Ich-Formulierung in einer wissenschaftlichen Arbeit?
Ich musste in meiner letzten Praxisphase eine wissenschaftliche Arbeit von meinem Studium aus schreiben. Bevor ich diese zur Korrektur abgegeben habe, hat sich mein Betreuer bereit erklärt, mal einzelne Kapitel zu lesen. Das fand ich sehr nett von ihm, da ich so noch Fehler korrigieren konnte, die sonst zu Punktabzug und einer schlechteren Note geführt hätten.
Als ich dann das Feedback von ihm bekam war ich mehr als überrascht, denn er meinte, dass ich in meiner Arbeit deutlicher erwähnen sollte, was ich selbst geleistet habe und was meine Kollegen im Laufe des Projektes. Ich habe dann extra noch einmal nachgefragt, ob er damit meint, dass ich Ich-Formulierungen in meiner wissenschaftlichen Arbeit verwenden soll.
Er hat das bestätigt, was sowohl mich, als auch meinen Betreuer im Unternehmen sehr überrascht hat. Ich habe noch nie davon gehört, dass man in einer wissenschaftlichen Arbeit Ich-Formulieren verwendet, auf diese Idee wäre ich wirklich nie gekommen. Aber da mein Betreuer aus der Hochschule meine Arbeit auch bewertet hat, habe ich natürlich seine Anweisungen befolgt.
Habt ihr schon mal Ich-Formulierungen in einer wissenschaftlichen Arbeit verwendet oder kommt das für euch auch nicht in Frage?
Ich hatte schon mehrere Seminare und dementsprechend auch mit vielen Dozenten zu tun. Bisher haben wirklich alle Dozenten ohne Ausnahme immer wieder betont, dass wir auf gar keinen Fall die Ich-Perspektive beim wissenschaftlichen Arbeiten verwenden sollen. Die einzige Ausnahme sei möglicherweise der letzte Satz des Fazits, falls man mal seine eigene Meinung erwähnen sollte. Aber ansonsten sei das das absolute Tabu. Mich überrascht das ehrlich gesagt auch, dass dein Dozent offenbar anderer Meinung ist.
So wirklich Tabu war die Ich-Formulierung an meiner alten Uni nicht, aber es war quasi ungeschriebenes Gesetz, dass man diese nicht in wissenschaftlichen Arbeiten verwendet hat. Bei uns haben die Dozenten auch davon abgeraten, die Ich-Form zu benutzen. Stattdessen soll man einfach "man" oder schreiben oder die Sätze am besten direkt so umformulieren, dass man gar keine personenbezogene Form verwenden muss. Die Ich-Form wirkt einfach unseriös und passt nicht wirklich zu wissenschaftlichen Arbeiten.
In meinen Hausarbeiten und auch in meiner Abschlussarbeit habe ich immer auf die Ich-Form verzichtet. Mir gefällt es selbst gar nicht, wenn man diese Form verwendet und ich finde, dass das die Arbeit auch etwas abwertet, weil sich das so unseriös anhört. Von daher fiel es mir nie schwer, auf diese Form zu verzichten, da ich das schon von selbst aus automatisch gemacht habe.
Mich wundert es auch, dass dein Dozent da anderer Meinung ist. Aber falsch ist es ja auch nicht, die Ich-Form zu verwenden und in gewisser Weise ist es auch Geschmackssache. Aber mein Geschmack ist es eben nicht und ich bin froh, dass meine Dozenten da immer meiner Meinung waren, beziehungsweise umgekehrt.
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