Der Glanz des Orient-Expresses

vom 11.04.2011, 11:18 Uhr

Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Orient-Express geboren. In dieser Zeit feierte die Eisenbahn ihre großen Erfolge. Der belgische Geschäftsmann Georges Nagelmackers erfüllte sich seinen Traum. Er setzte sich in den USA mit George Pullmann in Verbindung, der seinen Plan bestätigte. Am 4. Oktober 1883 fuhr der erste Zug, "Train Express d´Orient" vom Pariser Bahnhof ab. Damals mussten die Reisenden noch auf ein Schiff südlich von Bukarest umsteigen und ebenfalls in Varna am Schwarzen Meer. Ab 1889 fuhr der Orient-Express dann durchgehend bis Konstantinopel ( heute Istanbul). Eine Eintrittskarte für den Zug kostete soviel wie eine Jahresmiete für ein Haus in der City von London.

Der Zug machte Geschichte. Träume, Phantasien und Wünsche waren mit ihm verbunden. Die Verbindung von Reichtum, Ruhm und Reisen hat kein anderes Gefährt so ideal repräsentiert, wie der Orient-Express von Paris nach Konstantinopel. Der Begriff "Traumreise" muss hier erfunden worden sein.Der Orient-Express war Kult und Kunst. Die bekanntesten Innenarchitekten und Designer übernahmen die Ausstattung. Die eleganten Kabinen waren für vier Personen ausgerichtet. Teak- und Mahagonitäfelungen bekleideten die Wände. Für alle vier Personen waren Betten vorhanden mit Decken und Laken. Im Restaurant-Wagen gab es zwei separate Speisesäle, einen davon für Raucher. Ebenso war eine Küche vorhanden. Dort wurden frische Waren verarbeitet, die unterwegs auf den Märkten gekauft wurden. Manche Reisende fuhren nur des Essens wegen mit, das ein gastronomisches Highlight war.

Der Orient-Express war eine eigene Welt. Berühmte Künstler traten in ihm auf: zum Beispiel die Tänzerin Mata Hari, die eine legendäre Spionin war, der Skandalstar Josephine Baker. Monarchen mit ihren Mätressen, die wohlhabende Gesellschaft mit ihren Schönen, alle waren sie dabei. Einmal zwang ein Schneesturm den Zug für zwei Tage zum Halten. Agatha Christie nutzte diesen unvorgesehenen Aufenthalt und schrieb ihr weltbekanntes Buch: "Mord im Orient-Express". Im Zug gab es auch Attentate, Mord und Totschlag. So explodierte 1931 kurz nach Budapest eine Bombe, als der Zug über einen Viadukt fuhr. Neun Wagen stürzten mit der Lok ab.

König Ferdinand von Bulgarien - ein absoluter Eisenbahn-Narr - stoppte den Zug in seinem Land, sprang in die Lok und übernahm das Kommando. Mit Volldampf jagte er den Zug durch die Kurven und stoppte zwischendurch abrupt. Er betrachtete den Zug auf seinem Gebiet als Eigentum. Die Fahrgäste waren weniger begeistert. Trotz dieser Vorfälle wurden die meisten Fahrten zur Traumreise, wie man sie besser nicht erleben konnte.Im Abteil Nr. 2419 musste 1918 der deutsche Matthias Erzberger die Kapitulation unterschreiben, ebenso wie 1940 Hitler die Franzosen in diesem Wagen zwang, zu kapitulieren. Mit dem Krieg verschwand auch nach und nach der Glanz des Orient-Expresses. Nach dem letzten Weltkrieg wurde der Orient-Express stark beschädigt und viele Wagen waren verschwunden. Die wiederauferstandenen Züge sind nur eine Erinnerung ohne Glanz.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich muss sagen, dass ich bis auf das Buch von Agatha Christie nicht viel vom Orient-Express weiß. Es ist ja schon eine sehr lange Strecke und ich kann mir vorstellen, dass es bei allem Luxus auch ziemlich beengt in dem Zug war und dass das dem heutigen Standard einfach nicht mehr so entspricht. Deswegen werden diese Züge vielleicht nicht mehr so genutzt, wenn man auch in kurzer Zeit an das Ziel fliegen kann. Eine Art Ersatz für diese langen Zugfahrten ist vielleicht die Kreuzfahrt geworden. An Bord ist allerdings doch mehr Platz für Annehmlichkeiten als in einem Zug.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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