Kinderlose Menschen - werden sie wirklich diskriminiert?

In diesem Thread Buch von Nicole Huber ''Kinderfrei'' empfehlenswert? habe ich bereits das Buch von Nicole Huber und die Thematik vorgestellt. Das Buch hat die Autorin unter anderem deswegen geschrieben, weil sie selbst das Gefühl hat, das kinderlose Menschen in Deutschland nicht akzeptiert werden. Sie hat dies in ihrem Buch immer wieder betont und meinte, dass sie beschimpft worden wäre und lauter unverständliche Reaktionen erhalten hätte, als sie gesagt hätte, dass sie keine Kinder wollte.

Viele Menschen können das auch gar nicht nachvollziehen und kommen mit Kommentaren wie ''in ein paar Jahren denkst du wieder ganz anders'' oder so. Aber die Autorin ist und bleibt kinderlos wie eigentlich alle Menschen die ich kenne, die sowas gesagt haben. Mich interessiert aber, ob man deswegen in Deutschland wirklich diskriminiert wird. Ich selbst kann diese Beobachtung jetzt nicht teilen. Die Familie meines Freundes reagiert auf diesen Satz zwar sehr empfindlich und kann es nicht verstehen, aber ich habe auch sehr viele Leute in meinem Umfeld die es gut verstehen, wenn man keine Kinder haben will.

Zahlreiche Bekannte haben schon diesen Wunsch geäußert und keiner hat sich darüber aufgeregt oder sie deswegen sogar beschimpft. Daher verstehe ich dieses Problem in dem Buch von Nicole Huber nicht ganz. Wie seht ihr das, werden Menschen in Deutschland mitunter diskriminiert, wenn sie sich gegen Kinder entscheiden? Habt ihr selbst diese Beobachtung gemacht? Reagiert ihr selbst auch diskriminierend auf solche Äußerungen?

Ich habe so etwas noch nicht mitbekommen. In meinem Freundeskreis gibt es auch einige Leute, die keine Kinder haben wollen, zumindest aktuell. Das akzeptiere ich und sie akzeptieren auch, dass man Schatz und ich nun eben ein Kind bekommen wollen. Ich denke, dass das so etwas ist, was künstlich nach oben gepusht wird um über irgendetwas zu schreiben und Diskussionen zu schaffen.

Ich will auch keine Kinder haben und kenne solche Kommentare wie "In ein paar Jahren siehst du das anders" oder auch traurige Blicke sehr gut. Viele können es wirklich nicht nachvollziehen. Vor allem ältere Menschen verstehen das nicht. Aber diskriminiert fühle ich mich dadurch noch lange nicht. Die können ruhig ihre Meinung äußern. Manchmal nervt es, aber Diskriminierung ist echt was anderes.

Beschimpft wird man wohl eher, wenn man als Autorin mit dieser Ansicht "hausieren" geht. Dann trifft man eben auf heftigere Reaktionen, als wenn man es nur im Bekanntenkreis anspricht.

Wenn man bedenkt, dass global gesehen nur die Japanerinnen weniger Kinder zur Welt bringen als die Deutschen und Kinder in vielen Alltagssituationen mittlerweile ein ungewohnter Anblick sind, erscheint es mir schon weit hergeholt, dass ausgerechnet Kinderlose hierzulande diskriminiert werden.

Es kommt eben auch darauf an, wie empfindlich man ist, und wie sehr man die Dinge aufbauscht. Wenn Tante Erna, 78 Jahre jung und Mutter von fünf Kindern, an der Kaffeetafel mit Unverständnis reagiert, ist das für mich noch lange keine Diskriminierung. Aber wenn sich ein Buch gut verkaufen soll, muss man eben auch provokante Thesen vertreten.

Ich bin auch kinderlos und fühle mich eher privilegiert. Ich muss nie einen Babysitter arrangieren, kann mein ganzes Geld für mich selbst ausgeben und am Wochenende ausschlafen. Außerdem werde ich nie schief angesehen, sobald mein Kind eine Lebensäußerung tut, wie ich es bei Eltern tagtäglich beobachten kann. Da kann ich die spitzen Bemerkungen meiner Arbeitskollegin schon verkraften, ohne mich gleich als unterdrückte Minderheit zu inszenieren.

Also diskriminiert wird man vielleicht nicht. Aber spitze Bemerkungen oder der Satz "später wirst du anders darüber denken" oder "dann bist du ja später allein" zeugen eben von einem gewissen Unverständnis, weil manche Menschen meinen, dass Kinder unbedingt zum Leben dazugehören würden. Das nervt manchmal schon.

Ich finde, es wird eben manchmal nicht akzeptiert. Einige Menschen scheinen zu denken, dass jede Frau gerne Kinder haben will und es ist für mich anstrengend, dann mit solchen Leuten zu diskutieren. Deswegen werde ich nicht diskriminiert, das wäre übertrieben, aber es ist auch nicht schön.

In einer Gewissen Form werden Kinderlose doch "diskriminiert". Denn die Pflegeversicherung für Kinderlose ist höher als für Leute mit Kindern. Dabei reicht ein Kind um direkt zwei Personen auf 0,5% Beitragssatz zu senken. Somit ist es finanziell schon ein kleiner Unterschied, der sich auf dem Lohnzettel bemerkbar macht. Zudem gibt es bei einigen Arbeitgebern Zulagen für Kinder, die Kinderlose natürlich nicht bekommen können. Dafür haben Eltern auch höhere Ausgaben, die damit zum Teil abgedeckt werden sollen.

Gerbera hat es eigentlich sehr gut beschrieben, trotz der oben genannten Punkte habe ich mich nicht diskriminiert gefühlt als ich noch Kinderlos war. Mich haben dabei eher die Kommentare verletzt, denn diese Sprüche die genannt worden sind, kenne ich auch zu gut. Es konnte aber auch niemand wissen, dass ich eigentlich schon einen Kinderwunsch hatte mir aber mehrfach diagnostiziert wurde das ich keine Kinder bekommen kann. So etwas erzählt man auch nicht jedem der solche Sprüche ablässt.

Wie jeder seine eigene Lebensplanung sieht ist etwas sehr persönliches. Gehören dort keine Kinder dazu, dann ist das nun einmal so. Bei anderen gehören diese einfach mit dazu und ich kann es mir schon gut vorstellen, dass das bei manchen Unverständnis hervorruft wenn die Vorstellungen des anderen nicht mit den eigenen Übereinstimmen. Aber ich sehe das Buch auch eher als eine Provokation damit es sich überhaupt verkauft. Wer würde es denn kaufen, wenn darin zu lesen ist, dass es jedem seine eigene Entscheidung ist und egal wie man sich entscheidet alles Akzeptiert wird von der Gesellschaft.