Ist ein Job an der Universität für euch ein Traum?

vom 20.11.2014, 02:55 Uhr

Ich glaube, dass viele, die studieren, auch gern an der Uni arbeiten würden. Denn da ist man dem Stress, der im normalen Arbeitsleben herrscht, ein Stück weit entzogen. Man forscht so vor sich hin oder hält Lehrveranstaltungen ab und wird ansonsten mit dem, was normale Arbeitnehmer belastet, weitgehend in Ruhe gelassen. Zumindest ist es bei meine Stelle an der Uni so. Es ist alles locker und man muss sich auch nicht an konkrete Zeiten halten, weil ohnehin alle zu den Besprechungen zu spät da sind. Eigentlich ist das der ideale Job, wenn nur die Tatsache nicht wäre, dass es das nur als kleine Teilzeitstelle gibt.

Das ist vielleicht der einzige Nachteil. Viele Stellen an den Unis sind nicht als Vollzeitstelle konzipiert, sondern werden als halbe Stellen oder gar Stellen zu 25% angeboten und selbst wenn fertige Akademiker höher bezahlt werden als studentische Hilfskräfte, so reicht eine 25%-Stelle doch nicht so ganz aus, um wirklich gut davon leben zu können. Na ja und ein weiterer Nachteil ist vielleicht, dass die Stellen oft befristet sind und die dann immer wieder verlängert werden müssen.

Wäre für euch ein Job an der Uni auch ein Traum? Würdet ihr gern aus dem normalen Berufsleben aussteigen und lieber im Wissenschafts-Turm arbeiten?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich muss ehrlich sagen, dass für mich lange Zeit eine Stelle an der Universität ein Traum war. Ich arbeite zur Zeit als SHK an einem Forschungsinstitut, das zur Universität gehört und unterstütze die Forschung an einer aktuellen Studie. Ich habe nichts mit der Lehre zu tun und muss auch keine Tutorien oder so was halten, ich arbeite halt nur an dieser einen Studie mit.

Ich muss dir schon Recht geben, die Arbeitsmentalität ist hier einfach nur traumhaft. Man wird nicht so wirklich gehetzt, man wird nicht unter Druck gesetzt und die Bezahlung ist auch nicht schlecht. Allerdings stört mich dann schon, dass es so wenige Stellen gibt, die wirklich dauerhaft besetzt sind. Mein Projektleiter beispielsweise ist voll ausgebildeter Arzt und er hat nur einen befristeten Arbeitsvertrag, der dieselbe Dauer hat wie mein Vertrag. Sobald das Projekt im nächsten Jahr zu Ende ist, müssen er und ich uns neue Jobs suchen.

Das Projekt wird bis dahin etwa 2,5 Jahre gelaufen sein, was ich schon ziemlich knapp bemessen finde. Ich meine, ich kann ja verstehen, wenn man nicht ewig an einem einzelnen Projekt arbeiten will bzw. soll, aber es ist schon nervig, wenn man theoretisch alle 2-3 Jahre eine neue Arbeitsstelle suchen muss. Es ist ja auch nicht immer garantiert, dass ein neues Projekt dann kommt und man eben an derselben Stelle dann weiter arbeiten kann nur eben mit einer neuen Aufgabe.

Mein Projektleiter hat dann noch nicht einmal eine Vollzeitstelle, sondern erst nur eine halbe Stelle, die dann nach 1,5 Jahren auf 75% aufgestockt wurde. Eine Familie hat er noch nicht, obwohl er verheiratet ist, aber ich frage mich ernsthaft, ob man mit einem derartigen Gehalt überhaupt eine Familie ernähren könnte, gerade in so einer teuren Stadt wie hier.

Ein weiteres Problem ist, dass man als Bachelor oder Master kaum richtige Arbeit an der Uni findet. Höchstens als SHK eben oder als Promovent. Ich persönlich habe aber nicht vor zu promovieren, ich sehe einfach keinen Sinn darin. Ein Doktortitel ist schließlich keine Garantie dafür, dass man Karriere macht und dafür ist mir der Aufwand ehrlich gesagt zu groß.

Ich persönlich würde schon gerne hier bleiben wollen, aber bei meinen beruflichen Plänen ist das wahrscheinlich nicht machbar. Ich möchte nach dem Bachelor erstmal einige Jahre Berufserfahrung sammeln, weil man für die beiden Master, die am ehesten für mich in Frage kommen würden, eine 1-2jährige Berufserfahrung als Voraussetzung für die Zulassung braucht.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Für mich wäre so ein Job nicht wirklich erstrebenswert. Als studentische Hilfskraft war das was anderes, der Job war im Vergleich zu anderen Studentenjobs interessant und relativ gut bezahlt und vor allem sehr gut mit meinem Studium zu vereinbaren, weil ich nicht durch die Gegend fahren musste um zu arbeiten.

Aber inzwischen habe ich doch andere Ansprüche an meinen Job. Ich habe einen kreativen Beruf, bei dem es auch von vorne herein klar ist, dass man sehr wahrscheinlich in der Industrie arbeiten wird. Wenn ich einen dauerhaften Job an der Uni gewollt hätte, hätte ich mir von vorne herein ein anderes Studienfach suchen müssen oder ich hätte zumindest andere Schwerpunkte im Studium setzen müssen.

Ich empfinde es allerdings auch nicht grundsätzlich stressig, dass ich in meinem Job mit anderen Leuten klar kommen muss und mich an Absprachen halten muss. Ich habe flexible Arbeitszeiten, ich habe ein Büro zu Hause, bessere Arbeitsbedingungen kann ich mir kaum wünschen. Und mich würde es sogar extrem stören, wenn ich mich mit meinem Team treffen würde und sich keiner an die verabredete Zeit halten würde. Ich habe schließlich wichtigere Dinge zu tun als auf die Kollegen zu warten.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich muss offen gestehen, dass ein Job an der Uni für mich auf jeden Fall ein Traum wäre. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich auf jeden Fall promovieren und am liebsten auch als Dozentin an der Uni arbeiten. Allerdings ist es wahrscheinlich alles andere als leicht, soweit zu kommen. Es ist ja schon schwer genug, eine Promotionsstelle zu bekommen. Dann noch von der Uni übernommen zu werden, ist noch viel schwerer.

Aber wünschen würde ich mir das auf jeden Fall. Wenn es denn klappen sollte, dann wäre ich auch mehr als glücklich darüber. Allerdings muss ich eben schauen, was die Zukunft so bringt. Jetzt mache ich erst einmal den Master und schaue, was danach kommt. Wenn es mit der Karriere an der Uni nicht klappen sollte, dann wäre das aber auch kein Weltuntergang, da ich auch schon andere Pläne habe.

Ich weiß nun nicht, wie stressig die Arbeit als Dozent letztendlich ist, aber ich stelle sie mir durchaus gut vor. Man verdient sehr viel und hat verhältnismäßig viel frei. Außerdem hat man auch studentische Hilfskräfte, die einem beim Korrigieren der Klausuren oder bei der Beschaffung von Materialien helfen. Die Seminare kann man auch mehr oder weniger selbst gestalten und ist da recht frei.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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