Eltern mit Auszug überrumpeln oder vorwarnen?

vom 05.10.2015, 18:47 Uhr

Mein Cousin wohnt seit fast zwei Jahren etwa 430 km von seinem Elternhaus entfernt in einer eigenen Wohnung. Er hatte ursprünglich gar nicht vor, so weit weg zu ziehen, es war eher ein spontaner Einfall und sein bester Freund hatte ihn dahingehend "angefixt" und die beiden wollten zusammen umziehen und ihr Glück in einer neuen Stadt versuchen.

Mein Cousin wusste schon einige Wochen davon, dass er aus seinem Elternhaus ausziehen möchte, hat seinen Eltern aber sehr kurzfristig davon mitgeteilt und sie quasi vor vollendete Tatsachen gestellt. Er meinte zu mir, dass seine Eltern sonst versucht hätten, ihm das auszureden und ihn eher versucht hätten, ihn dazu zu motivieren, in die Nähe zu ziehen und nicht so weit weg.

Ich kann aus eigener Erfahrung diese Beobachtung bestätigen. Als ich zum ersten Mal ausziehen wollte wegen der Uni, habe ich meinen Eltern 9 Monate vor Studienbeginn davon erzählt um sie vorzubereiten wo ich was studieren möchte. Aber meine Eltern kamen nur schwer damit klar und haben sehr viel geklammert. Sie wollten mir sogar die Uni ausreden und mich zu einer Uni in der Nähe überreden, damit ich nicht ausziehen muss. Das Problem war aber leider, dass ihre Wunschuni mein Fach gar nicht angeboten hat und somit nichts fächermäßiges hatte, was mich interessierte.

Als ich dann die Uni gewechselt habe, habe ich meine Eltern erst hinterher damit konfrontiert, weil ich dadurch nicht mehr nur 180km weit weg, sondern 250 km weit weg von ihnen wohnen würde. Ich habe damals erst die Wohnung gesucht und erst als ich den neuen Mietvertrag unterschrieben und den alten gekündigt hatte und es quasi kein Zurück mehr gab, habe ich sie vor vollendete Tatsachen gestellt. Ich habe damit nur die besten Erfahrungen gemacht und würde es immer wieder so machen.

Wie ist das bei euch? Habt ihr eure Eltern mit eurem Auszug überrumpelt oder sie vorgewarnt? Mit welcher Variante habt ihr die besten Erfahrungen gemacht und warum?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich verstehe das ehrlich gesagt gar nicht, dass man seine Eltern auf einen Auszug oder Umzug vorbereiten muss. Das sind erwachsene Menschen, die mit sowas doch klar kommen sollten, wenn man nicht gerade ans andere Ende der Welt zieht. Ich habe meinen Eltern wenige Monate vor dem Studienbeginn gesagt, dass ich ausziehen muss und sie fanden das ganz normal. So haben sie das doch auch gemacht.

Sie haben mich dabei unterstützt und wir waren auf Wohnungsbesichtigungen. Den Umzug haben meine Eltern auch organisiert. Als ich dann später nochmals umziehen musste, haben sie mir auch dabei geholfen. Meine Eltern fragen zwar sehr häufig, ob ich sie besuchen komme, aber sie versuchen mich sicherlich nicht am Umziehen zu hindern. Sie wollen schließlich auch, dass ich eine Karriere mache.

Deswegen ist mir das nicht so verständlich. Ich denke, dass es sich auf jeden Fall um Helikopter-Eltern handeln muss, wenn man diese ewig auf einen Umzug vorbereiten oder überraschen muss. Sowas ist einfach übertrieben wenn man bedenkt, dass es sich um erwachsene Menschen handelt.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich habe mit meinen Eltern schon eine Weile vorher besprochen, dass ich zu meinem Partner ziehen möchte. Konkret wurde das Ganze dann eine Woche vorher. Meine Eltern haben mir beim Umzug nicht geholfen ich habe an 2 Wochenenden mit Taschen meine Sachen selber aus meinem Zimmer in die Wohnung meines Partners gebracht. Meinen Eltern schien das auch relativ egal gewesen zu sein, sie haben nicht geklammert oder so.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Normalerweise zieht man ja auch nicht von einem Tag auf den anderen aus dem Elternhaus aus. Wenn es gerade keinen Streit oder irgendeinen anderen Vorfall gibt, der so einen überstürzten Auszug erklären könnte, dauert das Ganze doch normalerweise auch länger. Man weiß ja oft schon vorher, dass man in einer anderen Stadt studieren oder mit dem Partner zusammen ziehen möchte. Normalerweise sind die Eltern da ja auch einigermaßen darüber informiert, so dass sie schon wissen werden, dass man eben bald ausziehen wird.

Wenn man dann eine Wohnungsbesichtigung nach der anderen hat oder sich woanders bewirbt oder es auch ernster mit dem Partner wird, dann bekommen das die Eltern doch eigentlich auch mit, so dass sie es sich ja auch denken können, dass es irgendwann mal an der Zeit ist, auszuziehen. Sie sind ja auch nicht dumm und sie wissen ja auch, dass das Kind nicht ewig bei ihnen wohnen bleiben wird.

Ich habe meine Eltern nicht wirklich vorgewarnt, wobei ich sie aber auch nicht mit meinem Auszug überrumpelt habe. Ich habe eben immer mehr Zeit bei meinem Freund verbracht, so dass meine Mutter auch schon wusste, dass ich nach meinem Uni-Abschluss dann ganz zu ihm ziehen würde, wie es dann auch war.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich habe meine Mutter überrumpelt. Sie hat es erst gemerkt, als ich mit einer Freundin meine Sachen aus meinem "Kinderzimmer" in die neue Wohnung gebracht habe. Das nimmt sie mir auch bis heute sehr übel, aber ich konnte ihr vorher nichts davon sagen. Ich wollte einfach keine stundenlangen Diskussionen führen und mich dann doch zum Dableiben überreden lassen.

Diese Diskussionen hatten wir dann eben hinterher. Ein Jahr lang war es grauenhaft sie zu besuchen. Jedes Mal rief sie danach an und hat mich fertig gemacht. Wenn wir das so diskutiert hätten, als ich noch unter ihrem Dach gewohnt habe, hätten wir uns gegenseitig umgebracht oder ich wäre dageblieben und hätte sie auf ewig dafür gehasst.

Dabei ist meine Mutter definitiv keine Helikopter-Mutter. Es ging ihr nie um meine Sicherheit oder so. Es geht immer nur um sie. Sie war damals gerade wieder Single geworden und einsam. Ich hätte für sie da sein sollen.

Wobei ich es grundsätzlich verstehen kann, wenn Eltern nach 18, 20 oder mehr Jahren so ihre Probleme mit dem Auszug der Kinder haben. Wenn sie ihre Gefühle dann aber in voller Bandbreite ausleben, hört mein Verständnis auf. Da sollte man einfach vernünftig sein und einsehen, dass das Kind kein Kind mehr ist und auf eigenen Füßen stehen muss.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich habe meine Eltern ebenfalls vor vollendete Tatsachen gestellt. Das Verhältnis war ohnehin nie das beste und ich war vorher schon kaum Zuhause, sondern habe die meiste Zeit bei Freunden oder meinem damaligen Lebenspartner übernachtet. Somit war das ganze für diese auch eher uninteressant und sie haben es zwar zur Kenntnis genommen, mehr aber auch nicht.

Sie hätten auch nicht versucht mir das ganze auszureden, aber ich hatte keine Lust auf die ständigen Nachfragen wann ich denn nun endlich ausziehe. Das ganze war auch pünktlich zu meinem 18. Geburtstag, da ohnehin keine Feier organisiert worden war oder es meine Eltern interessiert hat, habe ich an diesem Tag meine paar Kartons gepackt, ins Auto geladen und bin in meine eigene Wohnung gezogen.

Diese habe ich vorab bereits renoviert und auch mit Möbeln eingerichtet, dass ich nur noch meine persönlichen Gegenstände mitnehmen musste. Auch von der Entfernung her waren es nur 50 Kilometer von meinem Elternhaus weg, aber es war immer zu weit um mich einmal zu besuchen.

Später dann bin ich noch mehrere male umgezogen und auch dafür haben sich meine Eltern nicht interessiert, sie haben es nur daran gemerkt wenn die obligatorische Weihnachts- oder Geburtstagskarte zurück gekommen ist. Waren sie "gut" drauf dann wurde per SMS um die neue Adresse gebeten für diese Karte.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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