Sollten Reporter über alles schreiben können?

In unserer spezialisierten Welt gibt es so viele Menschen, die innerhalb ihres Berufs einen bestimmten Schwerpunkt gewählt haben. Auch bei Journalisten ist das nach meinem Eindruck in den letzten Jahrzehnten der Fall gewesen.

Nun hat mir bei einer Veranstaltung ein Lokalreporter erzählt, dass das in seinem Beruf völlig egal sei, ob er Ahnung von der Materie habe, über die er schreibt. Er ist der Meinung, dass Reporter über alles schreiben können sollten.

Mir ist das nicht ganz zu vermitteln, weil ich der Meinung bin, dass auch Reporter besondere Interessen und Gebiete haben, in denen sie besonders gute Kenntnisse haben und entsprechend gut schreiben können. Auf der anderen Seite gibt es sicher auch Themen, mit denen der eine oder andere Reporter gar nichts anfangen kann. Dort werden die Berichte vermutlich nicht so tiefgehend sein, wenn er trotzdem in dem Bereich schreiben muss.

Was meint ihr? Sollte ein Reporter tatsächlich über alles schreiben können? Oder findet ihr es besser, wenn die Leute, die über bestimmte Themen schreiben, diese Themenbereiche auch gut kennen?

Wenn man für die Lokalzeitung schreibt trifft das wahrscheinlich schon zu. Eine Freundin arbeitet als Fotografin für unsere Zeitung und muss auch die Jobs machen, die anstehen und kann sich nicht aussuchen an was sie arbeitet. Die Zeitung kann es sich gar nicht leisten zig Mitarbeiter zu bezahlen, die nur bestimmte Jobs machen wollen oder können.

Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Klatschreporter, der sich Geschichten über die Wehwehchen der Promis aus den Finger saugt eine Chance hat einen Job bei einem Wirtschaftsmagazin zu bekommen. Da gibt es einfach zu viele Leute, die wesentlich besser qualifiziert sind für den Job. Gerade bei den Wissenschaftsthemen hat man ja oft auch Quereinsteiger, die gar nicht aus dem Journalismus kommen sondern irgendwas wissenschaftliches studiert haben.

Ich denke, dass es sich auch niemand mehr wirklich leisten kann über etwas zu schreiben, von dem er so gar keine Ahnung hat. Da müsste man einfach zu viel Zeit in die Recherche investieren und es ist sicher niemand mehr bereit dafür zu bezahlen, eben weil es genug Leute gibt, die nicht wochenlang recherchieren müssen um das Thema zu verstehen.

Hier würde ich unterscheiden. Ich bin nicht der Meinung, dass Reporter über alle Themen schreiben können müssen. Wie schon erwähnt wurde, gibt es auch Quereinsteiger aus dem akademischen Bereich und jeder hat irgendwo sein Fachgebiet, mit dem er sich einigermaßen auskennt und das ihn brennend interessiert, sodass eventuelle Lücken ohne großen Aufwand geschlossen werden können.

Ich bin aber auch der Meinung, dass Reporter über alles schreiben dürfen sollten, wenn sie ein Thema interessiert. Man hört in manchen Ländern ja über die Einschüchterung der Presse, weil bestimmte Themen nicht publik werden sollten. Solange das Interesse und die Motivation da ist, wird jeder Reporter sich spielend leicht in ein neues Thema einarbeiten können, daher sehe ich hier kein Problem.

Wenn ich Reporter wäre, würde ich nur ungern über Wirtschaftsthemen, Finanzen und solche Sachen wie Leitzins etc. schreiben wollen. Denn von solchen Sachen habe ich keine Ahnung und es interessiert mich auch nicht.