Der achtfache Weg des Yoga
Yoga entwickelt sich zu einer immer beliebteren Sportart, besonders hier bei uns in Deutschland. Yoga-Zentren scheinen aus dem Boden zu sprießen, Yoga-Bücher gibt es an jeder Ecke zu kaufen. Doch wie sieht eigentlich das ursprüngliche Yoga aus, das Yoga des Pantanjali? Und an alle unter euch, die Yoga praktizieren: Habt ihr schon mal etwas vom achtfachen Weg des Yoga des Pantanjali gehört und wenn ja, habt ihr ihn während euren Übungen auch im Hinterkopf? Oder seid ihr der Meinung man kann diese "ollen Kamellen" heute getrost vergessen?
Der erste Abschnitt des achtfachen Pfades ist Yama, die äußere Disziplin. Man soll ganz einfach sittliche Gebote gegenüber der Umwelt und sich selbst einhalten, wie etwa Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, nicht stehlen, reiner Lebenswandel, nicht Besitzergreifen und dergleichen. Anschließend folgt die innere Disziplin, Niyama. Es gibt persönliche Regeln dafür: Reinheit (psychisch und physisch), Zufriedenheit, Askese bzw. Selbstbeherrschung wie Fasten, Schweigen und dergleichen, eigenes Studium heiliger Schriften, Hingabe an einen Gott bzw. Verehrung des Göttlichen, also Frömmigkeit.
Der dritte Abschnitt ist Asana, die Körperhaltungen und -stellungen. Pantanjali macht keine genauen Vorschriften hierfür, man solle den Körper eben geschmeidig machen als Vorbereitung auf die Meditation usw. in den nächsten Stufen. Dann folgt Pranayama, die Atemregelung. Man soll Innehalten im Ein- und Ausatmen, den Atem verlangsamen. Dadurch soll die Lebenskraft, die den Kosmos erfüllt, konzentriert durch den Atem in den Körper aufgenommen werden.
Pratyahaia bedeutet Einholung oder Einziehen und meint die Zügelung und Zurückhaltung der Sinne, das Abwenden von äußeren Objekten, das Zurückziehen in den eigenen Geist. Als sechster Abschnitt folgt Dharana, die Konzentration, man soll sich als Konzentrationshilfe auf einen Punkt konzentrieren, zum Beispiel die Nasenspitze, ein Göttebild oder Mandala. Siebtens ist Dhyana, die Meditation. Hiermit ist die vertiefte Konzentration gemeint, der Beginn der Aufhebung des Gegensatzes zwischen dem Meditierenden und dem Objekt der Meditation.
Der achte, letzte und sehr selten erreichte Abschnitt des achtfachen Weges des Yogas nach Pantanjali ist Samdhi, die Versenkung. Es bezeichnet die Einheitserfahrung, das völlige Einswerden von Subjekt und Objekt, Betrachter und Betrachtetes werden völlig gleich. Das Selbst hat sich von der Materie des Betrachters getrennt uns somit herrscht ein klares Erlebnis reinen Seins vor.
Anscheinend hat sich der philosophische Teil des Yoga zumindest im Westen stark von der rein körperlichen Komponente abgespalten, sodass Yoga mittlerweile eher als Gesundheitsgymnastik mit meditativen Aspekten angesehen werden kann. Ich weiß nicht so recht, was ich von dieser Entwicklung halten soll.
Einerseits ist es ja nicht unbedingt verwerflich, Yoga eher als Sport anzusehen, und viele Leute sind entweder nicht interessiert oder gar nicht clever genug, sich mit Konzepten wie dem Einswerden von Subjekt und Objekt auseinander zu setzen.
Außerdem vermute ich mal stark, dass sich derlei Bewusstseinszustände nicht über VHS-Kurse erzeugen lassen, sondern jahrelange Übung und nicht zuletzt tiefes Interesse und Verständnis für die Kultur und Religion erfordern, aus der die Praxis des Yoga ursprünglich stammt.
Anderseits finde ich es irgendwo auch ein bisschen engstirnig, eine philosophische Praxis und Lebensform im Prinzip auf gymnastische Übungen und ein bisschen leicht verdauliches esoterisches Blabla zu reduzieren. Ich kenne etliche Yoga-Fans, die sich alleine deswegen für ach so erleuchtet und entspannt halten, weil ihre Übungen komische Namen haben und weil man dabei tief atmen soll.
Von den damit verbundenen Tugenden wie Selbstbeherrschung, Mitgefühl oder Anstand ist trotz unablässigem Sonnengrüßens leider nicht viel zu merken. In meinen Augen wäre es daher schon schön, wenn auch der weltanschauliche Hintergrund mehr vermittelt werden würde.
Ich würde mal behaupten, dass ich als "clever" durchgehe und, dass mich gerade deshalb alles, was einen religiösen, dogmatischen Anstrich hat höchstens aus rein akademischen Gründen interessiert, ohne, dass ich mich selber zu Betroffenen mache.
Ich integriere Yoga Übungen in mein Aufwärm- und Stretchprogramm und habe den Sport jetzt einige Zeit lang auch intensiver betrieben, weil ich es wegen einer Operation erst mal langsam und mit geringer Belastung angehen lassen musste. Nein, ich fühle mich dadurch nicht erleuchteter sondern schlicht und einfach fitter als wenn ich gar nichts mache, weil ich auf meine üblichen Sportarten verzichten muss.
Für Leute, die nach einer Religion suchen und Dogma brauchen um ihr Leben danach auszurichten ist es sicher nett, wenn sie Religion und Sport in einem netten Paket verpackt serviert bekommen, aber ich bekomme es auch hin ohne die Regeln, die andere Menschen aufgestellt haben, ein gutes Leben mit Mitgefühl und Anstand zu führen.
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