Können dauerhafte Geldsorgen eine Depression auslösen?

vom 21.08.2012, 21:10 Uhr

In unserer weitläufigen Nachbarschaft hat sich ein Familienvater selbst das Leben genommen. Es wird gemunkelt, dass er dies wegen dauerhaften Geldsorgen gemacht hat, weil er dadurch in eine tiefe Depression gefallen ist. Er hat sein Leben genommen und eine Familie zurückgelassen. Ich frage mich dann, ob man wirklich wegen dauerhaften Geldsorgen eine Depression bekommen kann. Vor allem, wenn auch noch Familie da ist, die einen ja doch auffangen sollte und die Geldsorgen teilt.

Denkt ihr, dass bei so was immer mehr Auslöser sein müssen oder kann es wirklich sein, dass "nur" Geldsorgen eine so tiefe Depression auslösen können?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Es ist die Frage, ob er sich wegen Depressionen das Leben genommen hat oder wegen seiner in seinen Augen aussichtslosen Lage. Man muss ja nicht depressiv sein, um Selbstmord zu begehen. Es gibt genügend andere Gründe. Wenn er anfällig für Depressionen war, dann kann es natürlich sein, dass durch Geldsorgen eine Depression ausgelöst wurde. Da kann man jetzt wirklich nichts dazu sagen. Depressionen können verschiedene Ursachen haben, rein körperliche und psychische, oft auch in Kombination. Aber aus der Ferne ist es müßig, über diesen Fall zu diskutieren.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Zunächst einmal sollte man in einem solchen Fall bedenken, dass die Familie vielleicht ''sollte'', aber nicht tut. Es ist leicht gesagt, wenn man meint man könne den Selbstmord nicht nachvollziehen, weil die Person Familie hatte und diese Familie hätte helfen können. Klar hätte die Familie helfen können, aber das hat sie nun wohl scheinbar nicht, denn ansonsten wäre es zu den Depressionen in diesem Ausmaße nicht gekommen. Wenn es Geldsorgen gibt, dann kommt es in vielen Familien eher zu einem Stress, als dass man die Sorgen miteinander teilt und in diesem Falle schaut mir das genauso aus. Auch wenn die Familie eigentlich eine helfende Hand sein sollte, so ist sie es in den meisten Fällen leider eher nicht, weswegen Depressive sich deswegen nicht von einem Selbstmord abhalten lassen würden.

Ich denke mal, dass die Geldsorgen alleine für die Depression nicht zuständig sind, da kommen dann noch andere Faktoren in Frage. Durch die Geldsorgen hatte der Mann möglicherweise dann auch Probleme mit der Familie, die Frau sah ihn vielleicht als unfähig und hat ihn wegen schlechtem oder gar keinem Einkommen erniedrigt und ihm die Schuld für die schlechte Situation der Familie gegeben. Hatte er Kinder, dann werden diese unter den Geldsorgen auch gelitten haben, minderwertige Kleidung, keine Ausflüge und andere Annehmlichkeiten.

Auf die Dauer belastet das so dann eben nicht nur den Mann, sondern die ganze Familie und letzten Endes dann können die Depressionen so ausarten, dass man die durch die Geldsorgen entstandenen Umstände nicht mehr erträgt und dann eben den Freitod wählt. Es ist also nicht die Geldsorge alleine, sondern was daraus für Konsequenzen folgen, ob auch die Familie und man selbst damit leben kann oder nicht. Es gibt Menschen die arrangieren sich damit und andere wieder nicht, besonders dann nicht, wenn die Geldsorgen plötzlich eintreten und früher kein Thema waren. Letztendlich aber ist dies für viele eine verzweifelte Lage und heutzutage steht man damit auch unter großem Druck, weswegen Depressionen mir als eine mögliche Konsequenz erscheinen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wenn man ständig Geldsorgen hat und womöglich auch bereits Schulden hat, kann es durchaus passieren, dass man an Depressionen leidet. Gerade bei Geldsorgen wird man ja täglich mit dem Problem konfrontiert. Dazu kommt die ständige Angst vor unvorhersehbaren Reparaturarbeiten und anderen Ausgaben. Ist zum Beispiel das Auto mal kaputt oder das Heizöl knapp, steht man immer vor einem großen nervenaufreibenden Problem, was schnell eine Depression auslösen kann.

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Die Angaben, die zu diesem Selbstmord machst, sind einfach zu wenig, als das man da viel zu sagen kann. Man kann zwar spekulieren warum er sich das Leben genommen hat; wieso ihn niemand unterstützte; woher die Geldsorgen kamen; weshalb es soweit kommen konnte oder warum der Mann nicht außer Haus Hilfe gesucht hat. Wer sagt aber, dass es so war? Man sollte nicht die Familie hineinziehen und ihr ein schlechtes Gewissen machen. Es kann keiner sagen, was alles versucht oder nicht versucht wurde. Ich denke, dass noch andere Dinge mit hineinspielen, nicht nur Geldsorgen.

Natürlich kann überspitzt auch jemand depressiv werden, weil er Geldsorgen hat und nicht mehr ein noch aus weiß. Aber deswegen alleine wird sich niemand das Leben nehmen. Kann auch sein, dass dieser Mensch schon länger depressiv war oder vollkommen klar diesen Weg ging. Wer sagt denn, dass er seine Familie im Stich gelassen hat. Vielleicht war alles nur noch Fassade, wer kann das wissen?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Meiner Meinung nach können dauerhafte Geldschulden ein Auslöser für einen Selbstmord sein, wenn man keine Möglichkeit zur Besserung der Situation hat. Eine Depression kann sich daraus entwickeln und dann sieht man eben keine Hoffnung mehr, und weil alles so sinnlos ist oder auch erscheint, bringt man sich um.

Es können aber auch andere Gründe der Auslöser gewesen sein und deswegen wäre ich mit meinen Vermutungen einfach mal vorsichtig. Im Prinzip kann es nur er euch sagen, warum es so passiert ist. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass man bei hohen Schulden schnell den Mut verliert und dann eben kein Land mehr sieht.

Depressionen können sich aber auch ohne ersichtliche Probleme entwickeln, weil es eben auch eine körperliche Sache sein kann und nicht nur immer einen psychischen Auslöser haben muss. Man kann beispielsweise durch eine geschädigte Schilddrüse Depressionen bekommen und dann kann es auch passieren, dass man auch keinen Sinn mehr im Leben sieht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich sehe das wie meine Vorredner auch und würde sagen, dass sicherlich nicht allein die Geldsorgen das die Depression auslösende Problem waren, sondern eher der Umgang mit der Situation des hier angesprochenen Familienvaters. Wenn er keinen Ausweg mehr gesehen hat, meine ich allerdings, dass er bereits depressiv war, aber ich kann mich da täuschen, denn mit Depressionen habe ich nur vage Berührungspunkte machen können, obwohl ich selbst unter einer solchen litt, allerdings nicht unter der schwerstmöglichen Form.

Mein Problem war damals eigentlich eine Vielzahl an Problemen, die durch Geldsorgen ausgelöst wurden und auch ich habe damals keinen Weg gesehen, der irgendwie vorhanden war. Alles, was ich an Konsequenzen auf mich zustürmen sehen habe, ist allerdings auch an mir abgeprallt und ich stand quasi kampflos mitten im Gewitter, jedenfalls kam ich mir so vor. Ich habe einfach gar nichts mehr empfunden, weder Angst noch Freude noch Panik oder Stress, sondern ich war emotional einfach komplett betäubt.

Vermutlich sind also Geldsorgen schon ein möglicher Auslöser einer Depression, aber eben eher als ein Faktor von vielen, die zusammenspielen müssen. Soweit ich weiß, werden ohnehin so einige psychische Erkrankungen durch traumatische Erlebnisse und Existenzängste ausgelöst, und Geldsorgen stellen wohl eine solche Existenzangst dar oder begründen sie wenigstens und ermöglichen ihre Entstehung. Die traumatischen Erlebnisse können sich dann aus den Folgen der Geldsorgen ergeben, aber damit man sich das Leben nimmt, müssen vermutlich wiederum auch noch andere Gegebenheiten vorhanden sein als die hier genannten.

Dennoch meine ich, dass vor allem länger andauernde Geldsorgen eben durch die in der Regel unweigerlichen Konsequenzen für viele Menschen deutlich zu viel sein können, und an einer Depression zu erkranken ist nun nichts, was sonderlich weit weg ist, das kann relativ schnell gehen und man bemerkt es als Betroffener oft gar nicht, wie die meisten anderen psychischen Probleme eben auch.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Geldsorgen können einem schon sehr nahe gehen. Gerade weil das Thema auch sehr unangenehm ist. Sich einzugestehen das man Hilfe benötigt, ist in diesem Fall nicht so einfach. Man sollte einfach früh offen kommunizieren.

» bernd72 » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,13 »


Ja ich denke schon das dauerhafte Geldsorgen zu Depressionen führen können, gerade wenn die Geldsorgen nicht weniger sondern eher immer mehr werden. Diese dauerhafte Belastung macht einen einfach krank. Aber wenn man ständig Geldsorgen hat sollte man sich auch mal überlegen woher diese kommen oder ob man selber nicht irgend etwas falsch macht und über seine Verhältnisse hinauslebt.

» Draggy » Beiträge: 105 » Talkpoints: 1,83 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ob Geldsorgen allein eine Depression auslösen können, kann ich nicht beurteilen, wobei es aber natürlich auf der Hand liegt, dass ständige Geldsorgen einen psychisch völlig fertig machen können. Natürlich bedeutet Geld nicht alles im Leben, aber Geld ist nun einmal wichtig. Geld braucht man einfach zum Leben. Wenn man nicht genügend Geld hat, um sich oder den Kindern etwas zu gönnen, dann kann das nicht glücklich machen. Wenn man ständig jeden Cent umdrehen und auch bei ganz alltäglichen Dingen sparen muss, dann ist das natürlich kein Spaß.

Ich hatte zum Glück noch nie richtig schlimme Geldsorgen gehabt, aber ich kann mir schon vorstellen, dass so etwas einen extrem belastet, vor allem dann, wenn es nicht nur einen selbst betrifft, sondern auch die ganze Familie und damit auch den Kindern. Man möchte den Kindern ja auch etwas ermöglichen können und ihnen auch mal etwas kaufen. Kinder haben ja auch viele Wünsche und wenn man sie ihnen ständig abschlagen muss, weil man kein Geld für solche Sachen hat, ist das sicherlich ein schreckliches Gefühl.

Es geht ja nicht nur um solche zusätzliche Sachen, wie Urlaube oder Spielzeug, die man sich nicht leisten kann, wenn man schlimme Geldsorgen hat. Wenn man auch noch tief in den Schulden steckt und sich in einer aussichtslosen Lage befindet, dann muss man eben bei jeder Ausgabe daran denken, ob sie wirklich nötig ist oder nicht. Man muss ja auch dann beim Essen sparen, bei der Kleidung und auch bei anderen alltäglichen Dingen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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