Was löst der Film Schindlers Liste in Euch aus?

vom 08.03.2016, 04:51 Uhr

Ich habe Schindlers Liste das erste Mal vor zehn Jahren gesehen. Ich bin also, was diesen Film anging, eine Spätsünderin. Gleichwohl ich natürlich schon deutlich älter bin, aber bis vor wenigen Jahren habe ich eben sehr wenig TV gesehen, Kinohighlights & Co verfolgt, sodass dieser Film völlig an mir vorbei gezogen ist.

Ich kannte ihn wirklich nicht, habe nie etwas davon gehört und von Oskar Schindler habe ich bis dato auch nie etwas gehört. Das ist kein Witz. In der Schule hatten wir vor guten zwanzig Jahren zwar kurzweilig den zweiten Weltkrieg thematisiert, aber da ging es eben nur um die Propaganda, das Geschehen und sowie Finanzen der damaligen Zeit. Wirklich viel Backgroundwissen konnte ich nie erlangen, sondern musste ich es also selbst einlesen.

Nun sah ich das erste Mal Schindlers Liste und war wie gefesselt. Heute habe ich den Film immer gesehen, wenn er im TV läuft, was ja jährlich der Fall ist. Meinen Nichten, Neffen sowie Patenkindern, Freunden & Co habe ich den Film auch schon gezeigt, sodass wir des Öfteren dann gemeinsam vorm TV sassen, aber in jedem löst der Film etwas anderes aus.

Bei vielen war es bei dem kleinen Mädchen, welches als Einzige in roter Farbe im schwarz-weiß Film zu sehen war, wo Tränen in den Augen standen. Jedenfalls war das bei meinem Patenkind so, die sofort weinen musste. Sie war zu dem Zeitpunkt erst 14 Jahre, als wir den gesehen haben, aber hat den Film aufgesogen, wie noch keiner zuvor.

Mir geht sehr ähnlich, weil der Film mich so fassungslos macht. Durch gewisse Lektüren im Web weiß ich eben auch, dass Oskar Schindler selbst einst von den Arbeitern profitiert hat, was ja auch im Film sichtbar war, aber das Umdenken schnell stattfand und er ein Retter vieler Juden wurde, was ich ihm hoch anrechne. Ein Mann voller Größe!

Bei jedem von uns löst der Film irgendwie Trauer aus, ein wenig Wut ist dabei, wenn man sieht, wie es unter Umständen gewesen sein muss und völliges Entsetzen. Wie sieht es bei Euch aus, kommen da Gefühle auf oder nehmt ihr den Film einfach so an, akzeptiert es und denkt da nicht weiter nach?

Ich habe mich selten erwischt, das Filme mich packen, aber dieser Film flasht mich immer und ich bin schockiert, wenn ich mir denke, was Menschen und Überlebende erlebt haben. Die Szene, wo Frauen von ihren Kindern getrennt werden und der kleine Racker abhaut, sich in der Toilette mit anderen Kindern versteckt - oh mein Gott, die Gesichter von meinem Partner und mir waren wahrscheinlich "Gold" wert.

Mich würde wirklich mal interessieren, wie Ihr den Film empfindet, wenn Ihr ihn seht? Möglicherweise denkt Ihr ja auch, Gott sei Dank wart Ihr noch nicht zu diesem Zeitpunkt da oder andere Dinge, die Euch durch den Kopf gehen. Mich interessiert es also wirklich, was der Film bei Euch auslöst?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Der Film hat, als er herauskam, bei mir Erschütterung ausgelöst. Außerdem hat er mein Empfinden von Unglück stark verändert. In unserer verwöhnten Gesellschaft wird Manches als unendliches Unglück empfunden, was ich mit Blick auf das vergangene und aktuelle Leiden von Kriegsopfern nur als Eckpunkte von Lebensläufen betrachte.

Dieser Film war sicherlich nicht der einzige Auslöser für diese Haltung, aber er hat die Entwicklung in diese Richtung bei mir durchaus beeinflusst.

» tok_tumi » Beiträge: 837 » Talkpoints: 1,20 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich habe diesen Film das erste Mal auch mit 14 oder 15 gesehen und war schockiert. Damals hatten wir das Thema in der Schule und als der Film im Fernsehen lief, wurde er uns von der Lehrerin ans Herz gelegt. Ich habe ihn mir da alleine angesehen und war sehr traurig und berührt. Wobei ich dann auch sehr nachdenklich wurde und mir ab da noch mal ganz deutlich wurde, dass man sich für die Schwachen der Gesellschaft einsetzen muss.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich finde alle Filme über die Zeit und das Leid der jüdischen Bevölkerung sehr erschütternd, (wenn sie denn gut gemacht sind). Ebenso Bücher. Es ist eine Sache, im Unterricht einen Überblick über Fakten und Zahlen zu bekommen, aber Filme bringen das ja noch mal ganz anders rüber. Man bekommt Gesichter zu den Zahlen, es wird persönlicher und emotionaler.

Eine Zahl wie 6 Millionen ist doch gar nicht wirklich greifbar und geht im Unterricht unter. Man muss sich vor Augen führen, dass hinter diesen Zahlen Menschen stecken. Verliebte Menschen, Papas und Mamas, beste Freunde. Menschen, die gerne Sommerkleider trugen oder Musik hörten.

Dass du im Geschichtsunterricht nichts von Oskar Schindler gehört hast, geht nicht nur dir so. Ich war auf zwei Gymnasien, die nach Mitgliedern der Weißen Rose benannt wurden. Daher gab es einige Veranstaltungen außerhalb des regulären Unterrichts, die sich mit der Gruppe beschäftigt haben. Aber der Lehrplan für Geschichte sieht davon so gut wie nichts vor. Es gab ja auch noch einige mehr, die ebenso wenig erwähnt werden.

Ich weiß nicht, ob die persönliche Seite überhaupt etwas im Geschichtsunterricht zu suchen hat. Aber im Deutschunterricht kann man ja Bücher danach auswählen oder mal einen Film ansehen. Aber da ist "Schindler´s Liste" bei weitem nicht der einzige. Ich fand ihn aber auch sehr erschütternd.

Ich bin da auch eher eine Spätzünderin wie du. Als er in die Kinos kam, durfte ich ihn nicht sehen. Wir hatten die Tickets schon gekauft und wurden dann aufgrund unseres Alters wieder rausgeworfen. Und dann hatte ich jahrelang Angst, nicht in der richtigen Stimmung zu sein. An schönen Sommerabenden fand ich es beispielsweise unpassend. Ich wollte ihn auch nicht mit Werbung sehen. So hat es einige Jahre gedauert.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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