrationstoleranz arbeiten, Stress vermeiden oder die Ängste behandeln. Dann tritt auch bei diesen Kandidaten Ruhe ein. Nur Ignorieren bringt beim in die Leine beißen gar nichts, das Verhalten ist selbstbelohnend und verstärkt sich auf Dauer.

Für mich klingt das Verhalten des kleinen Hundes auch eher nicht aggressiv. Es scheint eher so, als hätte er spielen wollen oder eben wie schon gesagt wurde, eine geringe Frustrationstoleranz. Viele Hunde beißen und zerren an der Leine, wenn sie eben spielen möchten. Vor allem junge Hunde machen das oft.

Aber es kann auch sein, dass deinem Hund einfach nicht gefiel, dass du das Kommando zur Umkehr gegeben hast und er eben der Meinung war, dass er viel lieber noch draußen bleiben und schnüffeln möchte. Bei manchen Hunden ist die Frustrationstoleranz sehr gering und man muss dann mit ihnen üben, dies zu verbessern. In der Hundeschule hatten wir auch immer wieder so ungeduldige Kandidaten, die dann auch herum gejammert haben oder zappelig waren.