Maibaum stecken

Auf der Suche nach "Maibaum" hat die Suche hier nur das Maibaum schmücken ausgespuckt. Aber kennt ihr auch den Brauch den Maibaum zu stecken?

Bei uns am Niederrhein war es üblich, dass Jungs und junge Männer ihren Freundinnen oder Verlobten einen Maibaum aufs Dach gesteckt haben. Das war dann so, dass sie einen Birkenzweig mit bunten Fähnchen und Liebeserklärungen geschmückt haben und dann mit einer Leiter bewaffnet in der Nacht zum ersten Mai gezogen sind und diese Maibäume dann in die Dachrinne oder gar in den Schornstein gesteckt haben.

Auch die Mädchen, die von den Jungs "angebetet" wurden wurden bedacht und so wusste man als Mädchen manchmal gar nicht, von wem der Maibaum war, der auf dem Dach befestigt war. Je schöner und bunter und größer der Maibaum war, desto größer sollte angeblich die Liebe sein, die der Junge/junge Mann für das Mädchen hegte.

Der Maibaum blieb dann bis zum 1. Juni auf dem Dach des Hauses und der Hausherr (Vater des Mädchens) soweit vorhanden, musste den Baum dann wieder runterholen. Ansonsten musste der Vater einen Umtrunk für die Freunde des Mädchens finanzieren. War kein Vater /Hausherr im Haus, dann holte den Maibaum jemand anderes wieder vom Dach.

Heutzutage sieht man leider noch wenige Jungs in der Nacht zum 1. Mai rumlaufen und Maibäume stecken. Aber ich fand diesen Brauch immer sehr schön und fände es schön, wenn er auch noch gemacht werden würde. Hier in Westfalen habe ich in den letzten 8 Jahren wo ich hier wohne nicht einen einzigen Maibaum auf irgendeinem Dach gesehen.

Ohne den Umtrunk kenne ich den Brauch auch aus meinem bayerischen Heimatdorf. Ich war zwar nur selten Empfängerin eines Maibaums, aber meine Schwestern waren bei den Dorfburschen doch ziemlich beliebt. Der Aufwand, eine junge Birke zu schneiden, zu dekorieren, zu transportieren und aufs Dach oder den Balkon zu schaffen, war und ist auch beträchtlich.

Erschwerend ist noch hinzu gekommen, dass andere Burschen sich einen Spaß daraus gemacht haben, die Maibäume wieder herunter zu reißen, bevor die Angebetete sie am ersten Mai morgens überhaupt zu Gesicht bekommen hat. Eine legendäre Nacht lang hat meine Oma selig Patrouillengänge ums Haus gemacht, damit den Maibäumen ihrer Enkelinnen auch ja nichts zustößt, während diese friedlich geschlummert haben.

Wie viele alte Bräuche handelt es sich auch hier wohl schwerpunktmäßig um ritualisiertes Balzverhalten, damit die Geschlechter sich zusammengefunden konnten. Heute haben sich die Spielregeln natürlich längst geändert.