Freunde der Eltern Tante oder Onkel nennen?

vom 16.03.2016, 09:24 Uhr

Ich schaue sehr gerne die Serie Private Practice. Addison arbeitet dort in einer Praxis zusammen mit ihren sehr guten Freunden Naomi und Sam, die eine Tochter, Maya haben. Mir ist aufgefallen, dass die Tochter Maya Addison gerne als Tante bezeichnet, obwohl doch gar kein Verwandschaftsverhältnis vorhanden ist.

Ich kenne es so nicht, dass gute Freunde meiner Eltern als Tante oder Onkel bezeichnet werden und mir ist diese Tradition eher fremd. Sind eure Freunde für eure Kinder für euch automatisch auch Onkel und Tante? Wie verbreitet ist dieser Brauch und in welchen Ländern ist das besonders der Fall? Wärt ihr einverstanden, wenn euch das Kind eurer Freunde als Onkel oder Tante bezeichnen und euch auch so behandeln würde, als würdet ihr zur Familie gehören?

» Capri » Beiträge: 658 » Talkpoints: 8,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Mir ist das leider ganz und gar nicht fremd. Ich musste zu jedem Mann "Onkel" und zu jeder Frau "Tante" sagen. Gleichwohl diese Herrschaften niemals in irgendeinem verwandtschaftlichem Verhältnis zu mir standen. Aus diesem Anlass rege ich mich als Erwachsene immer sehr darüber auf, wenn Eltern ihren Kindern andichten, den neuen Partner sowie Partnerin "Papa" oder "Mama" zu nennen. Das kotzt mich an, wenn man den Kindern etwas anerzieht, was nicht stimmt.

Ich habe diese Leute, die ich Onkel und Tante nennen musste zwar regelmäßig gesehen. Trotzdem habe ich niemals verstanden, dass es nicht meine Verwandten sind. Darüber hat mich auch niemand informiert, sondern erfuhr ich das erst in meiner Jugend. Ich ging bis heute sogar noch bei einigen davon aus, dass es meine Tanten oder Onkel sind.

Mich ärgert ein derartiges Verhalten total an. Ich kenne das aus meinem Bekanntenkreis, wo ein Vater sich nicht mehr um seine Kinder kümmert, weil seine neue Freundin ein Kind in die Beziehung brachte, welches er versuchen kann, nach seiner kranken Fasson zu manipulieren.

Dort lässt er sich beispielsweise "Papa" schimpfen, obwohl das Kind einen anderen Vater hat. Die Mutter macht das fleißig mit und jetzt hat das Kind im Grundschulalter die Wahrheit mitgekriegt, weil der leibliche Vater beim Jugendamt nämlich dafür gesorgt hat, Besuchsrecht zu kriegen. Das Geschrei ist groß und seither lebt das Kind im Heim, weil seither das gestörte Verhältnis zum Vorschein kommt, weil das Kind sich von ihrem vermeidlichen Papa nämlich nichts mehr sagen lässt, nachdem sie die Wahrheit kannte. Da waren auch andere Faktoren, wie Schläge gegen Mutter usw. noch allgegenwärtig.

Doch so etwas meine ich. Ich mag es nicht, wenn man Onkel, Tante, Papa, Mama, Schwester & Co zu jemanden sagen muss. Also wenn es jemanden aufgedrückt wird. Nicht jede Frau ist die Tante, nicht jeder neue Kerl der Papa usw. Da müssen einige Mal etwas nachdenken. Wenn Kinder das zum Beispiel selber entscheiden, dann wäre das eine andere Geschichte. Doch auferziehen - das geht nicht!

Benutzeravatar

» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Was Kätzchen14 beschreibt, finde ich auch nicht richtig. Gleich jeden "Onkel" und "Tante" nennen zu müssen, ist wirklich falsch. Ich kann mir vorstellen, wie verwirrend das ist.

Aber in der Serie geht es ja wirklich um gute Freunde. Also es kommt vor allem auf das Verhältnis der Eltern zu dieser Person an. Wenn die sich sehr verbunden fühlen und sich gegenseitig als Familie ansehen, obwohl sie nicht blutsverwandt sind, dann sind sie ja wie Onkel und Tante.

Ich würde es jedenfalls nicht ausschließlich auf die Blutsverwandtschaft beschränken, wie ich die Menschen in meinem Umfeld nenne. Ich habe einen Pflegebruder, der er aber zu 100% mein Bruder ist. Die Schwester meiner Nichte ist von einem anderen Mann und daher nicht mit mir verwandt. Soll ich die zwei Mädchen deshalb grundsätzlich anders behandeln. Sie sind beide meine Nichten.

Ich finde es auch nicht schlimm, wenn Kinder den neuen Partner der Mutter "Papa" nennen. Je nachdem in welchem Alter der Vater von der Bildfläche verschwunden und der neue Mann aufgetaucht ist, machen die Kinder das doch ganz von alleine. Wenn der neue Mann ein liebevoller Vater ist, hat er das Papa ja auch viel mehr verdient. Als Gegenbeispiel: ich nenne meinen Vater ganz bestimmt nicht Papa, weil er mir eben kein Vater war.

Nur belügen sollte man das Kind nicht. Es ist nicht notwendig, dass es irgendwann aus allen Wolken fällt, wenn es die Wahrheit erfährt. Andererseits gerade die Sache mit den Onkeln und den Tanten muss man ja auch nicht ständig wieder thematisieren. Damit betont man ja die Nicht-Verwandtschaft nur künstlich.

In meinem Leben gab es nur einen Onkel und eine Tante. Der Bruder meines Vaters und seine Frau. Wobei ich somit mit meiner Tante auch nicht blutsverwandt bin und dennoch ist es doch ganz normal, sie so zu nennen. Sie wollen das aber nicht mehr, jetzt wo wir alle erwachsen sind. Ich selber werde nicht mal von meinen kleinen Nichten und Neffen "Tante" genannt. Irgendwie ist das wohl nicht mehr modern.

Wenn ich aber eine sehr gute Freundin hätte, die auch wirklich am Leben meines Kindes teilnimmt, könnte ich mir schon vorstellen, dass diese für mein Kind eine Tante ist. Würde ich mein Kind taufen lassen, wäre sie ja dann die Patentante und könnte wieder mit vollem Recht so genannt werden. Aber ich würde eben nicht so viel auf solche Regeln geben. Familie ist eine Herzensangelegenheit und keine von Recht und Blut.

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich finde es nicht schlimm, wenn die Kinder den neuen Mann an der Seite Papa nennen. Oftmals kümmern sich die neuen Partner ja sehr gut und da hat er es sich sicherlich verdient. Das finde ich nicht schlimm, allerdings mag ich es auch nicht, wenn man ein Kind dazu zwingt Menschen falsch zu benennen. Man muss eben immer darüber reden und dem Kind auch erklären wer wer ist.

Allerdings gibt es auch ein Paar, was ich Onkel und Tante nenne. Das sind die Eltern meiner zugeheirateten Tante und die besten Freunde meiner Eltern. Da hat man das Gefühl irgendwie als Kind gehabt das zu sagen und deswegen habe ich sie irgendwann so genannt, aber von mir aus.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich habe es als Kind auch beigebracht bekommen, dass manche Verwandten eben auch als Onkel oder Tante angesprochen werden. Für mich war das immer normal und nicht weiter komisch. Auch habe ich nie gefragt, warum das so ist.

Ich weiß nur, dass ich einmal einen Mann aus der Verwandtschaft nur mit dem Vornamen erwähnt habe und dann Ärger bekomme habe, dass es sich nicht gehört, nur den Vornamen zu nennen, dass wäre dann eine Beleidigung. Ich müsste entweder Onkel XYZ sagen oder Herr und dann den Nachnamen. Allerdings handelte es sich immer um irgendwelche Verwandten, auch wenn dieses Verwandtschaftsverhältnis entfernt war.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Meine beste Freundin hat zwei Kinder. Beiden hat sie von Anfang an beigebracht, dass ich mit "Tante" anzusprechen bin wobei ich auch nichts dagegen habe wenn sie mich einfach beim Vornamen nennen würden. Auch wenn es meine beste Freundin ist und ich dort regelmäßig im Haus ein und ausgehe, so ist es mir doch suspekt das ich dort als Tante der Kinder gesehen werde.

Meinem Sohn bringe ich das Onkel und Tante nur nahe, wenn auch ein familiäres Verhältnis besteht. So sind meine Geschwister zwar sein Onkel und seine Tanten, aber nicht meine Freundin. Diese stelle ich ihm nur mit dem Vornamen vor. Ich denke sie ist darüber schon ein wenig enttäuscht auch wenn sie bislang nichts dazu gesagt hat. Aber ich empfinde das ganze als nicht richtig, wenn jemand als Onkel bezeichnet wird aber das ganze dann überhaupt von der Definition her nicht stimmt. Das sorgt meines Erachtens für mehr Nachfragen wenn das Kind einmal älter ist und mitbekommt, dass das eigentlich Bezeichnungen für Familie ist.

Mir wurde es als Kind auch nicht anders beigebracht. Jedoch meinten meine Eltern auch, dass es unhöflich ist einen Erwachsenen mit seinem Vornamen anzusprechen. Fremde oder Freunde meiner Eltern wurden mir dann immer als Herr X oder Frau Y vorgestellt und ich hatte diese auch damit anzusprechen. Selbst wenn die Erwachsenen mir dann das "Du" angeboten hatten, wurde darauf sehr viel Wert gelegt. Kam ich dem ganzen nicht nach, dann hagelte es hinterher ein Donnerwetter und Schläge da ich die Familie nicht gut repräsentiert habe.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich habe so etwas auch schon in meinem Umfeld mitbekommen, aber mir wurde es nicht so beigebracht, dass ich die Freunde meiner Eltern mit "Onkel" oder "Tante" anreden soll. Ich denke auch, dass das eigentlich unnötig ist. Man kann den Kindern erklären, dass diese Menschen geduzt werden dürfen, aber das war es meiner Meinung nach auch schon. So würde ich es auch machen, wenn ich selber mal Kinder habe.

Ich finde es für Kinder auch ziemlich verwirrend, wie sie es lernen sollen, was eine Tante oder ein Onkel wirklich ist, wenn sie auch die Personen so benennen sollen, die gar nicht mit ihnen verwandt sind. Ich finde es einfach richtiger und schöner, wenn die Kinder nur die wirklichen Tanten und Onkels so ansprechen und die Freunde der Eltern einfach mit dem Vornamen. Aber vermutlich muss das einfach jeder so entscheiden, wie er es für richtig hält.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^