Warum Ohrlöcher beim Juwelier viel billiger als beim Piercer

vom 30.03.2016, 21:15 Uhr

Ich kenne viele Leute, die sich ihre Ohrlöcher beim Juwelier haben machen lassen. Mittlerweile ist das hier auch keine "Pistole" mehr, die die Löcher schießt, sondern das Teil drückt die Ohrstecker ins Ohr. Es knallt also nicht mehr und tut auch nicht sonderlich weh. Es ist, wie eine Bekannte meinte, so wie beim Piercer, der hat auch oft so ein Gerät.

Nun habe ich mir gestern meine Ohrlöcher beim Juwelier stechen lassen und habe mit diesem Desinfektionsmittel für Piercings 15 Euro für beide Ohrlöcher mit medizinischen Steckern gezahlt. Nun wollte ich noch zwei über den beiden haben. Noch ist da kein Knorpel, aber der Juwelier macht so weit oben keine Ohrlöcher mehr. Zumindest der, wo ich gestern war.

Ich war heute beim Piercer und wollte mal wissen, was es kostet und er meinte, dass ein Piercing 45 Euro mit Stecker kostet. Nach Abheilung bekommt man dann noch einen Stecker dazu. Ich müsste also 90 Euro zahlen. Der Piercer zeigte mir ein Gerät, dass auch so aussieht, wie das beim Juwelier. Auch das würde nicht mehr knallen, sondern die Stecker behutsam durchdrücken. Die Stecker werden wie beim Juwelier mit dem Gerät eingedrückt und direkt auch zu gemacht.

Warum zahlt man aber beim Piercer so viel mehr? Ich habe am oberen Ohrrand auch ein Ohrloch, was mir damals mit der Pistole reingeschossen wurde. Das ist nun aber schon ein paar Jahre her. Es ist gut verheilt und ich habe nie Schwierigkeiten damit gehabt. Was ist also anders beim Piercer, was es so teuer macht. Eine Preisspanne von 75 Euro ist schon enorm. Beim Piercer bekommt man zwar noch Ersatzstecker, aber das Desinfektionsmittel muss man extra kaufen. Also ist das schon sehr viel teurer.

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Der Juwelier verkauft Schmuck. Das Stechen der Ohrlöcher ist ein Nebengeschäft, das nur als Serviceleistung anzusehen ist. Ohne Löcher in den Ohren verkaufen sich Ohrringe nun einmal nicht. Billige Löcher sichern die Kunden von morgen. Das war schon so, als es nur in Großstädten Piercer gab, wenn überhaupt.

Piercer verdienen ihren Lebensunterhalt mit dem Machen von Löchern. Der Schmuck ist hier nur der Nebenverdienst. Lebensunterhalt, Ladenmiete, Material, Versicherungen und alles andere muss aus dem Durchstehen von Haut finanziert werden. Da kostet das mehr.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


@cooper75: Ich kann verstehen, dass es vielleicht ein wenig teurer ist. Aber gleich so viel? Dann braucht man sich doch nicht wundern, dass so viele zum Juwelier gehen, anstelle es bei einem Piercer machen zu lassen. Sicher müssen Piercer auch leben. Aber dass sie gleich so viel verlangen, finde ich sehr überteuert.

Im Preis dort ist zwar auch der Ersatzohrstecker enthalten, aber da ich hunderte Ohrstecker und Ringe habe, will ich das nicht. Wäre aber dennoch nicht billiger. Ich glaube, ich versuche einen Juwelier zu finden, der auch weiter oben noch Ohrlöcher macht.

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Cooper hat den Unterschied sehr anmutig in Worte gefasst. Es macht eben auch preislich einen Unterschied, ob man zu jemandem geht, der das Löcher in Körperteile bohren professionell betreibt oder zu jemanden, dessen Hauptgeschäft woanders liegt.

Außerdem gehört zum Beruf eines Piercers erheblich mehr als mit irgendeinem Stechgerät draufzuhalten und abzudrücken. Natürlich gibt es auch und gerade in dieser Branche viele Abzocker und Stümper, die genau das machen, aber seriöse Piercer müssen über Einiges an Fachkenntnissen verfügen. Eine Bekannte von mir ist nämlich gelernte Piercerin und daher habe ich zumindest am Rande mitbekommen, dass es sich dabei durchaus um einen "Lehrberuf" handelt. Ich bin mir nur nicht sicher, ob es dafür staatlich anerkannte Ausbildungen gibt oder ob das eher inoffiziell gehandhabt wird.

In jedem Fall muss eine Piercerin erheblich mehr können als nur Ohrläppchen zu malträtieren. Abgesehen von der Technik und den Hygiene- und Desinfektionsvorschriften sollte man ja auch wissen, wie und wo man Piercings anbringt, die dann gut verheilen, gut aussehen und lange halten. Anscheinend gibt es durchaus Stellen, an denen ein Piercing überhaupt nicht zu empfehlen ist, weil es ewig nicht heilt und der Knorpel Knubbel bilden kann. Und schließlich möchte niemand Entzündungen, Narben oder herausgewachsene Piercings, gerade an Körperteilen, die über den Ohrknorpel hinaus gehen. :wink: Und dazu kommt dann noch der Kundenkontakt und die Beratung der oftmals recht naiven und unaufgeklärten Kundschaft.

Da mir meine körperliche Unversehrtheit doch recht wichtig ist, würde ich also auch eher zu einem professionellen Piercer gehen als zu einem Juwelier. (Ganz davon abgesehen, dass ein Juwelier die Körperteile, die ich mir piercen lassen würde, sowieso selten auf dem Tisch hat.) Meine Ohrlöcher von anno dazumal sind beispielsweise auch beim Juwelier "geschossen" worden und wohl daher auch schief und auf unterschiedlicher Höhe.

Meine piercende Bekannte hat darüber schon mitleidig den Kopf geschüttelt und versichert, dass es bei ihnen im Studio der "Lehrling" schon besser hinbekommt. Deswegen finde ich es auch insgesamt logisch und nachvollziehbar, dass angesichts des ganzen Aufwands im Hintergrund ein Piercing vom Fachmann auch erheblich mehr kostet als ein "Ohrloch".

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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