Zeit für Selbststudium viel zu hoch berechnet?

In meinem Studiengang kommen auf zehn Stunden mit Dozentenpräsenz ungefähr zwanzig Stunden Selbststudium. Das bedeutet, dass die Dozenten uns meistens nur die Grundlagen von etwas nahebringen und im Selbststudium arbeiten wir uns dann vor allem durch praktische Themen wie Projekte in Gruppenarbeiten näher in die Thematik ein.

Unser Studiengangsleiter gibt uns zu Beginn eines Studienjahres immer einen Zettel, worauf steht, wie viel Selbststudienzeit für welche Module geplant sind. Wenn wir ein Projekt mit Projektmanagementmethoden machen, dann müssen wir die Stunden sogar in Form von Vorgangslisten dokumentieren und wenn wir dann die Stunden für das Selbststudium nicht erreicht haben, dann hat man das Modul automatisch nicht bestanden.

Ich finde das immer ziemlich lächerlich, denn die Stunden für das Selbststudium sind viel zu hoch berechnet in meinen Augen. Bei den Vorgangslisten rundet jeder natürlich großzügig auf, anders ist es auch gar nicht möglich, die Module mit Projektmanagement zu bestehen. Auch wenn wir es nicht dokumentieren müssen, kann ich einfach nur den Kopf über die angesetzten Stunden schütteln. Für ein Projekt in unserer Praxisphase im Unternehmen waren einmal sechshundert Stunden angesetzt. Die hätte ich nicht einmal erreicht, wenn ich im Unternehmen auch samstags gearbeitet hätte, nie etwas anderes als das Projekt gemacht hätte und auch keinen Urlaub genommen hätte, was mir rechtlich natürlich zusteht.

Irgendetwas läuft bei der Berechnung meiner Meinung nach falsch. Mein Studiengangsleter sagt zwar selbst, dass man solche Vorgaben einfach ignorieren soll, soweit man es eben nicht dokumentieren muss, aber trotzdem finde ich es unverständlich, dass solche Vorgaben überhaupt publik gemacht werden, wenn es doch sowieso so gut wie unmöglich ist, sie zu erfüllen, wenn man nicht gerade drei Jahre lang kein Privatleben mehr haben möchte.

Bekommt ihr auch immer mitgeteilt, wie viel Zeit ihr für das Selbststudium aufbringen solltet? Sind die Werte hier auch immer viel zu hoch gegriffen oder realistisch? Haltet ihr euch an diese Werte?

Studierst du berufsbegleitend oder was genau studierst du ? Zum einen braucht ja nicht jeder gleich viel Zeit und da richtet man sich natürlich nicht nach demjenigen, der Sachen schnell begreift. Ich kann mir vorstellen, dass man bei berufsbegleitenden Studiengängen auch ein bisschen Rücksicht darauf nimmt, dass es Menschen gibt, die nebenher 40 Stunden in der Woche arbeiten und deswegen setzt man das vielleicht lieber etwas höher an.

Das schreckt vielleicht auch Menschen ab, die keine Zeit in ein Selbststudium investieren wollen. Ich bin ziemlich sicher, dass manche nicht wissen, worauf sie sich da einlassen,wenn es um die Doppelbelastung geht.

Bei mir im Studiengang gibt es zwar vorgegebene Stundenzahlen, die für die jeweiligen Module vorgesehen sind, aber ob ich die wirklich in dem Rahmen erreiche, weiß ich nicht genau, kann ich mir aber auch nicht vorstellen.

Ein Beispiel dafür wäre zum Beispiel mein Praktikum. Für den Studiengang, den ich belege, ist das für sechs Wochen in Vollzeit geplant. Die vorgesehenen Stunden schließen dann allerdings auch noch das Anfertigen eines Praktikumsberichtes ein. Und genau da liegen dann die zeitlichen Unterschiede. Diejenigen, die sehr schnell, sehr viel und gut schreiben, die brauchen natürlich viel weniger Arbeitsstunden als diejenigen, denen das Schreiben eines wissenschaftlichen Arbeit schwerfällt.

Es handelt sich bei uns bei den vorgegebenen Arbeitsstunden eher um einen Richtwert, der in etwa eingehalten werden soll, damit sich alle circa im gleichen Umfang mit der Thematik beschäftigen. Wenn ich einmal genau nachrechnen würde, dann würde ich sicherlich weit unter der Richtlinie liegen, weil ich mir in den meisten Fällen nicht allzu viel Zeit für einzelne Arbeiten lasse und lieber zügig nacheinander weg arbeite, was einige aber nicht können und somit immer mehr Zeit benötigen.

Zusammenfassen glaube ich, dass der Richtwert eher für diejenigen erstellt wurde, die mehr Zeit benötigen zum Erledigen der Aufgaben und sicherlich auch in einem gewissen Maße, damit der Studiengang umfangreicher erscheint.

Ich glaube, dass die Zeit für das Selbststudium so hoch berechnet wird, dass sogar diejenigen, die etwas langsamer begreifen nach dieser vorgeschlagenen Zeit des Selbststudiums theoretisch eine Bestnote erhalten müssten. Da aber nicht jeder das gleiche Tempo hat und auch nicht jeder langsam begreift, kann man diese Stundenanzahl für das Selbststudium nicht pauschal betrachten, sie müssen eben individuell angepasst werden.

Die Zeit fürs Selbststudium ist ja eigentlich auch eher als Vorschlag oder als grobe Richtlinie gedacht, denke ich. Ich weiß gar nicht mehr, wie die Zeiten bei mir im Studium angegeben waren. Ich weiß jedoch, dass ich während dem Semester nicht auf die durchschnittliche Zeit gekommen bin, die man laut Angabe fürs Selbststudium aufbringen müsste. Ich habe da tatsächlich immer sehr viel weniger für die jeweiligen Seminare und Vorlesungen gemacht.

Vor Referaten oder gerade vor Klausuren und für Hausarbeiten habe ich dann aber wieder enorm viel Zeit in die Seminare investiert. Gerade an so einer Hausarbeit sitzt man ja auch einige Wochen. Von daher kommen da wieder so einige Stunden der Selbststudienzeit drauf und das gleicht sich dann meiner Meinung nach wieder aus. Zumindest war das bei mir immer so. Von daher sollte man sich da auch nicht allzu viele Gedanken darüber machen.

Im Endeffekt kann man natürlich so viel Zeit mit dem Selbststudium verbringen, wie man möchte. Je nachdem, wie viel Zeit man allgemein hat, wie viel Lust man hat, wie viel man zu tun hat und wie einen das Thema interessiert, kann man da mehr oder weniger Zeit aufwenden. Überprüft wird das ja nicht, da es ja auch nicht möglich wäre und von daher ist es doch wirklich egal, was da eigentlich angegeben ist.