Sprechen Kinder trotz Warnung mit uniformierten Menschen?

vom 08.03.2016, 23:05 Uhr

Ich bin zwar keine Mutter, aber ich kenne viele Familien mit Kinder, wir haben viele Kinder in der Familie und meine Geschwister(Halb- und Stiefgeschwister) haben auch bereits Kinder. Zudem bin ich Patentante und unterscheide eben nicht zwischen Halb- oder Stiefneffe. Wir sind einfach eine größere Familie, auch wenn man jetzt die leiblichen Mitglieder an zwei Händen abzählen könnte.

Nun wurden uns allen früher als Kind immer gesagt, nie mit fremden Menschen reden. Niemals jemand Fremdes in die Wohnung lassen und eben die üblichen Floskeln. Meine Schwester hat das zu ihrem Sohn auch gesagt sowie zu ihrer Tochter. Meine Patenkinder wissen das mittlerweile auch. Doch es passierte etwas, womit wir niemals gerechnet hätten.

Sie waren auf dem Weg nach Hause, als ein Polizist vorbeikam und sie ansprach. Unverblümt haben der Junge und das Mädchen mit dem Polizisten gesprochen und sich nichts dabei gedacht. Wir kennen den Herren, weil er des Öfteren in der Grundschule ist oder dort patrouilliert, aber deswegen waren wir trotzdem geschockt.

Auch im TV haben wir bereits mitbekommen, dass dort des Öfteren sich Menschen als Polizist, Feuerwehrmann oder andere besondere Berufe ausgeben, die für Kinder irgendwie vertrauenswürdig wirken. Dort vergessen sie auf einmal, dass sie nicht mit Fremden reden dürfen.

Nun haben viele Test sowie unser Beispiel allerdings gezeigt, dass viele Kinder auf uniformierte Menschen wie Feuerwehr oder Polizei sowie vermeintliche Ärzte und Rettungskräfte anders reagieren. Könnt Ihr das verstehen?

Nun frage ich mich, wie man einem Kind erklären soll, dass dies auch Fremde sind, aber man dann die Aussage bekommt, aber das sind doch Polizisten Tante. Die tun einem nichts. Sie verstehen nicht, dass es auch böse Menschen gibt,die sich als Polizisten verkleiden oder mehr.

Wie soll man das Kindern jetzt erklären oder wie würdet Ihr es erklären? Man möchte ja auch keine Angst vor uniformierten Menschen erwecken, aber auch dort gibt es schwarze Schafe oder eben angebliche "Polizisten, Feuerwehrmänner & Co".

Könnt Ihr Kinder verstehen, die dort bei uniformierten Personen anders reagieren? Kennt ihr das vielleicht sogar selber oder habt Tipps, wie man Kindern auch da erklären kann, dass sie Fremd sind, auch wenn man sie im Notfall doch eigentlich rufen soll?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich neige dazu, Kindern einfach die Wahrheit zu erklären. Meiner Meinung nach sind sie so am besten geschützt. Wenn sie die Sachlage bestmöglich verstehen können, haben sie die größten Chancen, sie im akuten Fall richtig einzuschätzen und richtig zu handeln.

Dass Menschen anders handeln, wenn sie einen Uniformierten vor sich haben, ist aber nicht nur bei Kindern so. Dieser Effekt ist auch gut bei Erwachsenen zu beobachten und stellt in meinen Augen deshalb grundsätzlich ein Risiko dar, wenn es darum geht, dass dieser Effekt von Kriminellen missbraucht werden kann.

» tok_tumi » Beiträge: 837 » Talkpoints: 1,20 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Solange die Kinder nicht mit dem uniformierten Mann mitgehen oder Süßigkeiten von ihm annehmen, verstehe ich das Problem nicht. Es kann doch auch sein, dass so ein uniformierter Mann nur nach dem Weg fragt oder so.

Ich habe mal im Fernsehen so einen Test gesehen. Da hat ein männlicher Reporter Kinder auf einem Spielplatz angesprochen (in vorheriger Absprache mit den Eltern) und hat sich eben als sehr guten Freund des Vaters ausgegeben, der ihm aufgetragen hätte, das Kind abzuholen. Die meisten haben der Ansage blind vertraut. Von 10 Kindern war nur eins misstrauisch und hat seinen Vater geholt und wollte sich von ihm die Bestätigung für die Richtigkeit der Aussagen holen.

Da erzählte der Vater des Jungen dann auch, dass er ihm eben eingetrichtert hätte, wirklich niemals mit fremden Menschen mitzugehen, egal wer das angeblich ist. Im Zweifel soll der Junge immer seinen Vater fragen, ob ein Mitgehen okay ist, was er ja auch getan hat. Aber ich finde es erschreckend, wie viele Kinder es vergessen, dass sie nicht mit Fremden mitgehen sollen, wenn es tatsächlich mal soweit ist und ein Fremder sie anquatscht.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, dass es generell schlecht ist nur vor Fremden zu warnen. Man muss mit dem Kind darüber reden, dass es sich auch äußern muss, wenn innerhalb der Familie etwas ist beispielsweise. Ansonsten muss man einem Kind schon sagen, dass es auch Menschen gibt, die sich verkleiden und dann nur einen Polizisten spielen, aber Polizisten sind wichtige Menschen unserer Gesellschaft und bedeuten in der Regel eher Schutz als Gewalt, ich denke nicht, dass man da die Angst schüren sollte.

Kinder vertrauen nun mal blind. Da kann man nichts machen und sie wissen, dass die Polizei eigentlich gut ist. Man sollte denke ich normal mit dem Kind darüber reden, dass es immer schlechte Menschen gibt und sie aufklären was dann zu tun ist, wenn sie ein schlechtes Gefühl haben, aber man darf nicht alle Menschen verteufeln und als schlecht hinstellen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Da selbst Erwachsene sich von Uniformen und Arztkitteln manipulieren lassen, finde ich es vermessen, das von Kindern zu erwarten. Es gibt so viele Studien dazu. Da haben Probanden anderen Menschen Stromschläge verpasst, weil der Mann im Arztkittel das gesagt hat. Die Leute schrien vor Schmerzen und der Mann hat nie gesagt, dass er Arzt ist. Der Kittel reicht.

Außerdem sollten Kinder Polizisten und Ärzten vertrauen. Werden sie von Fremden belästigt, sollten sie sich doch an Polizisten wenden. Und als Patient sollten sie ihrem Arzt vertrauen und nicht heulend jede Behandlung verweigern. Wenn man ihnen also beibringt, dass auch Uniformen böse sind, könnte das sehr kontraproduktiv sein.

Letztlich ist es eine Gratwanderung und wie man es macht, könnte es falsch sein. Man kann eben nicht alles verhindern und jeden Schaden von den Kindern abwehren. Panikmache ist sicherlich nicht richtig.

Dass Kinder in Gesprächen immer "Ja, Mami" sagen und in den echten Situationen dann anders reagieren, finde ich auch nicht überraschend. Geht mir nicht anders. Ich nehme mir auch immer vor, schlagfertig zu sein. Aber tatsächlich bin ich es nicht und ärger mich beim nächsten Mal wieder im Nachhinein, dass ich nichts gesagt habe oder zu höflich war. Man kann sich nicht auf jede mögliche Situation vorbereiten. Dafür sind die alle zu individuell. Für ein Kind sowieso.

Man könnte vielleicht mal einen Freund, den das Kind noch nicht kennt, bitten, das Kind in der Öffentlichkeit anzusprechen. Ihm Süßigkeiten anzubieten oder ins Auto zu locken. Dann hat es das Kind schon mal erlebt, ohne dass es wirklich in Gefahr war. Aber womöglich traumatisiert man es damit auch und der Freund kann dann nie zum Abendessen eingeladen werden.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Auch Kinder lassen sich täuschen. In der Schule und auch schon im Kindergarten finden Projekttage Polizei und Feuerwehr statt. Dabei dürfen die Kinder dann auch auf einer Wache sein, sich die Autos anschauen und noch einiges mehr. Dadurch kommt überhaupt erst dieses Vertrauen, dass ihnen dort gesagt wird das die uniformierten nicht böse sind auch wenn sie Fremde sind.

Leider ist es auch schon dazu gekommen, dass sich Leute extra eine Uniform kaufen um Kinder damit anzulocken. Dabei meine ich nicht nur Polizeiuniformen, es gaben sich auch schon einige andere als Mitarbeiter vom Roten Kreuz aus und wollten den Kindern dann etwas zeigen wollen. Das Kind hatte hier richtig reagiert und ist nach Hause gelaufen hat das seiner Mutter erzählt. Diese fragte beim Roten Kreuz nach, aber auch dort sagte man ihr das es niemand von uns war da wir in der Regel mindestens im 2er Pack aufschlagen, meistens sogar noch zu dritt, zu viert oder gar zu fünft.

Im Job habe ich es allerdings schon anders kennengelernt. Gerade wenn es sich um einen Notfall Zuhause handelt und die Kinder das mitbekommen. Kleine Kinder verstehen nicht wieso die Eltern so aufgelöst sind und suchen sich dann einen Ruhepool. Nicht selten sind wir das dann mit unseren rot weißen Uniformen und die Kinder wollen mit uns Kuscheln, auf den Arm und würden auch jederzeit mitkommen.

Haben Kinder etwas, dass die Eltern den Rettungsdienst rufen, sind die Eltern auch so aufgeregt das die Kinder sich von ihnen teilweise nicht mehr beruhigen lassen. Dann kommen sie auch lieber zu uns. Zudem ist es immer spannend wenn wir in ein Haus reingehen, dass die Kinder am liebsten mitgehen würden zum gucken oder hinterher tausend Fragen stellen die wir gar nicht beantworten dürfen.

Generell kann man nur versuchen dem Kind einzutrichtern, dass jeden den es nicht kennt dort nicht mitgehen soll. Klappen tut es bei nicht sehr vielen wie diverse Tests gezeigt haben. Aber heutzutage würde ich keinem Kind mehr vermitteln, dass Uniformen Schutz und Sicherheit bedeuten da es schon zu oft ausgenutzt worden ist.

Wenn das Kind den Polizisten jedoch kennt, weil er öfters vor der Schule streife läuft oder auch an den Projekttagen mitgewirkt hat, dann sehe ich dort weniger das Problem wenn er sich mit ihm unterhält. Etwas anderes ist es dann jedoch, wenn dieses Vertrauen auf jeden anderen uniformierten übertragen wird, weil der eine echt und nett zu den Kindern ist.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Interessante Aspekte, die Ihr hier aufführt. Mir war nicht bewusst, dass sich auch Erwachsene von uniformierten Menschen so in die Irre führen lassen. Natürlich kenne ich die Berichte, dass eine ältere Frau Opfer eines Trickdiebes wurde, weil der Mann & Co sich als Polizist in Zivil, Handwerker oder andere Berufsgruppen aus gab, aber mir war nie so bewusst, dass es dort auch dasselbe "Problem" gibt.

@Olly normalerweise ist es kein Problem, wenn die Kinder nicht mitgehen. Doch stelle Dir mal vor, dass kommt immer wieder ein uniformierter Mann, der zwischen Zeitlich "Hallo, Tschüss und freut ihr euch auf die Schule" etc. als Gesprächsthemen verwendet. So zusagen als auskundschaften der Kinder. Diese vertrauen ihm, weil er Polizist zu sein scheint. Nach einigen Malen nimmt er sie einfach mit oder sie gehen mit, weil sie einem Polizisten eben vertrauen und er im Vorfeld vielleicht das Vertrauen auch nochmal gesteigert hat.

Das ist jetzt meine persönliche Gedankenwelt, aber muss nicht die Eure entsprechen. Kann mir jedoch vorstellen, dass so etwas nicht selten passiert, wenn Erwachsene sich ebenso verleiten lassen.

Wie soll man dem einen Kind beibringen, dass es auch böse Menschen gibt, die sich als Polizist verkleiden? Meine Cousine oder auch andere Verwandte möchten nicht, dass die Kiddies dann vor Polizisten Angst haben könnten, weil es dann vielleicht ein unechter Beamter ist.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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