Erziehung dem Charakter des Kindes anpassen?

vom 28.02.2016, 23:42 Uhr

Erziehungskonzepte gibt es ja so viele, wie es Eltern gibt. Ich kenne durchaus Eltern, die dann verschiedene Sachen ausprobieren und dann eben schauen, welche Methoden beim Charakter des Nachwuchses am meisten Erfolg verspricht. Ich kenne aber auch Eltern, die ein festes Erziehungskonzept haben und die dann quasi den Willen des Kindes (ohne Gewalt!) durch verschiedene Taktiken brechen und so nicht die Erziehung anpassen, sondern das Kind der Erziehung anpassen.

Mich würde mal interessieren, wie ihr erzogen worden seid. Haben eure Eltern ihre Erziehung eurem Charakter angepasst oder umgekehrt? Wie würdet ihr das bei eurem Nachwuchs machen und warum?

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke schon, dass man schauen muss wie der Charakter eines Kindes ist. Man kann dem einen Kind sicherlich mit Strafen etwas Gutes tun, weil es die Sache dann besser lernt und das andere Kind bekommt dann vielleicht weniger Selbstbewusstsein oder fühlt sich in der Person sehr ausgegrenzt. Man muss denke ich schon schauen, wie das Kind drauf ist. Meine Eltern konnten das nicht und haben mich immer nur klein gehalten und runter geredet.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich wurde, wenn ich ehrlich bin, gar nicht erzogen. Ich kannte kein "Nein" und ich habe auch großartig keine Grenzen gesteckt bekommen. Es hieß zwar oft, dass ich dann und dann zu Hause sein sollte, aber wenn ich später kam, dann war das eben so. Ich habe ein einziges Mal Stubenarrest von meinem Vater bekommen, weil ich zu spät kam. Allerdings nervte ich ihn so entsetzlich, so dass er nach zwei Tagen sagte, ich solle nach draußen verschwinden.

Diese Fehler möchte ich bei meinen Kindern nicht machen. Ich habe gemerkt, dass ich beide Kinder nicht nach dem gleichen Schema erziehen kann. Mein ältester Sohn ist ein sehr verständnisvolles Kind und macht selten Sachen, die er nicht darf. Er hört sehr gut auf uns und das, was wir sagen. Er sichert sich oft ab. Wir sind dabei, ihn mehr zu ermutigen, dass er sich mehr zutraut.

Sein Bruder ist das komplette Gegenteil. Er versucht, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen. Das was sein Bruder zu wenig hat, hat er zu viel. Es erfordert sehr viel Kraft von uns, ihm die Grenzen aufzuzeigen und gegen ihn anzukommen. Ihm müssen wir häufig Sachen verbieten. Allerdings ist er auch noch recht jung und ich habe noch Hoffnungen, dass sich das verwächst, wenn er älter wird.

Also ich würde sagen, dass man die Erziehung an den Charakter des Kindes anpassen sollte. Jedes Kind ist anders und jedes Kind benötigt eine andere Erziehung und Förderung. Jedoch ist das grobe Erziehungsgerüst bei beiden Kindern gleich.

» Liana » Beiträge: 816 » Talkpoints: 12,72 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich komme aus einem Elternhaus, in dem nichts anderes als Leistung und Erfolg zählt. Entsprechend so war auch die Erziehung, ich selbst konnte mich nicht ausprobieren sondern musste das machen was meinen Eltern gefallen hat. So konnte ich mir auch keine Vereine selbst aussuchen, sondern wurde zum Leistungsturnen, Klavierunterricht und zum Geige spielen angemeldet. Da meine Eltern der Meinung war, jemand aus einem angesehenen Haushalt muss das unbedingt können.

Also wurde ich mehr an die Erziehung bzw. Werter meiner Eltern angepasst als meine eigenen Bedürfnisse gefördert. Selbstständigkeit habe ich nicht durch meine Eltern gelernt, da für mich alles durchgeplant wurde. Das habe ich mir selbst beigebracht nachdem ich aus diesem Gefilde ausgebrochen bin. Meine Geschwister haben das zum Teil immer noch nicht geschafft, obwohl sie auch schon auf die 30 zugehen und das finde ich ehrlich gesagt traurig. Mein Kind soll nicht mit fast 30 Jahren noch zu mir ankommen und mich fragen ob ich für ihn einen Arzttermin ausmachen kann, da er sich nicht traut dort anzurufen.

Bei meinem Kind werde ich keine starren Regeln setzen auch nicht für was er sich zu Interessieren hat. Ich fand es wirklich fürchterlich, dass meine Interessen rein gar nichts gezählt haben. Natürlich darf er sich ausprobieren und wenn er Spaß an Fußball hat, dann darf er auch in den Verein auch wenn ich selbst darauf gar keine Lust habe jedes Wochenende am Rasen beim Spiel zu sitzen. Für ihn zu liebe kann ich das schon irgendwie ertragen. Auch wenn er eine Puppe haben will zum spielen, warum nicht, ich sehe so etwas wirklich locker und glaube nicht das er zu weichlich wird wenn er lieber mit typischen Mädchenspielzeug spielen möchte.

Mein Erziehungskonzept nenne ich selbst "Hohe Mauern, breite Wege". Er bekommt natürlich Grenzen gesetzt und darf nicht alles machen was er will. Aber solang er sich in den Grenzen bewegt, darf er sich in allem versuchen. Ist er zu rabiat, dann wird er gemaßregelt wenn er eher zurückhaltend ist, dann bekommt er Ermunterung es wenigstens einmal zu versuchen. Denn erst wenn man etwas versucht hat, kann man sich dazu eine Meinung bilden.

Deswegen habe ich ihm auch eine Krippe gesucht die nach Montessori geführt wird. Es gibt Regeln, aber jedes Kind darf sich ausprobieren und wird in seinen eigenen Interessen gefördert. Auch für später möchte ich das gerne beibehalten und erwäge auch schon ihn später auf eine entsprechend geführte Montessori Schule zu schicken.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich muss Euch gestehen, dass meine Kindheit etwas schwierig war. Ich habe keine wirkliche Erziehung auf der einen Seite, wo ich sie brauchte, genossen. Auf der anderen Seite wurde dann zwischenzeitlich, insbesondere in der Pubertät versucht, an der Erziehung zu werken, wo ja der Ofen schon fast aus war.

Ich bin auch keine Mutter, um zu beurteilen, dass es am Charakter liegt. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass gewisse Kinder eben einen sehr harten Charakter schon als Kleinkind aufweisen, wo es kaum möglich ist, dem Nachwuchs immer direkt was auf die Nase zu binden, was sie nicht wollen.

Vielleicht ist es daher besser, eine Erziehung zu finden, die dem Charakter des Kindes entspricht. Ich bin jedoch allgemein der Meinung, dass man immer mit Geduld an die Sache herangehen sollte, weil es sicher nicht einfach ist, den Nachwuchs zu erziehen, aber das wisst ihr Eltern sich besser, als ich Zuschauerin.

Benutzeravatar

» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^