Wie lange Wartezeit auf Therapie überbrücken?

vom 03.04.2016, 20:34 Uhr

Viele, die bereits einen Therapeuten aufgesucht oder sich näher mit dem Thema beschäftigt haben, wissen, dass es unter Umständen lange dauern kann, bis man einen Therapieplatz erhält.

Ich habe eine Bekannte, die zur Zeit sehr depressiv ist, jedoch beim Therapeuten ihrer Wahl auf die Warteliste gepackt wurde, wo sie unter Umständen sechs Monate warten muss, bis sie einen Platz bekommt.

Ich verstehe, dass es Zeit dauern kann, bis man in Therapie kommt, doch was ist, wenn die eigene Situation sehr akut ist? Wie kann man die lange Wartezeit auf die Therapie überbrücken?

» bluejeans » Beiträge: 38 » Talkpoints: 0,04 »



Ich glaube, dass man da nicht viel machen kann, als eben zu warten. Oder versuchen noch woanders früher einen Therapieplatz zu bekommen. Vielleicht kann der Hausarzt auch ein Medikament für den Zeitraum, zur Überbrückung verschreiben.

Ich denke, dass man in ganz schlimmen und akuten Fällen um eine Einweisung zur stationären Behandlung nicht drumherum kommt. Bekommt es der Person immer schlechter geht und sie es eben nicht mehr aushält, ist das sicherlich der beste Weg.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Soweit ich weiß, erlauben manche Krankenkassen, dass man bei "unzumutbarer" Wartezeit auch auf einen anderen Therapeuten ausweichen kann, der eigentlich nur Privatpatienten behandelt. Es gibt da aber die Möglichkeit der Kostenerstattung. Ich würde mich da aber vorher bei der Krankenkasse erkundigen, welche Möglichkeiten man da hat.

» Capri » Beiträge: 658 » Talkpoints: 8,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Man muss nicht zwingend einfach nur warten. Es gibt durchaus eine Anzahl an Maßnahmen, die man statt warten ergreifen kann. Ich persönlich bin kein Fan davon, sich vom Hausarzt mal einfach so Psychopharmaka verschreiben zu lassen. Meine Hausärztin weigert sich da auch strikt. Für Psychopharmaka sind Psychiater und/oder Neurologen zuständig.

Damit wären wir auch bei der ersten Maßnahme, die man beim Warten auf einen Therapieplatz nutzen kann. Einen Psychiater aufsuchen. Man bekommt man zwar keine Gesprächstherapie, aber da ist schon mal jemand der zuhört und sich eventuell dazu äußert. Die Termine sind allerdings in der Regel nur alle vier bis sechs Wochen.

Hier kann man allerdings, anders wie bei einer Psychotherapie, den Psychiater auch wechseln, wenn die Chemie nicht stimmt. Je nach Krankenkasse kann man jedes Quartal zu einem anderen Psychiater gehen. In manchen Fällen machen Psychiater auch so was wie eine Gesprächstherapie.

Eine weitere Möglichkeit ist ein Aufenthalt in einer Klinik. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Einmal kann man theoretisch einfach in die Psychiatrie gehen und sagen, es geht einem schlecht. Darauf folgt meist eine stationäre Aufnahme. In der Regel erst mal auf einer geschlossenen Station.

Man kann aber auch eine geplante Aufnahme anstreben. Hierzu kann man einfach in der nächsten psychiatrischen Klinik anrufen und eben um eine Aufnahme bitten. In der Regel gibt es dann eine Warteliste. Hier vor Ort wartet man, je nach "Sonderwünschen", so zwei bis vier Wochen auf ein Bett. Allerdings erfolgt die Aufnahme dann auf einer offenen Station.

In vielen Psychiatrien gibt es auch Tageskliniken. Das heißt, man geht morgens hin und am Nachmittag wieder nach Hause und schläft daheim. Die Aufnahme erfolgt in der Regel auch nach Warteliste. Der Wartezeitraum schwankt allerdings von Klinik zu Klinik.

Ansonsten kann man durchaus andere Angebote nutzen. Ich persönlich bin, auch wenn es doof klingt, ganz großer Fan der Telefonseelsorge. Dort ruft man anonym an. Spricht mit den Menschen, die zum Großteil sehr gut ausgebildet sind. Wirklich helfen können sie nicht immer, aber es ist jemand da, der einem zuhört und durchaus auch Tipps geben kann.

Die Telefonseelsorge hat in manchen Städten auch Büros. Das heißt, man kann dort Termine zu einem Gespräch machen. Das geht theoretisch auch anonym. Wobei man beim ersten Kontakt wahrscheinlich auf einen Anrufbeantworter trifft und dort eine Telefonnummer für einen Rückruf hinterlassen muss. Aber in Zeiten von Handys und Prepaidkarten dürfte das kein Problem sein, wenn man wirklich anonym bleiben möchte. Auch hier sind die Seelsorger sehr gut ausgebildet. Arbeiten allerdings anders als in einer Psychotherapie.

In manchen Städten gibt es Krisendienste. Bei mir vor Ort gibt es so was nicht, deshalb kann ich mich dazu wenig äußern. Findet man aber durchaus über Google, wenn man den Wohnort und Krisendienst eingibt. Teilweise werden die Angebote von Betroffenen für Betroffene gemacht. Was zum Beispiel den Vorteil haben kann, dass man erfahren kann, wie man vor Ort schneller Hilfe finden kann.

Das Kostenerstattungsverfahren wurde ja schon angesprochen. Ich habe hier: Psychotherapie nun auch ohne lange Wartelisten möglich schon mal umfangreich darüber berichtet. Ganz wichtig ist hier, dass man sich mal mit einer Krankenkasse in Verbindung setzt und fragt, welche Bedingungen erfüllt sein müssen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Vielleicht kann man in so einem Fall eine Gruppe Menschen finden, die an einem ähnlichen Problem leiden. Es gibt doch viele Selbsthilfegruppen oder auch Vereine, bei denen man dann eben auch Ablenkung bekommt oder darüber reden kann, wenn man möchte. In vielen Städten gibt es dazu psychologische Beratungsstellen, bei denen man schnell einen Termin bekommt oder kann auch Nummern anrufen, wenn man akut Probleme hat.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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