Als Praktikant längere Arbeitszeiten als Angestellte

Genau wie ich befindet sich auch meine Freundin in einem Praktikum. Sie ist ziemlich frustriert über ihre Arbeitszeiten, denn alle bezahlten Angestellten haben eine 35-Stunden-Woche. Sie, die natürlich keine Vergütung erhält, muss jeden Tag eine Stunde länger bleiben, weil sie eine 40-Stunden-Woche bringen soll. So ist sie die letzte Stunde immer fürs Ordnung machen zuständig. Ist das bei euch auch so, dass eure Praktikanten länger arbeiten müssen als die Angestellten?

Ich habe bisher immer nur von der Schule oder freiwillig ein Praktikum gemacht. Da hat man ja durchaus einen schönen Vertrag, in dem die Zeiten festgehalten sind und machen kann man da ja auch noch nicht so viel, weswegen man einfach auch nicht so lange bleiben muss. Eine 40 Stunden Woche finde ich für ein Praktikum aber eher unschön und würde das schon mal ansprechen, wenn man dann länger als die Angestellten bleiben muss.

Dass Praktikanten zumindest die üblichen Arbeitszeiten haben, das finde ich vollkommen normal. Unter Umständen sind die Arbeitszeiten eben auch länger. Das kommt doch ganz auf das jeweilige Praktikum an und auf die Organisation der Arbeitsabläufe.

In meinem ersten Betrieb haben Praktikanten immer länger gearbeitet als das restliche Personal in der Position. Das lag einfach daran, dass Praktikanten ausschließlich Frühschichten von Montag bis Freitag übernommen haben.

Das reguläre Personal wechselte die Schichten und arbeitete am Wochenende. Nur war die Frühschicht eben 8 Stunden lang, die anderen Schichten waren bis zu 6 Stunden kürzer. Arbeitet also ein regulärer Mitarbeiter eine Frühschicht zu 8 Stunden, 2 Spätschichten zu 6, samstags 4 und sonntags 2 Stunden bei 2 freien Ausgleichstagen in der Woche, kommt er nur auf 26 Stunden und der Praktikant dagegen 40 Stunden.

Bei meinem klinischen Praktikum mit 700 Stunden Umfang war die Arbeitszeit auch erheblich länger. Es wurde einfach erwartet, dass man die Sprechstunden am Vormittag und am Nachmittag mitmacht und mittags im OP steht. Da reichten 8 Stunden eben nicht, die anderen hatten dagegen Schichtwechsel.

Schön ist das natürlich nicht, aber wenn es in der Ausbildung so vorgesehen ist, dass man im Praktikum eine 40 Stunden-Woche hat, dann kann der Betrieb daran ja nicht viel ändern, sondern muss die Vorgaben so erfüllen und die Praktikantin eben auch. Ich kann es mir vorstellen, dass es unheimlich frustrierend ist, wenn man dann alleine noch eine Stunde jeden Tag aufräumen muss, aber ich denke nicht, dass man es ändern kann.

Solange man sich da an die geltenden Gesetze hält, ist es doch vollkommen egal, wie lange man als Praktikant arbeiten muss. Ich meine, wichtig ist in meinen Augen nur, dass man es bei Minderjährigen nicht übertreibt und sich da wie gesagt an die Jugendschutzgesetze hält. Die sind schließlich nicht umsonst da und machen sehr viel Sinn.

Wenn man jedoch erwachsen und belastbar ist, sehe ich da gar kein Problem. Mich persönlich würde es überhaupt nicht stören, wenn ich als Praktikant länger arbeiten müsste als die normalen Angestellten. Sonst lernt man ja nichts und wenn man keinen richtigen Einblick bekommt, kann man auch schlecht für sich selbst festmachen, ob dieser Job oder diese Branche beruflich für einen in Frage kommt oder nicht.

Je größer der Einblick, desto besser in meinen Augen und wenn man dafür Opfer bringen muss indem man beispielsweise mehr Zeit investieren muss, dann ist das in Ordnung. So ein Praktikum ist ja auch nicht ewig, für die paar Wochen kann man sich auch zusammenreißen wie ich finde.