Ungeborene Babys mit Parasiten vergleichen?

Ich erinnere mich an eine Folge aus Dr. House, in der eine junge Frau bei ihm war, deren Verhütungsmethode versagt hatte und die gar nicht registriert hatte, dass sie schwanger war. Sie hatte diverse Symptome und dachte an eine Krankheit, als sie Dr. House aufsuchte und ihre Symptome schilderte. Er diagnostizierte ihr dann einen "Parasiten", womit er aber eindeutig eine Schwangerschaft meinte.

In der Serie Private Practice ist die Figur Charlotte nach einer Weile mit Drillingen schwanger, obwohl sie eigentlich nie Kinder wollte, trägt sie die Kinder aber aus und bezeichnet sie an einer Stelle sogar als "blutsaugende Zecken", was ich alles andere als nett finde.

Könnt ihr verstehen, wenn man ungeborene Babys mit Parasiten vergleicht? Macht ihr manchmal ähnliche Vergleiche oder ist das in euren Augen absolut weltfremd und nicht akzeptabel? Warum machen Menschen derartige Äußerungen? Fühlt man sich als was besseres als ein ungeborenes Baby?

Ich würde das nicht so ernst nehmen. Warum sollte man über Schwangerschaften und ungeborene Babys keine Witze machen dürfen? Babys sind ja nicht heilig. Und es schadet dem Kind nicht, wenn man Witze darüber macht, solange man dennoch auf seine Gesundheit achtet und nicht etwa versucht, den Parasiten loszuwerden.

Das Baby lebt im Körper der Mutter und wird über diesen ernährt. Das kommt einem Parasiten doch nahe. Nur, dass man diesen Parasiten praktisch selber dazu eingeladen hat.

Dr. House ist in seiner Wortwahl ja extrem unsensibel. Das gehört ja zum Charakterbild dieser Ärztefigur dazu. Daher passt es schon zu ihm, dass er sich so unfreundlich über ein ungeborenes Baby äußert, obwohl man das eigentlich nicht macht.

Aber streng genommen und wenn man alle Emotionen ausblendet, hat er sogar recht. Heute merkt man das in Ländern, wo Mütter ausreichend hochwertige Nahrung zur Verfügung haben nicht mehr unbedingt so schnell. Aber in ärmeren Ländern oder in Zeiten mit Mangelversorgung hat man das als Frau schon gemerkt, dass das Kind auf Kosten der Mutter ernährt wird. Nicht umsonst gibt es traditionelle Sprüche, dass jede Schwangerschaft die Mutter einen Zahn kostet. Das war früher eben so.

Letztlich ist es aber auch so, dass es Frauen gibt, die sich so fühlen. Nicht jede Schwangerschaft ist ein ein Idyll und längst nicht jede Schwangere geht fit und unbeschwert fröhlich durch die Zeit. Manche haben erhebliche Beschwerden wie Wasser in den Beinen oder starkes Sodbrennen oder heftige Übelkeit. Da entwickelt man eben auch schon mal negative Gefühle gegen das ungeborene Kind. Das ist normal.

Je mehr und unrealistisch in den Medien auch propagiert wird, wie toll irgendwelche Promis schwanger sind und wie schnell sie den den After Baby Body wieder so in Form bekommen, dass die kurz nach der Geburt knackiger aussehen als tausende andere Frauen ohne Kind, desto mehr Frust löst das in den normalen Schwangeren aus, die eben es nicht schaffen, so perfekt zu sein. Denn wenn man sich nicht eingestehen will, dass man das viel zu ehrgeizige Fitness Programm nicht geschafft hat, dann muss ja jemand anderes daran schuld sein, in dem Fall das Baby.

Es kommt sicherlich auf den Ton an, wie es gesagt wird. Von der Fernsehfigur Dr. House ist man ja einfach keinen netten Ton gewöhnt, da passt es, aber wenn nun ein normaler Mensch auf der Straße von einem Baby als Parasit sprechen würde, wenn eine Schwangere vor ihm steht, würde er wohl eine geknallt bekommen.

Streng betrachtet mag das vielleicht schon irgendwie stimmen, aber es klingt eben sehr unfreundlich und für das Kind auch abwertend, eben so als würde man sich nicht über das heranwachsende Leben freuen. Manche Menschen meinen das vielleicht aber auch witzig. Ich würde ein Baby nicht mit einem Parasiten vergleichen.

Wenn ich die Definition von "Parasit" so richtig im Kopf habe, dann sind es Pflanzen- oder Lebewesenarten oder auch Bakterien, die sich vorübergehend oder dauernd in einem anderen Körper aufhalten und sich von diesem Körper ernähren. Also ist es ja gar nicht so falsch, wenn man das sagt. Das klingt zwar nicht gerade nett. Und einen Parasiten will man ja los werden. Und wenn ich so recht überlege und in meinem Bekanntenkreis und in der Verwandtschaft so sehe, dann wollen alle zum Ende der Schwangerschaft das Kind so schnell es geht aus dem Bauch bekommen.

Sicher ist ein Baby kein Parasit, den man sich so vorstellt. Aber es ist vorübergehend in einem anderen Körper und ernährt sich auch von diesem Körper. Falsch ist es jedenfalls nicht.

Ich denke es kommt wirklich auf den Zusammenhang an und wie es wirklich gemeint ist. Dr. House ist doch immer sehr abwertend in seiner Wortwahl und ich empfinde es oft als sehr grenzwärtig. Die andere Sendung kenne ich nicht, aber wenn sich die Frau für ihre Kinder entschieden hat, kann ich mir vorstellen, dass sie es nicht wirklich abwertend gemeint hat, sondern vielleicht einfach genervt war.

Ich habe meine Kinder immer als Vampire oder als Raptoren bezeichnet, wenn ich gestillt habe, da alle meine Kinder ziemlich gierig waren. Zu meinem einjährigen Sohn sage ich oft ,,Speckraupe'' oder ,,Speckbäuchen'' aber ich sehe es nicht als Beleidigung. Ich nenne ihn nur zu Hause so, da ich es vor anderen nicht für angemessen halte und ihn damit auch nicht bloß stellen möchte.

Ich finde ihn halt einfach total süß und er erinnert mich immer an die mampfende, schmatzende Raupe. Das Wichtigste ist doch, dass er sich nicht beleidigt fühlt und das tun ungeborene Babys nun mal auch nicht. Das ist für mich der entscheidende Unterschied. Ich würde niemals zu einem älteren, moppeligen Kind ,,Speckraupe'' sagen, da sich das Kind beleidigt und angegriffen fühlen würde. Für meinen Kleinen ist es noch ein Spaß und er zieht immer seinen Pullover hoch und zeigt seinen Bauch.