Haben eure Kinder Erfahrung mit Kinderfeindlichkeit gemacht?
Als ich vor kurzem bei der Arbeit war, war eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn da. Der Junge unterhielt sich ganz normal mit seiner Mutter und war dabei nicht besonders auffällig, sondern wirkte für mich eigentlich sogar ganz brav. Dennoch regte sich ein anderer Mann tierisch über die "Kinder von heute" auf und schimpfte die ganze Zeit vor sich hin, dass es sich ja um Lärmbelästigung handeln würde und es sich nicht gehören würde, dass Kinder so laut seien. Das würde an schlechter Erziehung liegen.
Natürlich waren sowohl Mutter, als auch Sohn im ersten Moment so geschockt, dass sie nichts herausbekamen. Die beiden taten mir auch wirklich leid, da es ja wirklich keinen Anlass für diese "Explosion" gab. Scheinbar hatte der Mann grundsätzlich keine Kinder leiden können, weshalb er so handelte. Mussten eure Kinder schon einmal Erfahrung mit offensichtlich kinderfeindlichen Menschen machen? Wie haben sie darauf reagiert?
Manche Menschen vergessen eben, dass sie auch mal Kinder gewesen sind. Ich habe auch schon beobachten können, dass manche Menschen hier mit zweierlei Maß messen. Soll heißen: fremde Kinder nerven immer, egal was sie tun und wie leise sie dabei sind. "Eigene" Kinder, die egal in welcher familiären Verbindung zu einem stehen, sind immer positiv zu bewerten. Das finde ich schon traurig und unfair.
Wir sind ja momentan auf Wohnungssuche mit unserem Kleinen. Dieser ist nun in der nächsten Woche 2 Monate alt und dementsprechend eigentlich auch relativ ruhig, weil er eben noch viel schläft. Als wir dann bei einer Besichtigung waren und mit dem Kleinen ankamen, verzog die Frau schon das Gesicht und später meinte sie dann, dass sie so etwas in ihrem Haus nicht möchte.
Ich habe dann dementsprechend wütend reagiert und ihr auch dementsprechend geantwortet, weil sie dann auch noch ein paar abwertende Sachen gesagt hat über Kinder. Ich finde das immer sehr schade, wenn man seine eigenen Wurzeln vergisst. Gerade die Frau konnte ich gar nicht verstehen, da wir das auch vorher erwähnt hatten und der Kleine bei der Besichtigung auch geschlafen hat.
Wohnungssuche mit Kind ist nicht einfach, gerade wenn es noch klein ist oder es noch gar nicht geboren worden ist. Dabei habe ich auch einige sehr unschöne Begegnungen gemacht mit Vermietern. Angegeben habe ich es jedes mal vorher, dass es sich bei uns um eine Familie aus drei Personen handelt.
Angekommen bei den Besichtigungen gab es mehrmals böse Kommentare, ob ich die Wohnung nur für die ersten Monate anmieten möchte, denn wenn das Kind größer ist möchte man so etwas nicht im Haus haben. Man begründete das ganze darauf, dass Babys noch viel schlafen und keinen Krach machen. Das kommt erst hinterher und dann ist man mit Kind einfach unerwünscht. In einigen Anzeigen steht auch explizit drinnen, dass man keine Kinder möchte und sich auch verpflichtet keine zu haben wenn man diese Wohnung möchte. Das finde ich genauso unverschämt.
Wieso sollte ich dann wütend werden und ausfallend? Ich habe die Vermieter halt stehen gelassen und keine Energie mehr drauf verschwendet. Es ist ihre Entscheidung wer die Wohnung bekommt und wenn sie jemanden bevorzugen der keine Kinder hat, dann ist das halt einfach so. Aber nach über 2 Jahren mit der Suche stumpft man auch einfach ab und hört über solche Kommentare hinweg.
Am Ende haben wir eine "Sozialwohnung" bekommen um den allgemeinen Schnitt hier zu heben, dass machen größere Städte ganz gerne damit die Viertel nicht zu sehr verkommen. Deswegen holen sie sich "normale" Familien rein, die dann auch den vollen Preis für die Wohnungen zahlen müssen. Hier sind Kinder kein Problem vom Vermieter her, ich sehe eher das Problem darin, dass ich mein Kind nicht mit den anderen Kindern aus den Assihaushalten spielen lassen möchte oder das er sich dort aufhält.
Auch in der Straßenbahn gibt es immer wieder Anfeindungen, gerade als ich noch viel mit dem Kinderwagen unterwegs war. Dort saß immer ein älterer Mann der sich aufgeregt hat, dass der Kinderwagen so viel Platz wegnimmt. Dabei gibt es in den Straßenbahnen extra Stellplätze an den Türen dafür. Der Mann hat sich eigentlich nur aufgeregt, dass er diesen Platz dann räumen musste und weiter zur Tür laufen wenn er aussteigen musste.
Aber ich sehe es auch nicht ein, dass ich auf den dafür ausgewiesenen Platz verzichte weil jemand anderes zu Faul ist seinen Hintern zu bewegen. Entsprechend Kontra hat er jedes mal bekommen und wenn er mich nun schon einsteigen sieht, dann verkneift er sich inzwischen jedes weitere Kommentar.
Eigentlich werden meine Kinder immer relativ freundlich behandelt. Nur als wir mit dem Zug in die Mutter Kind Kur gefahren sind, gab es einen Vorfall, der mich auch sehr geärgert hat. Meine Kinder waren damals 3 und 6 Jahre alt und wir mussten fünf Stunden mit dem gleichen ICE fahren.
Ich hatte für uns drei direkt 4 Plätze reserviert, da ich andere Leute nicht stören wollte. Die ersten Stunden gingen noch, aber dann wurden die Kinder ein wenig unruhiger. Sie waren aber nicht laut, sondern haben auf den Sitzen rumgeturnt und das auch nicht wild. Die Kinder haben selbstverständlich die Schuhe ausgezogen, um die Sitze nicht zu beschmutzen.
Es fing damit an, dass eine Dame einstieg und direkt meinte, die Füße gehören nicht auf die Sitze. Natürlich hat sie prinzipiell recht, aber die Kinder kamen nicht mit den Füßen auf den Boden und da kann man nicht erwarten, dass sie 5 Stunden ruhig sitzen bleiben. Da würden ihnen wohl die Beine absterben. Ich habe das der Dame höflich gesagt und sie meinte etwas von Erziehung heutzutage.
Wir haben anschließend ein Spiel gespielt und dabei haben die Kinder in normaler Lautstärke gesprochen. Die Dame hatte aber Kopfschmerzen und wollte Ruhe. Dabei zeigte sie mehrmals auf Schilder, die in der Bahn angebracht waren, die darauf hinweisen sollten, dass man leise sein soll. Ich war erst verständnisvoll und habe den Kindern gesagt, dass wir jetzt flüstern spielen.
Flüstern war leider immer noch zu laut und sie meckerte permanent rum. Ich habe ihr dann klipp und klar gesagt, dass es Kinder sind, dazu noch recht Kleine und wir alles, was möglich ist, tun. Ein Geschäftsmann meinte dann zu ihr, dass ihr Gemecker auch nicht gerade leise wäre und ihn mehr stören, als meine Kinder.
Der Schaffner hat der Dame dann den Rest gegeben, denn sie hat ihm natürlich sofort erzählt, dass sie sich gestört fühlt und warum wir nicht im Kinderabteil seien (das war für Kinder unter 3 Jahren reserviert) und das sie auch ein Recht auf eine ruhige Fahrt hat. Der Schaffner war allerdings schon ein wenig länger im Abteil, weil er vorher die Fahrkarten anderer Reisenden kontrolliert hat.
Er hat ihr dann klar gesagt, dass meine Kinder auch Rechte hätten und sich sehr gut verhalten. Selbst wenn sie lauter wären, müsste sie es hinnehmen, denn Kinder haben nun mal keinen Knopf zum Ausschalten.
Ich würde Kinder nie als "so etwas" bezeichnen, als würde es sich um Gegenstände handeln. Das finde ich auch sehr abwertend. Ich bin zwar auch kein Kinder-Fan, aber ich finde, man muss sich auch mal zurückhalten und darf solche Dinge einfach nicht von sich geben, erst recht nicht der Mutter gegenüber.
Andererseits kann ich auch verstehen, dass ein Vermieter vielleicht keine Familie mit kleinem Kind in die Wohnung ziehen lassen möchte, erst recht, wenn er eine Wohnung in dem Haus vermietet, in welchem er vielleicht selbst wohnt. Kinder sind eben manchmal laut. Es stimmt, sie haben keinen Aus-Knopf, aber der "Kinderlärm" kann eben manchmal auch sehr belastend sein.
Kinder im Zug haben mich auch schon gestört. Die habe ich auch nicht so angeschnauzt. Aber ich kenne die Situation, dass man vielleicht total müde oder mit Kopfschmerzen im Zug sitzt und einfach Ruhe braucht und in diesem Zustand auch nicht mehr richtig in der Lage ist, Belastungen und Geräusche zu ertragen. Müdigkeit und Schmerzen lassen die Belastungsgrenze schnell sinken.
Wenn man müde ist und aufgrund der Geräusche der Kinder nicht schlafen kann, dann wird man eben auch knatschig und ich denke, das kennt jeder, dass es sehr nervenaufreibend ist, trotz Müdigkeit nicht zur Ruhe kommen zu können. Da würde man wütend auf jede Lärmquelle reagieren, egal wer das ist.
Solche Kinderabteile sind schon eigentlich eine gute Idee. Schade, dass die nur für Kinder bis drei Jahren gedacht sind. Vielleicht sollte man das ändern. Aber ich sehe eigentlich kaum einen anderen Weg, um den Interessen beider gerecht zu werden.
Wenn man es rational betrachtet, können Kinder schon nerven. Mütter werden das aber nicht als Nerven bezeichnen, weil sie die Kinder ja lieben und wenn man jemanden liebt, dann hat man eine größere Toleranz als andere.
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