Was habt ihr euch schon alles schön geredet?

Manche Leuten neigen in bestimmten Situationen ja dazu, sich etwas selbst schön zu reden, um nicht allzu sehr enttäuscht zu sein. Wenn sie beispielsweise im Urlaubshotel ankommen und dieses absolut nicht ihren Erwartungen entspricht, dann versuchen sie dennoch, das Ganze positiv zu sehen und versuchen sich einzureden, dass ihnen das Hotel doch gut gefällt, um einen schönen Urlaub zu haben.

Gibt oder gab es Situationen, die ihr euch schon schön geredet habt, um nicht allzu sehr enttäuscht von etwas zu sein? Hat das tatsächlich auch funktioniert und das auch auf Dauer? Kann man sich überhaupt auf diese Weise selbst austricksen?

Klar gab es sicher schon die eine oder andere Situation in meinem Leben, wo ich mir etwas schön geredet habe. Ich denke als Optimist dürfte es einem nicht sonderlich schwer fallen, sich auch mal etwas schön zu reden, was vollkommen normal ist und zum Leben dazugehört, sofern dies selten der Fall und von kurzer Dauer ist. Sich etwas langfristig schön reden könnte ich jedoch nicht und würde ganz sicher eine Änderung herbeiführen.

Mir fällt da gerade eine Situation ein, wo ich mir etwas schön geredet habe. Da ging es um mein Studium. Mir ist klar, dass nicht jede Universität, an der mein Studienfach angeboten wurde, einen NC hatte, aber mich haben thematisch die Unis interessiert, wo ein NC vorhanden war. Ich hatte mich vorher sehr ausführlich damit befasst, wie das Studium inhaltlich aufgebaut ist und wie viel Wahlmöglichkeit man hat.

Ich hatte mich also bei mehreren Unis beworben, wobei ich von meinem Favoriten jedoch abgelehnt worden war. Vielleicht war die Nachfrage dort zu hoch, keine Ahnung. Auf jeden Fall habe ich mir die Situation dann dahin gehend schön geredet, dass ich einfach betont habe, dass die Uni eh ganz schlecht war und ich da eh nicht hin wollte. Das stimmte aber nicht, ich habe das nur gesagt, um mich damit besser zu fühlen.

Ich denke, dass die Fähigkeit, sich Dinge "schön zu reden" nicht unbedingt immer negativ besetzt sein muss. Manchmal läuft es im Leben eben nicht nach Wunsch, und dann kann man sich auf die negativen Aspekte konzentrieren und lamentieren und jammern, oder man konzentriert sich auf
die positive Sichtweise, auch wenn man dafür etwas übertreiben muss.

Es nützt ja niemandem etwas, wenn man unzufrieden ist, nichts gegen das Problem tun kann oder will und deswegen sich auf eine saure Miene konzentriert. Wenn also wie in dem Beispiel das Hotel im Urlaub nicht den eigenen Ansprüchen entspricht, kann man sich entweder damit abfinden, sich ein anderes Hotel suchen oder empört wieder abrauschen. Da ist es oft am einfachsten, sich etwas "schön zu reden", weil man gerade keine Lust hat, Zeit, Geld und Energie in die Suche nach Perfektion zu stecken. Das finde ich, wie gesagt, durchaus nicht immer verwerflich.