Identische Nachklausur schreiben gegenüber allen fair?

vom 22.10.2014, 08:18 Uhr

Vor kurzem stand bei uns die Nachklausur im Fach Programmierung an. In der ursprünglichen Klausur ist mehr als die Hälfte des Kurses bei uns durchgefallen und da nicht alle es mit der Projektnote, die mit der Klausurnote verrechnet wurde, begleichen konnten, mussten dementsprechend viele aus meinem Kurs zur Nachklausur antreten. Letztendlich hat sich die als genauso harmlos herausgestellt, wie es alle erwartet haben: Unser Dozent, der gleichzeitig unser Studiengangsleiter ist, hat ihnen eins zu eins dieselbe Klausur vorgelegt, die wir schon vor einem halben Jahr geschrieben haben.

Nun war das für die meisten natürlich super, denn viele haben darauf gebaut, dass er dieselbe Klausur noch einmal schreibt und einfach die richtigen Ergebnisse der Aufgaben auswendig gelernt, ohne es verstanden zu haben. So haben letztendlich auch alle bestanden. Irgendwie war es klar, dass er dieselbe Klausur schreiben wird, denn er ist wie gesagt unser Studiengangsleiter und es liegt nicht in seinem Interesse, dass die Studenten fliegen, denn wenn alle geflogen wären, die nachschreiben mussten, dann hätte unser ganzer Kurs aufgelöst werden müssen, weil wir dann die minimale Studentenzahl in einem Kurs unterschritten hätten.

Unfair behandelt fühlen sich dadurch aber einige, die gar nicht nachschreiben mussten. Die haben sich nämlich gesagt: Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich bei der ersten Klausur auch lieber durchgefallen, hätte dann alles auswendig gelernt und in der Nachklausur problemlos eine Eins geschrieben. Mir selbst geht es da ähnlich, ich war zwar schon in der ursprünglichen Klausur ziemlich gut, aber hätte ich nachschreiben können, wäre die Note natürlich dadurch, dass ich die Fragen bereits kannte, noch besser geworden.

Die alte und neue Note wird auch nicht miteinander verrechnet, sondern die alte wird durch die neue Note ersetzt. Das bedeutet, ich hätte mich in dem Fach schon deutlich verbessern können. Ärgern tue ich mich darüber wie manch andere aber ehrlich gesagt nicht, denn Nachschreiben hätte bedeutet, dass ich mich auch noch mal mit all den Themen auseinandersetzen hätte müssen und das fast ein halbes Jahr nachdem die normale Klausur geschrieben war. Da hätte ich keine Lust darauf gehabt.

Denkt ihr, dass es fair ist, eine identische Nachklausur zu schreiben oder ist das ungerecht gegenüber denjenigen, die gleich im ersten Anlauf bestanden haben ohne die Aufgaben vorher zu kennen? Oder ist das euch sowieso egal, weil ihr eure eigenen Noten nicht mit denen anderer vergleicht?

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



In meiner Schullaufbahn hat es immer wieder Lehrer gegeben, die dafür bekannt waren, dass sich Nachschreibeklausuren gar nicht oder nur in geringem Ausmaß ändern. Teilweise wurde sogar über mehrere Jahrgangsstufen der gleiche Stoff behandelt und entsprechend wurden die Klausuren dann durch die Reihen gegeben.

Ich erinnere mich besonders später an die Berufsschule. Da gab es in Mathematik einfach Themen, die habe ich aus dem Effeff hingeschmiert und war immer ein Einserkandidat. Meist habe ich sogar die Zeit gefunden, die Aufgaben noch einmal anzuschreiben und den Rechenweg dazu. So hatten am Ende auch Matheidioten eine ordentliche Note. Fair ist das aber mit Sicherheit nicht.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Fair ist das meiner Meinung nach nicht. Denn so werden die guten ja bestraft. Früher, als noch nicht das Bachelor und Master System eingeführt war und solche Teilnoten gar nichts zählten, wäre mir das egal gewesen. Da war nur wichtig, welche Noten man in den Abschlussprüfungen erzielt hat. Da ging es damals nur darum, ob man die vorherigen Kurse bestanden hat oder nicht. Aber heute, wo jede Abschlussprüfung und Modulabschlussnote in die Endnote einfließt, halte ich so ein Vorgehen für absolut unfair. Schließlich ist die Abschlussnote entscheidend.

Was steht denn bei euch in der Prüfungsordnung? Ist da etwas geregelt? Da würde ich mal nachlesen. Eventuell könnte man auch zum Asta gehen und sich dort informieren, ob so etwas zulässig ist. Oder zum Prüfungsamt. Für mich hat das nichts mit Chancengleichheit zu tun. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das zulässig ist, auch wenn das gut gemeint sein mag.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



So einen ähnlichen Fall gab es bei uns auch. Da mussten wir eine Pharmakologieklausur schreiben. Die erste Klausur hatte es da ganz schön in sich und nur eine handvoll Studenten haben die wirklich gut bestanden. Das Gros hatte da eine drei oder eine vier und damit bestanden, aber eben mit entsprechender mäßiger Note. Dazu gab es dann glaube ich 20 bis 30 Studenten, die durch die Klausur durchgefallen sind und dann ein paar Wochen später nachschreiben mussten.

In der Nachholklausur gab es dann eine Mischung aus Fragen aus den alten Klausuren, die allen bekannt waren und somit gab es da bis auf einen Studenten, der diese wohl nicht hatte, nur Einser und Zweier. Auch hier war es so, dass die Noten aus der ersten Klausuren gestrichen wurden und die Nachschreiber das Fach dann eben allesamt mit Eins oder Zwei bestanden hatten.

Für die Abschlussnote des Studiums war das nicht entscheidend, da die Note dafür nicht zählt, aber nichts desto trotz steht sie zumindest auf dem Abschlusszeugnis mit drauf und da liest sich eine Eins oder Zwei doch besser als eine Drei oder Vier. Das fand ich damals schon etwas ungerecht, da im Grunde all diejenigen bestraft wurden, die es geschafft hatten die erste Klausur dank vielen richtigen Lernen zu bestehen und diejenigen die quasi für Nachholklausur bloß die Fragen aus den alten Klausuren auswendig lernen brauchten wurden für ihr Durchfallen quasi belohnt.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Gab es denn keine Altklausuren zu dem Thema, die ihr alle gelernt hattet? Ich hatte das letztes Semester bei zwei Vorlesungen, dass die Klausuren zu einem guten Anteil aus Altklausur-Fragen bestanden haben. Gerade wenn die Dozenten über Jahre hinweg dieselben sind ist ja die Wahrscheinlichkeit auch größer, dass manche Fragen gleich waren. Die meisten haben da die Fragen der Altklausur beantwortet und diese Antworten dann auswendig gelernt und in der richtigen Klausur aufgeschrieben. Ich finde, solange alle diesen Vorteil haben ist das ja nicht schlimm und keiner wird dadurch benachteiligt.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Olly173 hat geschrieben:Ich finde, solange alle diesen Vorteil haben ist das ja nicht schlimm und keiner wird dadurch benachteiligt.

Keine Frage, wenn es so ist, dann ist ja im Grunde jeder selber dafür verantwortlich, ob er diese Hilfe annimmt. Aber bei uns war es leider in mehreren Klausuren eben so, dass die regulären Klausuren zum Großteil aus komplett neuen Fragen bestanden und die Nachholklausuren zu über 90 Prozent aus Altfragen. Da hat man dann ja schon zwei deutlich unterschiedliche Schwierigkeitsgrade.

Wenn dann aber eben jemand eine Eins oder eine Zwei bekommt, weil bei ihm nur die Note aus der Nachholklausur bekommt, die jeder Laie hätte beantworten können, wenn man ihm vorher die Altklausuren gibt und andere nur mit Drei oder Vier durchkommen, weil sie richtig gelernt haben und gleich bei der ersten Klausur bestehen, finde ich das schon ungerecht. Und dann wird eben doch benachteiligt.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Eigentlich ist es ja nicht wirklich fair, wie ich finde. Allerdings schreibst du ja auch, dass die Nachklausur erst ein halbes Jahr nach der normalen Klausur stattfand. In der Zeit hätte ich ehrlich gesagt schon wieder den halben Stoff vergessen und müsste alles noch einmal von vorne lernen. In so einem Fall würde ich dann doch eher lieber eine gute Notebe bevorzugen, wenn ich dafür nicht noch einmal lernen müsste, anstatt noch einmal die ganze Lernerei zu haben und dafür eine sehr gute Note zu schreiben.

Klar ist es ärgerlich, wenn du weißt, dass du in der Nachklausur eine glatte Eins hättest schreiben können. Aber ich weiß nicht, ob ich nicht eben lieber die Zwei in Kauf nehmen würde und nicht noch einmal lernen müsste. Immerhin hat man so ja viel mehr Freizeit und hat diesen ganzen Stress nicht mehr. Das ist ja auch einiges Wert, wie ich finde und von daher finde ich es auch nicht ganz so unfair, wie es bei dir gelaufen ist.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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