Übersinnliches: Zufall oder Schicksal?

In meinem Leben gibt es manchmal Momente bei denen ich mir die Frage stelle, ob auf unserer Welt wirklich alles Zufall ist, oder ob es etwas Übersinnliches gibt, welches unseren Lebensweg beeinflusst. Die erlebten Erlebnisse bei denen ich darüber nachdenke können Banalitäten sein, aber auch grundlegende Wegpfeiler meines Lebens. Am gestrigen Tage war es eher ein einfaches Erlebnis - dennoch habe ich wieder über dieses Thema nachgedacht.

Ich war auf der Arbeit und musste zu einem 14 Uhr Termin noch einiges vorbereiten. Im Stillen habe ich darüber nachgedacht die Besprechung abzusagen. Diesen Gedanken habe ich aber verworfen. 10 Minuten später kam eine Mitarbeiterin in mein Büro und teilte mir mit, dass der Termin verschoben werden muss, da ein Mitarbeiter, welcher zwingend an der Besprechung teilnehmen muss, aufgrund eines Motorschadens an seinem Auto nicht erscheinen kann.

Wie denkt ihr darüber? Erlebt ihr auch solche Momente und denkt ihr darüber nach, ob es auf dieser Welt nicht nur Zufälle gibt?

Stell dir vor, mir ist diese Woche etwas ganz ähnliches passiert. Ich hätte eigentlich am Donnerstag noch einen Termin mit meinem Physiotherapeuten machen sollen, habe mir aber gedacht, dass ich dafür eigentlich überhaupt keine Zeit habe, weil ich vor dem Feiertagen noch dringend einkaufen muss. Und oh Wunder, er hat mich gefragt, ob es schlimm wäre wenn ich meinen nächsten Termin erst Dienstag hätte, weil sich bei ihm ein paar Termine verschoben habe.

Natürlich ist das Zufall, was soll es denn sonst sein? Mein persönlicher Gott, der meine Gedanken lesen kann und dann dafür sorgt, dass sich Termine so verschieben, dass ich nun am Donnerstag Mittag in Ruhe einkaufen kann? Ziemlich lächerlich oder? Denn da würde ja zwangsläufig ein Konflikt mit den Göttern der Menschen entstehen, die ihren Termin lieber pünktlich wahr genommen hätten oder die in deinem Fall ein nicht kaputtes Auto bevorzugt hätten.

Und dann stellt sich auch die Frage, wie oft ich schon keine Lust auf einen Termin hatte und den dann trotzdem wahr nehmen musste, weil mein persönlicher Gott nicht eingegriffen hat. Das ist nämlich in den meisten Fällen so, nur denke ich da natürlich nicht drüber nach. Genauso wie es einem auch nur auffällt, wenn man an der Kasse in der langsamen Schlange steht und nicht, wenn man sich die schnellere Schlange ausgesucht hat. Nennt sich subjektive Wahrnehmung und hat nichts mit Magie zu tun.

Ich bin auch Skeptikerin bis auf die Knochen. Cloudys Bild von ihrem persönlichen "Gott", dessen Job es zu sein scheint, den Terminkalender der Person, für die er zuständig ist, im Blick zu haben und mal einzugreifen und mal nicht, finde ich sehr griffig und gelungen.

Ich finde diese Form des Glaubens auch ziemlich kindlich und naiv, wenn man beispielsweise glaubt, dass eine "höhere Macht" eingegriffen hat, damit etwa der Bus Verspätung hat und man einen Termin noch schafft, während man völlig ignoriert, dass vielleicht 10 andere Termine deswegen geplatzt sind. Man hat eben bessere Beziehungen zum wie auch immer gearteten "Übersinnlichen".

An puren und unverfälschten Zufall glaube ich dagegen auch nicht. Ursache und Wirkung sind starke Triebkräfte der Wirklichkeit, auch wenn uns diese Erkenntnis nur zu oft banal vorkommt. In meinen Augen gibt es immer eine Ursache, weswegen etwas passiert, aber längst nicht immer einen Grund.

Zudem ist die menschliche Psyche anscheinend von Natur aus darauf gepolt, sich selber als den Mittelpunkt von allem und das Maß aller Dinge zu sehen, nach dem sich das ganze Universum gefälligst zu richten hat. Daraus resultieren zahlreiche kognitive Verzerrungen, mit denen wir uns die Welt zurecht denken und uns selber das Gefühl vermitteln, dass wir nicht völlig unwichtig und dem Zufall ausgeliefert sind.

Letzten Endes ist die Wirklichkeit für uns das, was wir wahrnehmen, und wenn wir glauben, dass der Allmächtige persönlich am Zugfahrplan dreht, um uns das Leben zu erleichtern, dann finden wir auch genügend Bestätigung in der Realität.