Nicht genügend Geld für Klassenfahrt, dennoch Pflicht?

vom 11.08.2015, 09:27 Uhr

Ich kenne genug Familien, die mit ihrem Geld gerade so hinkommen. Wenn dann Dinge wie eine Klassenfahrt dazwischen kommen, wird es bei vielen sehr eng. Deshalb kann ich gut nachvollziehen, wenn man sich dafür entscheidet das Kind nicht auf die Klassenfahrt mitzulassen.

Natürlich ist das auch für das Kind nicht besonders angenehm, schließlich fahren alle Freunde mit nur man selbst nicht. Sicherlich kommen dann auch unangenehme Fragen auf einen zu, warum man denn nicht mitfährt etc.

Kann man überhaupt verweigern sein Kind mit auf Klassenfahrt zu schicken? Hat man in solche Fällen immer Anrecht auf Unterstützung seitens der Schule, selbst wenn man kein Hart IV empfängt? Wie ist es, wenn man nur nicht bereit ist so viel Geld für eine Klassenfahrt auszugeben? Würdet ihr eurem Kind verbieten mit auf Klassenfahrt fahren zu dürfen?

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» Finja18 » Beiträge: 1296 » Talkpoints: 61,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Um ehrlich zu sein, war ich auch einmal in solch einer Situation. Ich war damals auf eine andere Schule gewechselt und besuchte die achte Klasse. Ich war noch nicht lange in der Klasse und es stand schon eine Klassenfahrt bevor. Das war natürlich eine Chance für mich, mich besser in die Klasse zu integrieren, um Freundschaften zu schließen. Das Problem war damals leider nur, dass meine Mutter kurzfristig arbeitslos wurde und so fehlte uns natürlich das Geld für die Klassenfahrt.

Ich habe mich schon schnell damit abgefunden, nicht mitzudürfen und ich hätte dann in die Parallelklasse ein paar Tage gehen müssen, aber da ein Klassenkamerad nicht mitkommen konnte und schon bezahlt hatte, konnte ich seinen Platz einnehmen und wir konnten den Betrag per Raten ab bezahlen. Ich würde meiner Tochter solch eine Klassenfahrt ermöglichen wollen, da es eine schöne Erfahrung ist und ich denke auch ohne Geld vom Amt hat man die Möglichkeit, das Ganze finanzieren zu können.

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» Marina_1 » Beiträge: 1090 » Talkpoints: 56,17 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Eine Klassenfahrt kann gar nicht "Pflicht" sein, da die Eltern das Aufenthaltsbestimmungsrecht haben. Von daher kann man sich natürlich weigern, sein Kind mitgehen zu lassen.

Wenn aber wirklich nur das Geld der Grund sein sollte, sollte man, auch wenn das vielleicht etwas unangenehm ist, einfach mal den Klassenlehrer des Kindes ansprechen. Viele Schulen haben soweit ich weiß Fördervereine, die in solchen Lagen aushelfen. Aber selbstverständlich nur, wenn man das Geld tatsächlich nicht hat. Wenn die Eltern einfach nur nicht bezahlen wollen, guckt das Kind wohl in die Röhre und das wäre doch sehr schade.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Uns wurde früher immer gesagt, dass eine Klassenfahrt eine Pflichtveranstaltung sei und deswegen jeder mit muss. Trotzdem sind auch zu meiner Schulzeit einige Kinder wegen verschiedener Gründe nicht mitgefahren.

Wenn es tatsächlich nur am Geld liegt, würde ich den Klassenlehrer, die Klassenlehrerin darauf ansprechen. In manchen Schulen verkaufen Kinder in den Pausen Waffeln, oder Veranstalten einen Flohmarkt, um Geld für die Klassenfahrt zu verdienen. Dann müssen die Eltern nicht mehr so viel zahlen.

Im Übrigen wird eine Klassenfahrt frühzeitig bekannt gegeben und man kann bereits anfangen zu sparen. Ich würde mein Kind auch auf Klassenfahrt schicken wollen, weil es bei mir immer eine schöne Erfahrung war.

» Sonnenblume56 » Beiträge: 96 » Talkpoints: 26,17 »



Bei uns gab es damals die so genannte "Kulturmark". Möglicherweise wurde sie wegen der Einführung des Euros umbenannt, aber na ja, das spielt ja auch keine Rolle. Jedenfalls musste oder sollte da jedes Kind 15 Euro im Jahr einzahlen. Hatte man noch Geschwister auf der Schule, mussten die restlichen weniger bezahlen, ich meine zehn Euro pro Nase.

Von diesem Geld wurde die Klassenfahrt für solche Härtefälle bezahlt. Oder zumindest ein Großteil der Kosten. Wir hatten auch ein Mädchen in der Klasse, deren Mutter gerade eine Fortbildung vom Arbeitsamt aus machte und daher kaum Geld hatte. Der wurde dann die Fahrt bezahlt.

Unsere Parallelklasse machte sogar mal einen Sprachausflug in die USA, die jeden Schüler bestimmt über 1000 Euro kostete. In der Klasse gab es jedoch Drillinge und nicht jede Familie hat mal eben 3000 Euro über. Die drei sind dann auch gar nicht mitgekommen, da reichten die Ressourcen aus unserer "Kulturmark" wohl nicht mehr aus.

Man kann aber auch auf andere Weise so eine Klassenfahrt umgehen. Ich wollte in der zwölften partout nicht mit auf Klassenfahrt, jedoch nicht aus finanziellen Grünen, sondern weil ich gesundheitliche und persönliche Probleme hatte. Also kümmerte ich mich um ein Arztattest, das war gar kein Problem. Das ist aber auch eine gute Möglichkeit, wenn man sich schämt und nicht zugeben möchte, dass es an der finanziellen Situation der Eltern liegt.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Klassenfahrten und Exkursionen sind Schulveranstaltungen die unter die allgemeine Schulpflicht fallen. Aufenthaltsbestimmungsrecht der Sorgeberechtigten zieht also an dieser Stelle nicht, da die allgemeine Schulpflicht schwerer wiegt. Dementsprechend sind es wirklich Pflichtveranstaltungen. Wie sehr die Schule auf diese Pflicht besteht oder ob sie auch die Möglichkeit eröffnet, nicht an einer Klassenfahrt teilzunehmen, z.B. aus kulturellen Gründen, kann stark variieren.

Für die Familien ist es natürlich immer eine zusätzliche finanzielle Belastung, die zu stemmen ist. Erst recht wenn man mehrere schulpflichtige Kinder hat. Genau aus diesem Grund gibt es mehrere Möglichkeiten allen Kindern eine Teilnahme zu ermöglichen.

Familien die Transferleistungen vom Amt bekommen z.B. Hartz IV können Klassenfahrten anteilig oder komplett über das Bildungs- und Teilhabepaket bezahlen lassen. Das ist letztlich sehr unkompliziert. Die Schule muss die Kosten für die Fahrt eintragen, dafür unterschreiben und damit gehen die Familien zum Amt, die die Fahrt dann bezahlen. Natürlich zahlen die nur in einem gewissen Rahmen. Da gibt es genaue Tabellen, wie viel Geld pro Schuljahr für ein Kind zur Verfügung steht und die Schulen müssen darauf achten, dass Klassenfahrten und Ausflüge diese Beträge nicht überschreiten.

Ansonsten gibt es an fast allen Schulen Fördervereine, die einen Etat haben, der Familien zu Gute kommen soll, für die eine Klassenfahrt eine hohe finanzielle Belastung darstellt. Denn auch wenn die Eltern arbeiten, kann das Geld für Klassenfahrten manchmal nicht reichen.

So oder so sollte man sich immer vertrauensvoll an die Lehrer wenden. Eigentlich kümmern die sich immer darum, dass die Kinder mitfahren können.

» Jack R » Beiträge: 1229 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich bin in der zehnten Klasse nicht mit auf Klassenfahrt gegangen und auch nicht auf alle Fahrten die später im Gymnasium stattfanden. Das lag aber nicht am Geld, sondern daran, das ich meine Mitschüler nicht sonderlich mochte und keine Lust hatte, mit denen auf Fahrt zu gehen.

Daher würde ich es nicht in jedem Fall als großen Verlust ansehen, wenn das Kind nicht mit auf Klassenfahrt kommen kann. Vielleicht möchte das das Kind selbst nicht? Viele Kinder fühlen sich doch in ihrer Klasse nicht wohl.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Jack R hat geschrieben:Klassenfahrten und Exkursionen sind Schulveranstaltungen die unter die allgemeine Schulpflicht fallen. Aufenthaltsbestimmungsrecht der Sorgeberechtigten zieht also an dieser Stelle nicht, da die allgemeine Schulpflicht schwerer wiegt.

Die Schulpflicht erfüllt man auch, indem man den Unterricht einer anderen Klasse besucht, während die eigene abwesend ist. Die Schule kann niemanden zwingen, an einer Fahrt teilzunehmen. Bei uns wurde immer klar gesagt, dass es diese Option gibt, da es schon mal den einen oder anderen gab, der eher ungern mitgehen wollte und einmal ist auch tatsächlich jemand dageblieben.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich konnte auch einmal nicht mitfahren, weil es hinten und vorne an Geld gefehlt hat. Stattdessen musste ich in eine andere Klasse gehen, was mich einerseits schon traurig gemacht hatte. Andererseits war ich aber auch relativ froh, denn mit meinen Klassenkameraden kam ich nicht sonderlich gut aus und so war ich abends wenigstens immer zu Hause, statt im Mehrbettzimmer.

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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