Haben viele Leute nach Gewichtsabnahme Essstörungen?

vom 11.09.2015, 16:24 Uhr

Ich habe in meinem Bekanntenkreis viele Leute, die abnehmen möchten und Diäten machen, aber nur wenige schaffen es. Und die die es geschafft haben, haben auch Probleme das neue Gewicht dauerhaft zu halten. Mir ist dabei aufgefallen, dass viele Leute nach einer Diät ein merkwürdiges Essverhalten haben. Ich kenne welche, die beispielsweise tagelang vorher fasten, wenn sie zu einem Geburtstag oder Essen eingeladen sind.

Andere Leute essen tagelang nichts mehr, wenn sie das Gefühl haben, an einem Tag zu viel gegessen zu haben. Und wieder andere essen nur noch ''gesund'' und schauen aber schmachtend und verzweifelt auf die Teller anderer Leute.

Habt ihr auch schon mal viel Gewicht verloren und würdet ihr euer Essverhalten dennoch als normal bezeichnen? Oder hat es sich seitdem auch verändert? Kennt ihr viele Leute die sich nach einer Gewichtsabnahme merkwürdig ernähren?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich bin momentan auch auf dem Trip etwas Gewicht zu verlieren. Probiert habe ich das mit dem gesunden Essverhalten auch, allerdings halte ich das nie durch weil ich einfach zu gerne essen. :mrgreen: Mittlerweile gehe ich unter der Woche jeden Tag ins Fitnessstudio was mir persönlich leichter fällt und auch besser funktioniert. Vom Essen her habe ich einfach die Portionen reduziert ganz nach dem Motto FDH.

Mein Freund verhält sich eher merkwürdig während er Diät macht. Einmal wollte er unbedingt schnell Gewicht verlieren und hat deshalb 2 Wochen lang morgens mittags und abends nur Karotten gegessen. Nach 2 Wochen hatte er so eine schlechte Laune, dass seine Mutter und ich ihn praktisch zum normalen essen gezwungen haben. Aber ansonsten wüsste ich jetzt nicht wer nach einer Gewichtsabnahme komische Essgewohnheiten hat.

» elli.fant06 » Beiträge: 1009 » Talkpoints: 0,96 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich habe im letzten Jahr etwa 12 kg verloren und ich würde nicht sagen, dass ich Essstörungen habe. Ich esse trotzdem ganz normal und wenn ich mal durch eine Familienfeier und eine damit verbundene "Fressorgie" etwas zugenommen habe, dann ist das auch nicht weiter tragisch.

So war ich am Sonntag beispielsweise zu einer Taufe eingeladen und bei meiner Schwägerin gab es wirklich sehr viel zu Essen. Da es auch gut geschmeckt hat, waren meine Portionen etwas größer und ich war am Ende wirklich pappsatt. Heute früh hat die Waage angezeigt, dass ich etwa 1 kg mehr wiege als sonst, was ich aber nicht schlimm finde. Das eine Kilogramm kann man auch bis Ende der Woche durch bewusstere Ernährung wegbekommen.

Ich bin aber kein Mensch, der dann gezielt Tage vorher oder nachher hungert um Gewicht zu verlieren. So etwas finde ich falsch. Ich esse dann nur bewusster und auch nicht einseitig wie beispielsweise zwei Wochen lang Karotten oder so.

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



In unserer Überflussgesellschaft ist Essen eben ein sensibles Thema, und die Grenze zwischen "bewusster Ernährung" und Essstörung kann im Einzelfall auch mal verschwimmen. Um wirklich nennenswert Gewicht zu verlieren, ist durchaus ein beachtlicher Aufwand an Zeit, Disziplin und Energie nötig, der auch eine eigene Dynamik entwickeln kann und schließlich dazu führt, dass man die Ernährungsumstellung weit über das gesunde Maß hinaus betreibt.

Andererseits gibt es natürlich auch neugierige oder missgünstige Zeitgenossen, die gleich eine Essstörung wittern, wenn sich jemand erheblich disziplinierter und gesünder ernährt als sie selber. Nicht jeder, der einen Schweinsbraten zu Gunsten eines Salattellers ablehnt, ist gleich magersüchtig. Ich denke, dass es hier wie so oft im Leben auf das richtige Maß ankommt.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich bin leider auch ein Beispiel für die Gruppe Menschen, die nach eine Gewichtsabnahme ein sehr kompliziertes Verhältnis zum Essen entwickeln. Ich habe ein ganzes Jahr lang erst Punkte (Weight Watchers) und dann Kalorien gezählt, die Küchenwaage war mein "bester Freund".

Am Anfang war es ganz leicht, ich habe abgenommen und nicht gehungert, ab und zu mal über die Stränge geschlagen... Irgendwann kam aber der Punkt, als das Gewicht nicht mehr runter ging und meine Laune immer schlechter wurde, ich immer öfter aus Frust zu viel gegessen habe und ich eine riesige Angst vorm Zunehmen entwickelt habe. Das Frustessen ist bei mir auch nicht mehr im normalen Rahmen, es grenzt zuweilen an eine Form des Binge Eating.

Immerhin habe ich mittlerweile den Schritt unternommen, alle Apps zum Kalorien zählen zu löschen, die Küchenwaage bleibt auch in der Ecke stehen. Trotzdem merke ich, dass ich da in etwas hineingerutscht bin, wo ich ohne Hilfe wohl nicht mehr herauskomme. Meine Gedanken kreisen täglich ums Essen, häufig esse ich nur mit schlechtem Gewissen und der Blick in den Spiegel ist eine Qual. Ich war bereits bei meiner Hausärztin vorstellig und muss mich nun selbst um einen Therapeuten kümmern.

Ich möchte unbedingt aus diesem Zahlendenken heraus, ich möchte meine Laune nicht von irgendwelchen Kalorien, Nahrungsmittelmengen oder Gewichtsangaben abhängig machen. Mein größter Wunsch ist es einfach, mein natürliches Sättigungsgefühl zu entdecken, nur dann zu essen, wenn ich wirklich Hunger habe. Es klingt so simpel, andere können oft nicht verstehen, wie mir das nicht gelingt - aber es ist nun leider so, dass ich nie wirklich satt bin und immer weiter essen könnte.

» Schnuffline » Beiträge: 1019 » Talkpoints: 33,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Durch meine Krankheit und die damit verbundenen Medikamenteneinnahmen habe ich sehr viel Gewicht in kürzester Zeit zugenommen. Da musste dann irgendwann wieder runter und ich habe mich mit dem Thema Ernährung auseinandergesetzt. Eine klassische Diät habe ich dabei nicht gemacht, ich habe lediglich die "ungesunden" Sachen wie Pizza, Fertigprodukte etc. komplett ersetzt und koche das ganze seither selbst. Zusätzlich habe ich den kompletten zusätzlichen Zucker gestrichen, keine Süßigkeiten mehr, kein Zucker in den Tee oder Kaffee. Auch spare ich Zucker dadurch, dass ich zu säuerlicheren Obstsorten greife, gerade bei Äpfeln.

Einer der größten Fehler bei diesen Diäten ist, dass die Leute täglich auf der Waage stehen und jedes Gramm was mehr oder weniger drauf ist, direkt auf die Goldwaage legen. Sprich ist es nach einem sündigen Tag 1 Kilogramm mehr, dann kommt das schlechte Gewissen und um das zu beseitigen isst man einen Tag nichts mehr. Dabei schwankt das Gewicht im Tagesverlauf mehrmals, besonders zwischen morgens und abends was dann aber immer noch nicht bedeuten muss, dass zu viel gegessen worden ist.

Die ersten Kilos gehen immer einfach, denn das ist nur Wasser. Durch das nichts essen oder nur ein Produkt zu essen wie das Beispiel mit den Karotten, verliert man erst Wasser, danach werden die Muskeln abgebaut. Der Körper braucht die Energie und holt sie sich daher, wo er sie am schnellsten abbauen kann. Deswegen fühlt man sich dann schnell müde, schlapp und wird teilweise auch schlecht gelaunt bis Aggressiv.

Dadurch da ich nicht das nicht gemacht habe, würde ich mein Essverhalten schon als normal bezeichnen. Inzwischen gönne ich mir hin und wieder etwas, aber ich esse es dann bewusster und schaufel das Essen nicht mehr nebensächlich in mich rein. So etwas wird gerne Abends gemacht vor dem Fernseher, oder Essen und nebenbei EMails checken. Wenn ich esse, dann esse ich auch nur und mache nichts anderes nebenbei. So merke ich auch viel schneller, wenn das Sättigungsgefühl einsetzt. Habe ich nach meiner Portion noch Hunger, dann trinke ich ein Glas kaltes Wasser und warte ob mein Körper mir signalisiert das er noch etwas braucht. Meistens reicht das trinken jedoch schon aus.

In meinem Umfeld jammern viele über ihr Gewicht rum. Dann werden die Diäten der Stars und aus der Brigitte gemacht. Die ersten Tage sind noch alle motiviert, wenn nach drei Tagen aber nichts passiert ist dann wird meistens schon frustriert aufgegeben oder es wird noch genauer kontrolliert mit Apps, Küchenwaagen und sonstigem.

Dazu noch diverse Pillen im Internet bestellen und einnehmen, was auch ein neuer Renner ist. Einer Bekannten wurden diese Pillen angedreht für ihre Abnahme. Schien ganz gut zu funktionieren, als sich sie vor ein paar Wochen wieder gesehen habe, hatte sie ihre 30 Kilogramm abgenommen. Trotzdem nahm sie die Pillen weiter ein da sie Angst hat, dass sie sonst wieder Zunehmen könnte. Ich würde das schon als eine Essstörung bezeichnen, wenn man nach dem erreichen seines Wunschgewichtes hinterher zwanghaft die "Wunderpillen" weiter einnimmt, weiter sich auf Apps verlässt oder die Küchenwaage der ständige Begleiter wird.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Was nun als Essstörung gilt und was nicht kann ich schlecht beurteilen ohne entsprechende Ausbildung. Aber wenn man an Diäten glaubt entwickelt man fast zwangsläufig ein spezielles Essverhalten.

Diäten funktionieren ja nur als kurzfristige Lösung, weil man eine Zeit lang durch eine Mangelernährung Gewicht verliert. Wenn man diesen vermeintlichen Erfolg nach der Diät nicht kaputt machen will muss man zwangsläufig die nächste Diät nachschieben oder seine Lebensweise radikal ändern.

Die Leute mit der "gesunden" Ernährung und dem Futterneid gibt es aber auch ohne Diät. Eine Bekannte glaubt an glutenfreie Ernährung, natürlich ohne eine Allergie oder ähnliches zu haben, und jammert dann herum, wenn sie zu mir kommt und mein Partner gerade ein lecker duftendes Pestobrot aus dem Ofen holt.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^