Lernstoff zum besseren Lernen abschreiben

Ich sitze mal wieder über meinen Unterlagen. Dabei ist mir aufgefallen, dass in manchen Fächern, wie zum Beispiel Biologie, eine Angewohnheit aus meiner Schulzeit, auftritt. Ich habe während meiner Schulzeit in Biologie oder Physik oder Chemie die Skizzen und den Text mindestens einmal separat aufgeschrieben. Keine Skizze war zu kompliziert, notfalls habe ich sie durch den Kopierer gejagt, natürlich ohne Beschriftung und sie dann in meine Notizen eingeklebt.

Sogar in der Krankenpflegeschule, in welcher wir extrem viel Text zu lernen hatten, habe ich die Absätze abgeschrieben und dann in meiner eigenen Handschrift gelernt. Das ist mir immer irgendwie leichter gefallen, als der teilweise winzige Text in den schweren Büchern. Hattet ihr auch solche Angewohnheiten während eurer Schulzeit? War es für euch Zeitverschwendung oder konntet ihr wie ich nicht anders lernen? Oder habt ihr den Text stur aus den Heften und Büchern gelernt?

Stur aus den Büchern gelernt, habe ich auch nie. Ich habe mir immer Notizen gemacht, Zusammenfassung oder Stichworte rausgeschrieben. Es hat mir immer geholfen, Wörter selber zu schreiben, weil ich mich dann besser an sie erinnern konnte. Ich bin zwar schon lange aus der Schule raus, aber das ist mir erst heute wieder aufgefallen.

Mein Mann hat unsere Salatsamen gesucht. Selbst geerntetes Saatgut fülle ich immer in kleine Papiertüten ab, die ich beschrifte. Er hat nach dem Tütchen mit den Salatsamen gesucht. Ich wusste aber ganz genau, dass es kein Tütchen gibt, weil ich mich nicht erinnern konnte, "Salat" geschrieben zu haben. Tatsächlich lagen sie noch zum Trocknen aus und waren noch nicht eingepackt. Dort hat mein Mann sie dann gefunden.

Es gibt halt unterschiedliche Lerntypen. Manche müssen sogar während dem Lernen in Bewegung sein. Andere brauchen es nur sehen, manche müssen es hören und daher laut aufsagen. Und wieder andere müssen es selber schreiben. Aber ganze Texte einfach nur abzuschreiben, kam mir nie in den Sinn. Da ist mir immer viel zu viel unnötiger Füllstoff dabei. Da fand ich Zusammenfassungen, für die man den Text ja verstanden haben muss, sinnvoller.

Es ist erwiesen, das man besser lernt, wenn man eine Eigenleistung erbringt. Da hilft abschreiben tatsächlich. Unsere Lehrer haben uns damals schon den Tipp gegeben uns Spickzettel zu machen. Dabei sollte man den Lernstoff möglichst übersichtlich und möglichst klein auf einen Zettel zu schreiben. Durch die Anstrengung und die Eigenleistung bleiben die Informationen hängen. Benutzen sollten wir den Spickzettel natürlich nicht, aber meistens konnte man den Inhalt eh auswendig.

Reines Abschreiben oder Zusammenfassen bringt mir persönlich überhaupt nichts. Ich muss immer das, was ich lese, auch hören. Also entweder ich muss mir das ständig laut vorlesen oder aber ich quatsche mir das auf Band und höre es mir dann an und lese parallel das was ich höre. Wenn ich etwas gleichzeitig höre und sehe, unabhängig davon ob ich die Notizen geschrieben habe oder nicht, bleibt bei mir persönlich viel mehr hängen als bei anderen Methoden.

Mir bringt reines Abschreiben schon sehr viel. Wenn ich einen Satz Wort für Wort aufschreibe, dann sage ich mir in dem Moment auch immer die Wörter im Kopf vor und präge sie mir so ein. Außerdem bin ich so quasi auch dazu gezwungen, mich näher mit einzelnen Wörtern oder Sätzen zu befassen und kann sie nicht einfach überlesen. Von daher habe ich es in der Schule immer so gemacht, dass ich den ganzen Lernstoff noch einmal abgeschrieben habe, um ihn mir zu merken.

In der Uni war diese Methode aber einfach nicht mehr möglich. Ich habe ja Germanistik und Geschichte studiert, wobei wir da immer mit sehr langen Texten gearbeitet haben. Diese konnte ich natürlich nicht abschreiben, damit wäre ich ja nie fertig geworden. Von daher habe ich mir die Texte immer mehrfach durchgelesen und wichtige Stellen markiert. Wenn mir aber etwas wirklich besonders wichtig erschien, dann habe ich mir die Stelle noch einmal separat rausgeschrieben und das manchmal auch mehrfach.

Ich habe es am liebsten so gemacht, dass ich während dem Lernen noch einige separate Blätter neben mir hatte. Auf ein Blatt habe ich einfach nur mehrmals den gleichen Satz hingeschrieben, wenn ich mir diesen merken wollte. Auf ein anderes Blatt habe ich mir die wichtigsten Sachen ganz kompakt aufgeschrieben. also eine Art Zusammenfassung. So ganz ohne zu schreiben könnte ich persönlich wirklich nicht lernen. Das klappt bei mir einfach nicht und ich muss immer einen Block und Stifte bei mir haben, um ordentlich lernen zu können.

Mir hat es nie wirklich viel gebracht, einen fremden Text Wort für Wort abzuschreiben, da es nicht meine eigenen Formulierungen waren. Habe ich hingegen einen Text durchgearbeitet, mir die wichtigen Stellen markiert und anschließend eine Zusammenfassung in meinen eigenen Worten aufgeschrieben, dann hatte ich den Stoff quasi sofort größtenteils schon im Kopf. Allein dadurch, dass ich mich gründlich mit der Materie befasst und darüber nachgedacht habe, wie man die Kernaussagen möglichst kompakt formulieren kann, habe ich mir schon eine Unmenge der Details gemerkt.

Eigene Zusammenfassungen von Lehrbüchern und Sachtexten waren deswegen schon seit der Schulzeit meine beste Lernstrategie. Ich arbeite auch heute noch bevorzugt so, wenn ich mich auf Prüfungen vorbereite - auch, wenn der Lernstoff immer umfangreicher und das Unterfangen, ihn komplett zusammenzufassen, somit eine immer größere und oftmals unmögliche Herausforderung wird.

Natürlich kostet diese Lernmethode extrem viel Zeit, und nicht immer habe ich die Geduld, sie von Anfang bis Ende konsequent durchzuziehen. Manchmal sehe ich mich gezwungen, meine Zusammenfassungen auf die wichtigsten zentralen Themen zu beschränken und den Rest lediglich mehrmals durchzulesen. Trotzdem hilft mir das Aufschreiben von Notizen immer sehr dabei, mir Dinge zu merken.