Aussteuertruhen heute wieder angesagt?

Meine Oma hat noch ihre alte Aussteuertruhe im Schlafzimmer stehen. Eigentlich hat sie schon meine Mutter gehabt, aber die hat sie an meine Oma zurück gegeben, weil sie keinen Platz dafür gefunden hat. Nun habe ich neulich im Fernsehen einen Bericht gesehen, wo es hieß, dass solche Truhen wieder im Kommen sind und immer mehr Jugendliche dort den ersten Hausstand drin sammeln, wie Bettwäsche, Geschirr, Besteck usw., damit sie nicht ohne etwas in ihre erste Wohnung ziehen.

Habt ihr so eine Aussteuertruhe besessen? Oder habt ihr vor sie für eure Kinder anzuschaffen? Was würdet ihr dann in so einer Truhe sammeln, damit ihr oder euer Kind es dann beim ersten Hausstand einfacher haben und nicht alles neu kaufen muss?

Für mich macht das ja absolut keinen Sinn. Da hätte ich dann eine Truhe herum stehen, die Platz weg nimmt, und in der sich Sachen ansammeln, die dem Kind vielleicht gar nicht mehr gefallen wenn es seine erste eigene Wohnung bezieht.

Es wäre doch viel einfacher, wenn man einfach ein Konto anlegt und dort das Geld einzahlt, das man sonst für Haushaltszeug ausgegeben hätte, einzahlt und wenn das Kind dann seine erste eigene Wohnung bezieht geht man zusammen zu IKEA und kauft das, was noch fehlt.

Denn was man letztendlich für seine erste Wohnung tatsächlich noch braucht weiß man Jahre vorher doch auch noch nicht. Bei mir hat damals zum Beispiel eine Großtante ihr Haus verkauft und ist in eine Wohnung gezogen und ich habe dann vom Schneebesen bis zur Backform alle möglichen Sachen für die Küche geschenkt bekommen, die sie mehrmals hatte und nicht in die neue Wohnung mitnehmen wollte.

Die Truhen selber waren eine Zeit lang mal ziemlich angesagt bei Leuten, die so Shabby mäßig eingerichtet sind. Die wurden dann als Wohnzimmertische benutzt oder standen sonst irgendwo herum und wurden als Ablage benutzt, aber ich habe nie gehört, dass jemand da drinnen tatsächlich Sachen sammelt. Die Truhe dient wahrscheinlich eher zum Aufbewahren von Sachen, die gerade keine Saison haben, zum Beispiel Skikleidung im Sommer.

In der heutigen Zeit von Ikea und Konsorten, unzähligen günstigen Anbietern, ebay und dem Gebrauchtmarkt sowie generell dem sonstigen Überfluss an Hausrat, der in durchschnittlichen deutschen Haushalten herrscht, finde ich so eine Truhe auch ziemlich überflüssig. Abgesehen von dem Möbelstück als solchem, diese Truhen finde ich nämlich auch sehr dekorativ und schön anzusehen.

Ich glaube, nicht einmal meine Eltern hatten so eine Aussteuer, damals bekam man zur Hochzeit ohnehin allerlei Haushaltswaren und Geschirr zu diesem Anlass geschenkt. Und auch ich bekam für meine erste eigene Wohnung von meinen Eltern und Großeltern vieles gebraucht oder als Geschenk zum Geburtstag oder zu Weihnachten. So hat sich in weniger als einem halben Jahr aus dem Nichts ein ganzer Hausstand gegründet, viel neu kaufen oder ergänzen musste ich gar nicht.

Über Jahre oder Jahrzehnte eine Aussteuer zu sammeln, gehört für mich daher in die Zeiten, als es noch viel weniger Waren gab und diese ungleich teurer waren. Ehrlich gesagt, hätte ich mich über zehn bis fünfzehn Jahre alte Bettwäsche und Geschirr selbst dann nicht freuen können, wenn sie noch ungebraucht gewesen wäre. Die Mode und der Geschmack ändern sich doch heutzutage so schnell, dass einem jungen Menschen die Sachen nur veraltet vorkommen würde.

Ich würde so eine Truhe höchstens als dekoratives Element im Schlafzimmer stehen haben, wo man dann dickere Winterdecken bei Nicht-Gebrauch lagern könnte. Aber für eine Aussteuer braucht man so etwas doch gar nicht mehr. Es ist einfach nicht mehr üblich. Was Aussteuern angeht, würde ich so eine Truhe mit diesem Zweck eher als altmodisch und nicht mehr zeitgemäß bezeichnen.