Deutet häufige Erkältung auf schwaches Immunsystem?

Es gibt ja Menschen, die plagen sich förmlich fast das ganze Jahr mit Schnupfen und Erkältungen herum. Wenn man sich also alle paar Wochen mit einer Erkältung herumschlägt, deutet das denn eigentlich auf ein schwaches Immunsystem hin?

Denn schließlich sind doch für eine Erkältung mit permanenten Husten und Schnupfen bestimmt auch Viren verantwortlich. Seht ihr da auch einen Zusammenhang mit dem Immunsystem oder hat das damit eher wenig zu tun?

Wenn man häufig Erkältung hat, dann war der Druck zu hoch. Also zu viele Erkältungsviren treffen auf ein zu schwaches Immunsystem. Die Frage ist nur, was ist "zu viel" und was ist "zu schwach". Selbst das beste Immunsystem scheitert irgendwann, wenn es mit Viren dauerbefeuert wird.

Im Klartext. Es ist kein Wunder, dass Kindergärtner und Lehrer immer so häufig krank werden. Immerhin haben sie an die 30 Bazillenschleudern um sich rum, von denen immer die eine oder andere krank ist. Wenn das Immunsystem schlecht ist, geht´s schneller. Bei einem guten dauert´s länger. Aber der Erkältungsdruck ist eben sehr hoch.

Wenn man allerdings sehr zurückgezogen lebt, nie öffentliche Verkehrsmittel benutzt, nicht ins Büro muss und dort dutzende Kollegen trifft. Dann kann auch ein schlechtes Immunsystem länger durchhalten, weil es ja auf gar nicht so viele Viren trifft.

Aber ja, auf jeden Fall glaube ich, dass es ein Zusammenhang zwischen Immunsystem und Erkältungen gibt. Erkältungsviren sind Fremdkörper, die vom System bekämpft werden. Je nachdem, wie stark es ist, gewinnt es den (mehr oder weniger langen) Kampf oder nicht. Der Zusammenhang ist doch eindeutig.

Prinzipiell können ständige Erkältungen schon auf ein geschwächtes Immunsystem hindeuten, aber das muss nicht zwangsläufig heißen, dass man auch unter einer richtigen Immunschwäche leidet. Es gibt auch genügend andere Gründe für so etwas.

Schlechte Ernährung ist ein Beispiel. Dadurch kommt es schnell zu einem Mangel an Vitaminen oder Spurenelementen, der wiederum zu einem geschwächten Immunsystem und dadurch zu einer größeren Anfälligkeit für Erkältungen führt.

Zu wenig Bewegung an der frischen Luft ist auch schlecht für unser Immunsystem. Einerseits werden durch die Bewegung die Abwehrkräfte gestärkt, andererseits brauchen wir das Tageslicht, um Vitamin D zu bilden. In unseren Breitengraden hat ohnehin fast jeder in den Herbst- und Wintermonaten einen Vitamin D Mangel und der wird noch dadurch verschlimmert, dass wir uns zu viel im Inneren aufhalten.

Ach ja, und zu viel Stress führt natürlich auch schnell dazu, dass man krank wird. Nur kann man dem natürlich nicht ganz aus dem Weg gehen, wenn man Arbeit und eine Familie hat.

Es stellt sich auch immer die Frage, ob das Immunsystem den Erreger überhaupt kennt. Je nach Arbeitsort und Lebensstil kommt man mehr oder weniger oft mit neuen, noch unbekannten Viren in Kontakt. Bei rund 100 verschiedenen Serotypen mit genetischen Abweichungen von bis zu 40 Prozent trifft man immer neue Varianten.

In einer Umgebung, die eine wenig durchblutete, kühle Schleimhaut begünstigt, hilft das beste Immunsystem nicht mehr weiter. Um von der Häufigkeit von Erkältungen auf die Stärke des Immunsystems zu schließen, das klappt nur, wenn man weitere Parameter mit einbezieht.

Häufige Erkältungen zeigen zunächst einfach nur, dass im Körper irgendetwas nicht stimmt. Das Immunsystem kann überfordert sein, sei es durch viel Stress, durch zu viel Sport, schlechte Ernährung, hohe Viruslast in der Umgebung, es gibt unzählige Ursachen.

Interessant finde ich, dass auch ein zu aktives Immunsystem zu häufigen Infekten führen kann. Durch ein überaktives Immunsystem werden Autoimmunerkrankungen ausgelöst. Es führt aber auch zu häufigen Krankheiten. Ob diese daraus resultieren, dass dass Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift und für banale Viren nicht mehr empfänglich ist, oder ob das Immunsystem einfach nur fehlgeleitet ist, weiß ich nicht. Fakt ist aber, wenn Autoimmunerkrankungen richtig therapiert sind, vergehen auch die häufigen Infekte.

Dann ist oft noch eine Fehlbesiedelung im Darm schuld an den dauerhaften Krankheiten. Ich würde jedem mit einer Abwehrschwäche raten, den Stuhl untersuchen zu lassen. Wenn man den Darm wieder saniert, mit den entsprechenden Probiotika, geht es der Abwehrsituation schnell wieder besser.

Und abgesehen von den obigen Umständen, gibt es einfach Menschen die empfindlicher reagieren, als andere. Wer kennt es nicht, manche Leute können im T- Shirt durch den Regen laufen und frieren nicht mal, andere stehen einmal im Windzug und haben sofort einen dicken Schnupfen.

Ferner habe ich das Gefühl, wenn man gerade einen Infekt hinter sich hat, ist man für generell für wieder aufkommende Erkältungen empfänglicher. Mein Mann hatte vor acht Wochen eine Mandelentzündung und schleppt seitdem einen Virus nach dem anderen an. Wenn es ihm zwei Tage besser geht, fängt er wieder von vorne an- so anstrengend.

Ich habe vor langer Zeit einmal gelesen, dass das Immunsystem sogar sehr gut funktioniert, wenn man sehr häufig krank ist. Denn das würde zeigen, dass das Immunsystem sich mit den Erregern auseinandersetzt. Aber so ganz schlüssig war das für mich nie.

Allerdings deuten häufige Erkältungen für mich nicht auf ein schwaches Immunsystem hin. Ein Immunsystem kann noch so gut sein, aber irgendwann haut es jeden um. Man muss manchmal nur die Örtlichkeiten wechseln, um mit fremden Viren und Bakterien in Berührung zu kommen.

Wir haben Familie, die zwischen 300 und 500km von uns entfernt wohnt. Ich kann sagen, dass wir grundsätzlich krank werden, wenn wir die Familie besucht haben oder aber, wenn sie uns besucht haben. Genauso geht es meiner Nachbarin. Sie ist aus einer Stadt, die 50km entfernt liegt, hierher gezogen und ihre Kinder sind seit 1,5 Jahren ständig krank. Ihr hat der Arzt gesagt, dass es an den neuen Bakterien und Viren liegt, die sie hier kennenlernen.

Natürlich hilft aber auch die Ernährung, die Bewegung und ausreichend Schlaf dabei, dass man nicht so leicht krank wird oder aber, dass man nicht so lange mit der Erkältung anhängt.