Seht ihr Wesenstests bei Hunden als tierschutzwidrig an?

vom 13.03.2016, 13:07 Uhr

Ich bin in diesem Thema nicht wirklich "drin", da ich zwar nichts gegen Hunde habe, aber selber auch keinen Hund besitze und mir auch nie einen Hund zulegen würde, der einen Wesenstest bestehen müsste. Das wäre mir zu viel Aufwand.

Bisher dachte ich immer, dass Hunde bei Wesenstests potenziell stressigen Alltagssituationen ausgesetzt werden und man so überprüfen möchte, ob der Halter sie gut genug im Griff hat, dass sie zumindest höchst wahrscheinlich niemanden angreifen, weil sie gestresst sind oder etwas "falsch verstehen". Das empfinde ich als Nicht-Hundemensch eigentlich als absolut legitim, zumal da ich auch gelesen habe, dass es bei dem Test weniger darauf ankommt, dass der Hund kein normales Abwehrverhalten wie Knurren zeigen darf, sondern viel mehr darauf, dass der Halter den Hund davon abhalten kann, direkt zum Angriff überzugehen. Und das ist ja eigentlich die Pflicht eines jeden Hundehalters, ob Dackel oder Schäferhund.

In einem derart hundefreundlichem Land wie dem unseren gehe ich aber auch davon aus, dass das Tier nicht mittels Stockschlägen oder Elektroschocks halb in den Wahnsinn getrieben und dann mit einer Kindergartengruppe auf ein Helene-Fischer-Konzert losgelassen wird, um sein Wesen einem Härtetest zu unterziehen. (Das war Satire!)

Aber dass man zumindest leicht stressige oder verwirrende Alltagssituationen nachstellt, liegt doch in der Natur eines solchen Wesenstest. Es gilt ja auch nicht als tierschutzwidrig, wenn man beispielsweise in der Adventszeit mit seinem Riesenvieh an der Leine stundenlang den Weihnachtsmarkt unsicher macht, wo der Hund ständig Gefahr läuft, getreten zu werden und gar nichts mehr sieht vor lauter Leuten. Schlimmer für den Hund wird so ein Wesenstest wohl auch nicht sein.

Dass man möglichst sicher gehen möchte, dass ein Hund nicht zuschnappt, wenn man ihm im Gedränge der Innenstadt oder auf einem Volksfest versehentlich zu nahe kommt, ist, wie ich finde, nicht zu viel verlangt. Genauso wenig möchte man etwa als Fahrkartenkontrolleur einen Rottweiler an der Kehle haben, weil dieser sein Herrchen verteidigen möchte, dem man gerade wegen Schwarzfahrens die Leviten liest.

Ich bin also durchaus der Meinung, dass man Hunde wie alle Haustiere anständig und artgerecht behandeln soll, aber ich finde auch, dass das Recht eines Hundes auf freie Entfaltung da aufhört, wo meine körperliche Unversehrtheit anfängt. Und manche Rassen können eben mehr Schaden anrichten als andere, sodass man als Halter nachweisen muss, dass man sein Haustier angemessen im Griff hat.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



@Zitronengras: Und du möchtest dann für diese Hunde (was ja mindestens 80% der Hunde in Deutschland ausmacht) die Tierheim-Kosten bezahlen?

Ich möchte dafür gar nichts bezahlen, denn es ist nicht mein Problem, wenn Menschen sich Tiere halten, die sie nicht im Griff haben. Ich möchte ganz normal leben und mich nicht unsicher fühlen, nur weil einige Hunde - oder deiner Meinung nach eben 80 % - nicht erzogen sind. Und wenn Tiere so aggressiv sind, dass sie durchdrehen, wenn jemand an ihnen vorbeigeht, dann wäre einschläfern ja auch eine gute Möglichkeit.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Warum soll es denn gleich das letzte Mittel sein? Bei den meisten Hunden reicht es vollkommen aus, wenn man sie erzieht. Warum sollte man sofort zur Spritze greifen?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



@cooper75:
Das ist ein ganz primitiver Irrglaube zu meinen es liege alles nur an der Erziehung. Mein erster Schäferhund hat mit 9 Monaten ein Kind sehr schwer verletzt. Danach wurde er Kinderhasser und saß er 7 Jahre lang im Tierheim und hat in der Zeit keinen Fortschritt in Bezug auf sein Kinder-Aggressionsproblem gemacht. Ich habe auch nicht weiter daran gearbeitet. Wieso auch? Was willst du da mit Erziehung erreichen? Ich hätte so einen Hund nie zu Kindern gelassen bei der Vorgeschichte und bin lieber entspannt einen Bogen gelaufen als da irgendein Risiko einzugehen.

Mein jetziger Schäferhund hasst andere Hunde, nachdem er mehrmals von diesen angegriffen wurde, hat im Tierheim einen Hund tot gebissen und ist nicht mehr ansprechbar, wenn er Artgenossen erblickt, somit nützt auch die beste Erziehung nichts, wenn er nicht mehr reagiert. Ich habe mehrere Trainer durch, aber keiner davon konnte mir bei dem Problem helfen. Also gibt man es irgendwann einfach auf und macht einen Bogen, anstatt sich weiter falsche Hoffnungen zu machen. Denn auch die beste Erziehung (und ich behaupte mal, wir sind schon die Oberstreber in der Hundeschule) macht aus so einem Hund keinen Hundefreund mehr.

Geht alles, wenn man will. Ich denke nur, dass du selber mit solchen Hunden keine Erfahrung hast oder mit Gewalt arbeitest, was für mich aber auch keine Option ist. Und ohne Sichtkontakt zum Besitzer arbeiteten nur Herdenschutzhunde, Jagdhunde oder Hütehunde, die speziell ausgebildet sind. Außerdem verstehe ich diese Logik nicht. Ich verstecke mich doch nicht hinter einer Mauer wo mein Hund mich nicht sieht und schicke ihn dann zu einem Kind/Hund.

@Zitronengras:
Wenn du so denkst ist ein Sozialstaat aber nicht das Richtige für dich. Ich muss auch für Menschen zahlen die nicht arbeiten gehen, im Gefängnis sitzen, krank sind, ihre Kinder ins Heim stecken oder deren Haustiere eben im Tierheim landen. Da kann ich auch nicht sagen: Dann schläfert diese Leute halt ein. So funktioniert das in unserem Land nicht.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Sternenbande, das ist ganz sicher kein Irrglaube. Du sollst aus so einem Hund auch keinen Hunde- oder Kinderfreund machen. Der Hund soll lediglich gehorchen und lernen, den Reiz zu ignorieren. Was nützt dir denn ein Bogen, wenn ein anderer Hund ohne Leine in deinen läuft?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Wenn du so denkst ist ein Sozialstaat aber nicht das Richtige für dich. Ich muss auch für Menschen zahlen die nicht arbeiten gehen, im Gefängnis sitzen, krank sind, ihre Kinder ins Heim stecken oder deren Haustiere eben im Tierheim landen. Da kann ich auch nicht sagen: Dann schläfert diese Leute halt ein. So funktioniert das in unserem Land nicht.

Es gibt aber einen Unterschied zwischen Menschen und Tieren. Dass man aggressive Tiere einschläfert hat nichts damit zu tun, wie man mit Menschen umgeht. Das sind zwei völlig getrennte Bereiche.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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